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Re: [FYI] Mit URL-Blocker gegen MP3-Server
- To: debate@fitug.de
- Subject: Re: [FYI] Mit URL-Blocker gegen MP3-Server
- From: "Janko Roettgers" <roettgers@devcon.net>
- Date: Sun, 12 Sep 1999 20:34:43 +0200
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Reply-to: roettgers@devcon.net
- Sender: owner-debate@fitug.de
Holger Veit schrieb:
> > Allerdings sollten wir uns nichts vormachen: In ein paar Jahren wird
> > Musik hauptsaechlich uebers Netz verkauft werden. Das Ende der CD als
> > Hauptverkaufstrager ist abzusehen und waer nur durch eine
> > astronomische Erhoehung der Leermedienabgabe abzuwenden -
>
> Das bedingt erst mal eine weitverbreitete Infrastruktur, sei es durch
> billige Downloadboxen und geringe Downloadkosten, oder Downloadshops,
> die einem die Musik auf einen Datentraeger speichern (das als MP3 mit
> lausiger Qualitaet in einen RIO zu laden, wo es nicht mehr rauskommt und
> beim naechsten Download floeten ist, wird sich kaum durchsetzen; es wird
> schnell festgestellt werden, dass das ein teurer Schmier ist).
Die geringen Downloadkosten fuer den Enduser werden wir wohl im
Laufe des naechsten Jahrzents sicher bekommen - ADSL & Co.
lassen gruessen.
> Downloadshops erfordern hohe Investitionen gegenueber der bisherigen
> Auslage an CDs in Regalen, so dass nicht bereitwillig jeder CD-Laden
> jetzt auf einmal, wie weiland beim Uebergang von der Schallplatte zur
> CD, der sich raeumlich gelohnt hat fuer den Haendler und
> qualitaetsmaessig fuer den Kunden, auf den neumodischen Internetzug
> aufspringen wird.
Fuer den Tontraegerhandel sollte sich das relativ schnell rechnen,
da ja die hohen Lagerkosten reduziert werden koennen. Zur
Qualitaet bzw. Auswahl: Die einer durchschnittlichen CD-Abteilung
bei Saturn etc. ist heute nicht gerade ueberragend. Aber um diesen
Bereich gehts, denn dort wird am meisten umgesetzt. Das
klassische Schallplattengeschaeft existiert ja kaum noch. Und der
Saturn-Kunde kann von so etwas natuerlich profitieren. Heute wars
fuer solche Laeden Wahnsinn, von jedem klassischen Konzert
zehn Einspielungen auf Lager zu haben. Mit Downloads sollte das
kein Problem mehr sein.
Ausserdem werden sie unter Druck gesetzt werden von neuen
Anbietern. MCDonalds & Co. werden dazu gerne mit den
Plattenfirmen zusammenarbeiten.
> > die nicht durchsetzbar ist. Und wenn die Hitparadentitel nur noch im
> > Netz erhaeltlich sind, werden sie dort auch gekauft (*) werden. Denn
> > der Konsument an sich ist ja doch traege und hat keine Lust,
> > stundenlang nach irgend welchen Raubkopien zu suchen. Schoenes
> > Beispiel dafuer: Auch der beste Decoderhack fuehrt nicht dazu, dass
> > Premiere weniger Abos verkauft.
>
> Falsches Beispiel: Der Aufwand, sich den Decoderhack im Netz zusammenzu-
> suchen, zu installieren und am Leben zu erhalten, ist immer noch
> wesentlich hoeher fuer den typischen DAU als zum naechsten
> Fernsehfritzen zu gehen und einen Decoder zu erwerben.
Genau das meinte ich ja. Und ebenso wird der Aufwand sehr viel
groesser sein (ist er ja eigentlich auch jetzt schon), sich die
aktuellen Top 10 von irgendwelchen illegalen Sites zu ziehen (wozu
man vielleicht sogar noch nen ftp-client braucht ...), als die Titel
Online zu kaufen.
> > *) Kleine Anmerkung: Ob dieses Verkaufen allerdings wirklich so
> > ablaufen wird wie sich die Musikindustrie das heute vorstellt, ist
> > eine andere Frage.
>
> Es geht darum, ob der Kunde gierig genug ist, die bereitgehaltenen
> Kroeten zu schlucken. Dazu muss man ihm jegliche Alternative wegnehmen.
> Das wird schwierig, solange er noch im Besitz von quasi
> freiprogrammierbaren Geraeten wie dem PC ist. Der Gedanke von
> Thin-Clients fuer jeden und Fat- Servers irgendwo in Rechenzentren ist
> da wegweisender, als es zunaechst noch den Anschein hat. Trojan horses
> ahead.
Das halte ich fuer Schwarzweissmalerei nach dem Motto: Hier die
boesen Medienkonzerne, dort der arme Verbraucher, dem man
seine Freiheit rauben will. Die eigentlichen grossen
Umwaelzungen, die auf uns zukommen, werden wohl eher durch
unterschiedliche Konzepte innerhalb der Medienkonzernwelt
(Plattenfirmen vs. Content-Provider) angestossen werden. Da wird
es genug Alternativen geben. Kein Grund, jetzt mal wieder den
Monopol-Teufel aus dem Sack zu holen.
Wenn Yahoo und Fireball jetzt MP3s verschenken, duerfte das die
Plattenfirmen wenig freuen, aber erst ein Anfang sein. Und wenn in
ein paar Jahren vielleicht AOL mit dem B-Boy-Komplettpaket fuer
einen Pauschalzugang inclusive der aktuellen HipHop-Chart-Titel
wirbt, geht das Spiel erst richtig los.
Mfg.
Janko Roettgers
--
Janko Roettgers - roettgers@devcon.net - http://www.devcon.net/~roettgers/