Hi Simone, Neko (Simone Demmel) schrieb am Wed, 23 Apr 2003 19:57:00 +0200: > >[so einiges; HV] Habe ich Dich richtig verstanden: Du bist für maximale Protokollierung inklusive Kameraüberwachung, Zeitprotokolle Deiner privaten E-Mail-Kommunikation usw. Du willst lediglich nicht, dass irgendwer außer dem großen Bruder "Staat" Zugriff auf diese Überwachungsdaten hat. Und weil mit Rundumüberwachung alle (bis auf eineN) ihre Unschuld beweisen können, bist Du für Rundumüberwachung. Das hast Du jedenfalls geschrieben, wenn ich mich nicht sehr verlesen habe. Ich glaub, ich bin auf der falschen Liste gelandet. >Primaer geht es >niemanden was an wo ich mich vor 2 Stunden rumgetrieben habe. Dann hat >auch keiner an diesen Daten rumzufummeln ausser um festzustellen, dass >ich nicht XYZ bin. Dann ist es, als waeren diese Daten nicht da Daten, die da sind, sind da. Und wenn jemand darauf Zugriff hat und überprüfen kann, ob Du XYZ bist, dann ist es auch _nicht_ so, als wären diese Daten nicht da. Und das ist erstmal unabhängig davon, ob XYZ verdächtigt ist, 'ne Bank ausgeraubt zu haben, staatsfeindliche Propaganda verbreitet haben soll, 'ne "peinliche" Krankheit hat, ohne Wissen der PartnerIn sexuelle Kontakte hat oder sonst etwas Interessantes. >Leider sind Menschen (insbesondere Deutsche) uebergruendlich Quelle? Sind Deutsche gründlicher als Schweizer? Sind Männer gründlicher als Frauen? Sind Über-40-jährige gründlicher als Unter-40-jährige? Sind JüdInnen gründlicher als Muslime? Sind Arme gründlicher als Reiche? ... Und vor allem: Was hat das mit dem Thema zu tun? (Und noch ein Nachtrag: Was hatte Deine heutige Gewerkschaftsschelte mit dem Thema zu tun? Ich musste mich sehr zurückhalten, keinen langen Vortrag über meine Einstellung zu gesellschaftlicher Verteilung von Reichtum zu halten. Ist es nötig, solche umstrittenen off-topic-Fragen anzuschneiden?) >Aber: Solange die Schuld nicht bewiesen ist... (es ist nicht >bewiesen, dass Daten, waeren sie vorhanden, missbraucht werden wuerden Unnötige (im inzwischen bekannten Sinn) Daten sind vorhanden. Allein das ist ein Missbrauch und ein Eingriff in mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung. >Es geht nicht um Dateninhalte, es geht um Praesenz. a) Auch die Präsenzdaten sind ein Inhalt. Wann ich "im Internet bin", ist meine Privatsache. Ebenso wie es meine Privatsache ist, wie viele Minuten / Stunden am Tag ich fernsehe. Das geht _erstmal_ niemanden etwas an. Ein Missbrauch fängt nicht erst an, wenn protokolliert wird, _was_ ich im Internet mache oder _welche_ Fernsehsender ich einschalte. b) Auch Webseiten-Betreiber haben Logfiles. (In meinem Fall: Heise.) Zusammen ergibt beides eben doch die Dateninhalte, von denen Du behauptest, dass es um sie gar nicht gehen würde. >Hier lief irgendwo das nette Beispiel mit dem Mietauto und das passt >ganz gut. Autos sind extrem gefährlich, durch Autos werden alljährlich viele Menschen getötet. Daher dürfen Autos in der Öffentlichkeit nur nach vorheriger Prüfung der FahrerIn ("Führerschein"), nach Prüfung des Fahrzeugs (TÜV) und nach Absicherung eventueller Schäden (Versicherung) betrieben werden. Außerdem ist die gut sichtbare Kennzeichnung durch Nummernschilder Pflicht. Auch mit Fahrrädern lassen sich tödliche Unfälle verursachen, Fahrräder dienen (sogar erfolgreich) als Fluchtfahrzeug bei Banküberfällen, mit Fahrrädern lassen sich massenhaft Verkehrsregeln brechen, auch Straßenblockaden sind mit Fahrrädern möglich. Aber insgesamt ist die Gefährlichkeit von Fahrrädern deutlich unter der Gefährlichkeit von Autos anzusiedeln. Daher darfst Du Fahrräder verwenden, ohne eine Fahrprüfung abzulegen, ohne das Fahrrad einer unabhängigen technischen Kontrolle zu unterziehen und ohne eine Versicherung zu haben. Ähnlich sehe ich das mit Computern mit Internetzugängen. Damit lässt sich viel Mist machen, aber doch alles auf einer relativ niedrigen Ebene. Mord, Vergewaltigung, Totschlag usw. finden eben im Reallife statt, nicht im Internet. Entsprechend darfst Du das Internet ohne Befähigungsprüfung (Führerschein) nutzen, Du musst Dein Werkzeug (Rechner inkl. Software) nicht regelmäßig einem Sicherheitstest unterziehen und Du musst Dich auch nicht gegen Schäden versichern, die Du mit Deinem Rechner anrichtest. Und: Du musst - bei Fahrrad und Internetzugang - kein Nummernschild haben. Und das soll bitteschön auch so bleiben. >Was hat das mit glaesern zu tun? Glaesern ist es erst, wenn sich jemand >die Daten anschaut und auswertet. Blanker Unsinn. Ein Glas ist gläsern, auch wenn niemand hereinschaut. >Solange die Daten irgendwo verschimmeln >sind sie praktisch nicht existent. Also doch: Rundumüberwachung aller immer und überall. Herausgabe der Daten nur auf Anordnung des großen Bruders Staat, um eventuelles Fehlverhalten aufzuklären. >Nein, ich bin's langsam leid wie einige Leute das Netz kaputt machen >und wenn man sie dingfest machen will kommen solche wie Du und faseln >was von glaesernem Buerger. Ich bin der Überzeugung, dass eher Menschen mit einer (imho: naiven, obrigkeitstreuen) Einstellung wie Du "das Netz kaputt machen", als ein paar Hundert Spammer und Script-Kiddies. Holger
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