[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: OT: DDR-Auflösung (war: Mehr Ueberwachungskameras...)



* Arne Haeckel wrote:
>So, ja die einschlägige Dokumentation. So wie es unterschiedliche 
>Dokumentationen dazu gibt, gab es "damals" unterschiedliche 
>Menschen, die demonstriert haben.

Ack.

>Die paar (inzwischen) Ex-DDR-ler, mit denen ich gesprochen habe, waren alle
>auf den Montagsdemonstrationen, weil sie die DDR nicht mehr wollten.

Nack. Ganz persönlich involiert und deutliches Nack für alle Leute, die ich
in der damaligen Zeit kennen lernte. Es mag anderswo anders gewesen sein,
aber das muß man unter dem Blickwinkel des sich selbst Volllügens sehen.

>dieser Städte zu ihrer Meinung zu den Kameras befragt. Und diese 
>Menschen bestätigten meine Ansicht, daß gegen die DDR-Regierung 
>demonstriert wurde, weil viele diese Überwachung nicht mehr wollten.
>Natürlich gab es weitere Gründe für den Sturz der DDR-Regierung. Aber 
>das Eingesperrt Sein und der Wille nach Freiheit und Recht war ein 
>wichtiger Faktor. 

Überbewerte nicht die Aspekte 'Überwachung' und 'Recht'.

>Sicherlich hatten viele falsche Vorstellungen über die tatsächlichen 
>Verhältnisse im Westen. Aber andererseits haben noch zu DDR-Zeiten 
>meine Verwandten "drüben" auch so realistische Sätze gesagt wie 
>"Sooo einfach wird das bei Euch sicherlich auch nicht sein." Ich glaube 
>nicht, daß es wirklich nur 5% gewesen sein sollen. Ich würde die DDR-
>Bürger nicht für dumm halten wollen und nicht alle für blind vor 
>Materialismus....

Wenn mehr als 1% zu Wendezeiten in den Westen gegangen wären, wäre dieser
zusammengebrochen.

>> Konnte man, ich konnte sogar auf offener Straße mit ganz fremden
>> Bundesbürgern oder mit Menschen aus der Partnergemeinde reden. Ich habe
>> mich auch in Gaststätten und im Urlaub ganz unverblümt mit Bundis, verwandt
>> oder fremd, unterhalten.

>Naja, Du vielleicht. Aber ich habe einige Menschen in der DDR 
>kennengelernt, die sich offensichtlich anders verhielten als Du. Sobald 
>sie die Wohnung verlassen hatten, war da ein Schleier von Vorsicht und 
>Mißtrauen über jedem Schritt.

Du mußt wirklich arme Schweine kennengelernt haben.

>Und selbst heute noch kann man von einigen mir bekannten ehemaligen Ostlern
>Sprüche hören wie "Man muß einfach einiges wegstecken können" und bei
>näherem Nachfragen stellt sich heraus, daß damit ein Unterdrücken von
>Widerstand wegen des Nichtauffallenwollens gemeint ist. Die erklärte Wurzel
>sind Erlebnisse zu DDR-Zeiten. Nein ich wiederspreche Dir, Holm. Nicht alle
>waren so stark wie Du und haben sich getraut auf der Straße offen zu
>sprechen.

Sicherlich, aber es ist vermessen anzunehmen, es wäre ein nennenswerter
Anteil von Duckmäusern und Angsthasen. Die Mutigen sind in die Partei
eingetreten, um etwas zu ändern. Diesen Mut hatte ich nie.

>> Möglicherweise war die Situation in den 50er und 60er Jahren, vor allem
>> kurz nach dem Mauerbau, anders, vielleicht war die Situation auch 68/69
>> anders - das kann ich nicht einschätzen.

>OK, dabei kann ich auch nicht mitreden.

Dito. Aber die Erfahrungen meiner Eltern und Großeltern berichten
dahingehend einiges übles.

>> tut. Ich war jedenfalls recht bewußt dabei und bin mit dem personell -
>> nicht informationell - durchgeführten Überwachungsstaat oft genug angeeckt,
>> nur eben nicht so prominent wie Biermann, Boley und Co.

>Ich glaube Dir, daß Du das so erlebt hast. Aber nicht alle haben das so 
>erlebt. Sorry.

Dito. Es gibt mehr Leute wie Holm, als die Westpresse gerne hätte.