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Re: [FYI] Mit URL-Blocker gegen MP3-Server




Holger Veit schrieb:

> > Die geringen Downloadkosten fuer den Enduser werden wir wohl im 
> > Laufe des naechsten Jahrzents sicher bekommen - ADSL & Co. 
> > lassen gruessen.
> 
> Es bleibt teuer, sofern nicht etwa wie mit einer
> Internet-"Rundfunkgebuehr" alle Kosten abgegolten sind. Insofern sehe
> ich dem Pay-per-Listen-Wahnvor- stellungen gelassen entgegen. 

Die Diskussionen um Internet-Runfukgebuehr betreffen ja in erster 
Linie Live-Streams, die den PC (von der saumaessigen Qualitaet 
mal ganz abgesehen) ja tatsaechlich zu einem Ersatz fuer das 
Radiogeraet machen. Wenn Musik aber digital Online verkauft wird, 
gibt es zumindest in puncto GEMA-Abgaben keinen Grund, warum 
dies teurer werden sollte als bei Verkauf einer CD.

> > Fuer den Tontraegerhandel sollte sich das relativ schnell rechnen, da
> > ja die hohen Lagerkosten reduziert werden koennen. Zur Qualitaet bzw.
> > Auswahl: Die einer durchschnittlichen CD-Abteilung bei Saturn etc. ist
> > heute nicht gerade ueberragend. Aber um diesen Bereich gehts, denn
> > dort wird am meisten umgesetzt. Das klassische Schallplattengeschaeft
> > existiert ja kaum noch. Und der Saturn-Kunde kann von so etwas
> > natuerlich profitieren. Heute wars fuer solche Laeden Wahnsinn, von
> > jedem klassischen Konzert zehn Einspielungen auf Lager zu haben. Mit
> > Downloads sollte das kein Problem mehr sein.
> 
> Der Saturnkunde muss erst mal investieren in ein Geraet (ob PC oder RIO-
> Player)

Dann bekommt der Saturn-Kunde das eben noch ein paar 
Jaehrchen frisch im Laden auf CD gebrannt, bis der 
Geraetefuhrpark in deutschen Haushalten weiter gewachsen ist.

Und so klein ist der bei der Haupt-Zielgruppe (den Kids) heute 
schon nicht: PCs, Laptops, PlayStations ... eignet sich alles jetzt 
schon zur MP3-Wiedergabe. Und wenn sich die Settop-Boxen 
erstmal weiterentwickelt haben, sollte das auf der Plattform auch 
kein Problem mehr sein.

> bei dem bereits beim Kauf absehbar ist, dass es nach ein/zwei
> Jahren nicht nur veraltet ist, sondern inkompatibel ist. Vergleiche
> dazu: MD-Disk, DCC-Kassette, Laserdisk, DVD-Disk mit Countrycode,
> DSR-Radio, Digital-TV-Decoder. Bereits jetzt gibt es Unmut darueber,
> dass alle paar Monate der teure neue PC mit eben noch modernsten
> Videokarten und MHz-CPU quasi weggeworfen werden kann, weil es neue
> Spielesoftware gibt, die damit nicht mehr laeuft, sondern nur mehr
> kriecht. 

Der haelt sich aber in Grenzen. Offenbar gibts auch genug Leute, 
die jetzt eben mal 500 Mark in eine Dreamcast-Spielkonsole 
investieren. Die uebrigens auch ins Internet kann, womit sich der 
Kreis wieder schliesst.

> > Genau das meinte ich ja. Und ebenso wird der Aufwand sehr viel 
> > groesser sein (ist er ja eigentlich auch jetzt schon), sich die 
> > aktuellen Top 10 von irgendwelchen illegalen Sites zu ziehen (wozu man
> > vielleicht sogar noch nen ftp-client braucht ...), als die Titel
> > Online zu kaufen.
> 
> FTP-Client ist seit Browsern kein Thema mehr. Wer http:// schreiben
> kann, kann auch ftp:// schreiben. Ich erwarte gerade, dass die
> Raubkopiererei zunehmen wird. 

Ich nicht. Zumindest wird sie nicht so offen ablaufen, wie das jetzt 
noch
einige glauben durchziehen zu koennen. Wenn man sich zum 
Vergleich mal das
Angebot an raubkopierter Software im Netz anguckt, dann stellt 
man fest,
dass die einfachen Direct-Download- Sites weniger werden und mit
groesseren Problemen zu kaempfen zu haben. 

Die Folge: Diese Szene zieht sich aus der Oeffentlichkeit zurueck 
und besinnt sich auf das gute, alte Mailbox-Konzept mit 
geschlossenen Bereichen etc. Nur dass das heute eben Hotline 
oder Freedrive heisst. Um das zu nutzen braucht man dann 
tatsaechlich wieder eigene Clients, genug Zeit und ein hohes Mass 
an Kompetenz - im Vergleich zum Web-Klicken. Vergleichbares 
sehe ich auch fuer die illegalen MP3-Sites kommen.

> Es ist ein Unterschied, ob man sich den Decoderhack
> zusammen- samplen muss, READMEs lesen muss, und ohne Installshield durch
> Eintippen von merkwuerdigen Kommandos installieren muss, oder sich via
> bequemem Netscape- Mouseklick die Top 10 runterziehen kann (ggf. via
> Plugin direkt in den Player schieben laesst).

Gegebenenfalls muss man sich aber auch durch zig "dead links" 
kaempfen, bis das Resultat endlich auf der eigenen Festplatte ist.

> > Das halte ich fuer Schwarzweissmalerei nach dem Motto: Hier die 
> > boesen Medienkonzerne, dort der arme Verbraucher, dem man 
> > seine Freiheit rauben will. Die eigentlichen grossen 
> 
> Die Medienkonzerne sind an allem interessiert, nur nicht daran, Mutter
> Theresa zu spielen. Der Glaube an das Gute im Menschen ist fehl am
> Platze. Wenn es Profit verspricht, laesst man auch die Freiheit des
> Kunden hintenrueber- kippen. Und es verspricht massig Profit.

Niemand hat von Mutter Theresa gesprochen. Aber auch Papa Bill 
taugt hier nicht als Schreckensfigur ...

Natuerlich wollen Plattenfirmen Profit machen. Und Content-
Provider ebenso. Der Punkt ist nur: Bisher gehen ihre 
Vorstellungen ueber das Wie voellig auseinander. Das ist die 
Konfliktlinie, an der sich entscheidet, wie in Zukunft Musik 
vertrieben wird. Und da sehe ich nun wirklich alles andere als ein  
Monopol am Horizont auftauchen.

> > Wenn Yahoo und Fireball jetzt MP3s verschenken, duerfte das die 
> > Plattenfirmen wenig freuen, aber erst ein Anfang sein. Und wenn in ein
> > paar Jahren vielleicht AOL mit dem B-Boy-Komplettpaket fuer einen
> > Pauschalzugang inclusive der aktuellen HipHop-Chart-Titel wirbt, geht
> > das Spiel erst richtig los.
> 
> In dem Moment, wo Yahoo und ander Portals eigene Charts haben, gehoeren
> sie ebenfalls zu den Grossen der Branche. Die Namen aendern sich, die
> Geschaefts- praktiken werden damit noch lange nicht netter. 

Du uebersiehst, dass sie sich dennoch fundamental unterscheiden. 
Die Plattenfirmen wollen Musik im Netz verkaufen. Yahoo 
verschenkt sie, um mehr Banner schalten zu koennen. Das ist der 
eigentliche Konflikt.

> Es wird
> kraeftig aufgekauft werden und vielleicht werden denmaechst AOL-CDs
> verkauft statt verschenkt (mit Musik drauf); irgendetwas wird danach als
> Konzern uebrigbleiben. Und dies wird vollkommen den Charakter eines
> Monopols haben - ob da ein paar Spielzeug-Websites irgendwelchen
> Musik-Freaks ein paar exotische Werke bereithalten, kratzt den
> Mainstream kaum.

Wie gesagt: Ich seh eher das Gegenteil kommen. Wer AOL-Kunde 
wird, bekommt Musik umsonst. Ganz abgesehen davon haben wir  
natuerlich auch heute kein Musik-Monopol. Was wir haben, sind 
eine handvoll grosser Plattenfirmen, die in ihrem 
Geschaeftsgebaren bei allem Wettbewerb gemeinsame 
Geschaeftsinteressen haben. Diese Gemeinsamkeiten sehe ich 
jetzt aufbrechen. 

Und daneben haben wir ausserdem weiterhin unzaehlige kleine 
Independent-Label mit eigenen Vetriebsstrukturen und eigenen 
Distributionsformen. Die existieren ja in ihren Nischen recht 
erfolgreich. Ein Beispiel: Gemessen am Gesamtumsatz auf dem 
Tontraegermarkt ist die Vinyl-Platte zwar mittlerweile 
bedeutungslos. Fuer viele kleine Labels ist sie aber lebenswichtig, 
und die fahren damit recht erfolgreich. Und zwar so erfolgreich, 
dass Vinyl als einzige Distributionsform Umsatzzuwaechse 
verzeichnen kann - bei 10% Gesamtumsatzeinbussen auf dem 
Gesamtmarkt.

Mag sein, dass dies den Mainstrem nicht kratzt. Aber es ist weit 
mehr als ein Spielzeug, es ist eine lebensfaehige Nische. Wenn 
nun durch verschiedene Konzepte zur Musikdistribution Online der 
Gesamtmarkt gehoerig durcheinandergewuerfelt wird, entstehen 
dabei wieder neue Nischen. Und es wird Leute geben, die sie 
nutzen werden.

Mfg.

Janko Roettgers


--
Janko Roettgers - roettgers@devcon.net - http://www.devcon.net/~roettgers/