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Re: Die Zukunft des Internet-Musikmarktes



Guten Tag,

> entscheidender Punkt vergessen: Bei "Radio Klassik" wird zwischen
> den Schlagern immer minutenlange Werbung eingeblendet.
>
> Der Kontext macht die Musik.  Und er legt fest, dass ziemlich alle
> Kinder, die heute aufwachsen, "Klassik" "bloed" finden.  Denn im
> Kontext der Berieselung und Werbefinanzierung klingt sie
> tatsaechlich bloed.

Eine kuehne Behauptung, dass gerade Werbung Kinder vor klassischer
Musik zurueckschrecken laesst. Vielleicht finden sie ja auch den
Kontext des Konzertsaals bloed, das stundenlange Schweigen, das
angestrengt andaechtige Lauschen - und wehe, jemand hustet zu
laut ...

> Besonders auf dem Lande, wo bis vor kurzem noch
> Musizieren mit Blasinstrumenten hoch im Kurs stand, hat die
> Berieselungskonserve jegliche Kultur ueberrollt.

Und wenn auch hier die Schuld nicht bei der "Kulturindustrie",
sondern beim Kulturbetrieb selbst liegt? Vielleicht haben Kinder ja
einfach keine Lust mehr auf "Du lernst ein Instrument!"-Autoritaeten.
Auf Blasorchester, in denen ihnen vorgeschrieben wird, welche Musik
sie zu spielen haben - anstatt es sie selbst entscheiden zu lassen,
oder sie gar selbst Musik komponieren zu lassen.

Und wenn die Kids heute - statt Noten vom Blatt zu spielen - 3
Akkorde in die Klampfe hauen bzw. Ende dieses Jahrzehnts wohl eher
mit Cubase und Co. rumexperimentieren und auf diese Weise einen
aktiven Zugang zur Musik finden, dann ist das doch wohl kein
Kulturverlust. Oder?

 > Kuerzlich gab ich der Tagesmutter meiner Tochter eine CD-Sammlung
> mit Mozart-Klaviersonaten in die Hand und bat sie, diese anstelle
> der sonstigen Pop-Berieselung abzuspielen.  Zunaechst erntete ich
> befremdete Blicke, nach ein paar Tagen berichtete die Tagesmutter
> mir jedoch  begeistert: "Wenn man bei diesen Mozart-Sonaten genau
> hinhoert, klingen die ja gar nicht so bloed.  Das haette ich nie
> gedacht!"

"Wenn man unsere Stuecke auf dem Klavier spielt, klingen sie wie
Mozart." Sagt Dieter Bohlen. Was natuerlich voelliger Quatsch ist.
Letztlich kann man aber den Leuten nicht vorschreiben, bei welcher
Musik sie genau hinhoeren. Man kann nur versuchen, sie dazu zu
bringen, dass sie genau hinhoeren, dass sie Musik generell ernst
nehmen. Egal, ob E oder U. Denn dann setzten sie sich auch damit
auseinander, entwickeln eigene Impulse.

Und vielleicht lassen sie dann auch Modern Talking links liegen...

Puh. Ich glaube, wir driften etwas ab. Um dem Rest der Liste nicht
voellig auf den Senkel zu gehen, ein wenigstens noch anekdotischer
Bezug zum urspruenglichen Thema:

Auf einer musikwissenschaftlichen Mailingliste wurde in diesen Tagen
diskutiert, welche Wege unbekannte Komponisten bei der
Veroeffentlichung ihrer Werke jenseits des Verlagsgeschaefts gehen
koennen. Natuerlich kam die Sprache auf das Netz. und als ich
schliesslich die GPL erwaehnte und fragte: "Warum nicht auch fuer
Noten?", erhielt ich folgende Antwort:

---/zitat/---


Warum nicht überhaupt? Heißt es doch am angegebene Ort:

"Wenn die Software [der Notentext [...] ] von jemand anderem
modifiziert und weitergegeben wird, möchten wir, daß die Empfänger
wissen, daß sie nicht das Original erhalten haben, damit von anderen
verursachte Probleme nicht den Ruf des ursprünglichen Autors
schädigen."

Das sollte man mal in jedes Musikprogrammheft und auf Konzertplakate
schreiben ;-)

---\zitat\---

In diesem Sinne



--
Janko Roettgers - roettgers@devcon.net - http://www.devcon.net/~roettgers/