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Re: Mehr Ueberwachungskameras in der City,



At 9:38 Uhr +0200 27.8.1999, Hary Tihomirov wrote:
>Welche Gesamtaussage ??

Dass FITUG bei seinem Leisten bleiben soll und die bisherige Vereinsarbeit
fortführen soll. Und dass ich ich für ungeeignet halte, auf jedes
Trendthema soviel Energie zu verschwenden, ohne dass FITUG eine handfeste,
tragfähige Lösung oder Alternative vorschlägt.

>Welcher Verbrechen ?

Hatte ich aufgezählt.

>An einer (1)  Statistik ist f¸r dich etwas nachweisbar.

Lustigerweise stellt die Kriminalstatistik des LKA Sachsen immer mehrere
Jahre gegenüber, so dass man Trends in der Polizeiarbeit erkennen kann. Das
Nutzen der Zahlen setzt jedoch voraus, dass man dem Staat (also den
Politikern, den Behördern, der Justiz, dem Volk, den Verkaeuferinnen im
Supermarkt) nicht von vornherein eine grenzenlose Dummheit unterstellt,
weil nur man selbst erkannt hat, dass man mit:
>Gib den Leuten  Arbeit , Ziele, Bildung, Alternativen, legalisiere
>die ( harmlosen ) weichen Drogen, entziehe internationalen Kartellen
die
>Grundlage, stecke Geld in Bildung, ect. ect. pp.
>Dann wird dieser ganze Kram überflüssig.
gesellschaftliche Probleme auf einen Schlag vom Tisch kriegt. Daran hat die
DDR-Führung auch geglaubt, und es hat nicht geklappt. Dort hatten die Leute
(ja, wenn sie wollten, kamen sie sogar an ein bisschen Hasch ran) - dennoch
gab es nicht gerade wenig Kriminalität.

>Wie wurde die Statistik erstellt ? Was wurde Ihr gegen¸bergestellt ?
>Auf welchen Verfahren basiert Sie ?? Welche und wenn ja wie liegen
>Vergleichsdaten vor ??

Hey, mach mich nicht für die Arbeit eines LKA verantwortlich. Gestatte mir,
dass ich die Zahlen einer Tabelle als korrekt akzeptier, wenn ich die
Institution bezahle. Verlange von mir nicht, dass ich ein Landrocksches
Statistikamt betreibe, nur um gegen Polemiken gefeit zu sein.

>Wenn ¸berhaupt dann von Richtern.

Gehen denn die Räuber von allein vor den Kadi? Nö. Darf ich in Deutschland
einen Gewalttäter verhaften, AFAIK nö (bitte korrigiert mich: Ich darf mich
in die Bresche werfen, ich darf und muss die Polizei alarmieren, aber ich
darf keine Strafverfolgung durchführen und ich darf keine Arrestierung und
Vorführung vor Gericht unternehmen, ist das richtig?)


At 10:09 Uhr +0200 27.8.1999, Thomas Jäckel wrote (zum Thema Polemik):

>Wieso sollte man stur auf einer Aeusserung beharren, wenn man zu
>besseren/anderen Einsichten gekommen ist?

In der gleichen Nachricht? Dann hätte man die falsche Einsicht gleich
löschen können.

[...]

Über mehr Polizeipräsenz auf den Strassen muss man sehr sorgfältig
nachdenken. Die Personalkosten sind immens hoch, sie dürften nur durch
Steuererhöhungen zu decken sein. Das Bevölkerungspotential, dass der
verantwortungsvollen Aufgabe eines Polizisten gewachsen ist, ist begrenzt.
Bezahlten wir jeden, der den "Job" machen würde, hätten wir recht bald
keine Polizei mehr so, wie wir sie heute kennen. Eine Lösung könnte ich mir
so mal ins Unreine vorstellen, indem man der Polizei technische Mittel zur
Verbrechensprävention und -aufklärung gibt und Instanzen schafft, die den
gezielten, zweckmäßigen Gebrauch der Mittel kontrolliert. (Auf das Beispiel
Kamera reduziert: Ein Bürger aus dem Wohngebiet, der sich durch eine
gewisse gesellschaftliche Reife auszeichnet, löscht die Bänder und
beaufsichtigt jeden Zugriff auf die Informationen.)

Hierfür ein tragfähiges Konzept erarbeiten, würde ich als
FITUG-Vereinsarbeit unterstützen. Das blosse "Schimpfen auf den Staat" und
Debatten wie diese verursacht bei den Leuten, die FITUG und die
FITUG-Lobby-Arbeit beobachten, doch eher den Eindruck, dass es ein
Kindergarten ist. Meine kleine Mail hat mehr als 20 zum Teil sehr
emotionale und unsachliche ("Du spinnst") Antworten ausgelöst. Naja.
Ein Hinweis über die Geschichte der Polizei war nicht dabei. Ich möchte bei
der Gelegenheit auch nochmal die Frage über den Gewalttäter nachbessern:
Was wiegt höher, die körperliche Unversehrtheit eines Menschen oder die
informationelle Unversehrtheit des Menschen, der einen Menschen verletzt
oder beraubt oder getötet hat?

Initiativen wie Neighborhood Watch sind m.E. in Deutschland aus
historischem Anlass nicht realisierbar. Viele werden dann "Blockwart"
rufen, wenn einer meint, die Freiheit des andern durch eine Anzeige bei der
Polizei einschränken zu dürfen. Wie gestellte Fernsehszenen nachwiesen (die
Reporter-Magazine haben das ja immer mal wieder gebracht), gibt es ja schon
bei einfachen Pöbeleien in öffentlichen Verkehrsmitteln niemanden, der
einschreitet. Oft auch deshalb, weil Unbewaffnete befürchten, der Pöbler
könnte eine Waffe rausholen. Da sich im öffentlichen Raum nicht nur
Pöbeleien abspielen, so könnte es unter entsprechenden
Datenschutzrichtlinien doch durchaus hilfreich sein, wenn das Verbrechen
dokumentiert wird. Es sei denn, man stellt wirklich an jede Ecke einen gut
ausgebildeten Polizisten - einen Schwarzen Sheriff will ich dort nicht
haben.

Joerg-Olaf und Kai sehen das ja ähnlich.

Eine Lösung für Verbrechen im nicht öffentlichen Raum (Wohnungen, Kneipen,
Clubs, Millieu-Treffpunkte) sehe ich in den Kontaktbereichsbeamten (früher
ABV, Abschnittsbevollmächtigter der Volkspolizei). Das ist ein in der
Praxis bewährtes Prinzip.

FITUG ist jedoch weder in der Lage diese auszubilden, noch diese zu
finanzieren. Konzentrieren wir uns also auf das, was wir auch schaffen
können. Sonst behalten/bekommen wir einen Ruf der Stammtischrevoluzzer.


Grüßle,
Holm

--
Holm Landrock, Muenchen, holm@cube.net, http://www.cube.net/~holm
"Honni soit qui pense!"