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Re: Computer-Meisterbrief



> Ich kenne in meinem Umfeld (Netzwerk/Internet-Service) sehr viele Leute,
> die in ihrem Feld absolut top sind, und die meisten davon haben keine
> formale Ausbildung und damit auch keinerlei Chance auf so einen
> "Meisterbrief".
>
> Wenn die jetzt alle entweder ihr Geschaeft aufgeben, oder fuer teures Geld
> (und noch teurere Zeit) sich diesen Meisterbrief holen, ist das definitiv
> schaedlich - fuer sie, und fuer die Branche.

Man kann sehr wohl ein Uebersetzungsgeschaeft betreiben, ohne die
staatliche Pruefung abgelegt zu haben.   Die Handwerkskammer scheint mit
ihrem "Meisterbrief" wesentlich weitreichendere Monopole anstreben zu
wollen.  Was genau?
 
> > Wer weiss, ob "mittelalterliche" Regelungen
> > nicht manchmal gerade zur Zukunftsfaehigkeit beitragen koennen?  
> 
> Wie stellst Du Dir vor, dass durch Behinderung und zusaetzliche Kosten
> irgendetwas "zukunftsfaehig" wird?

Zertifizierungen und auf ueberpruefbaren Verfahren beruhende Titel helfen
der Transparenz des Marktes und schaffen neue Maerkte (z.B. fuer
Lehrbuecher und weiterreichende Bildungsangebote). 

Zertifizierungssysteme beduerfen aber nicht besonders weitreichender
Privelegierungsregelungen, um existieren zu koennen.  ISO 9000
funktioniert dadurch, dass Grossunternehmen es vom Zulieferer fordern,
nicht dadurch, dass sich die ISO selbst eine Monopolstellung dekretiert,
wie es sich die Handwerkskammer offenbar anmassen will.

> > Als durch mittelalterlichen Zunftregelungen privilegierter "staatlich
> > gepruefter und gerichtlich beeidigter Uebersetzer und Dolmetscher fuer
> > Chinesisch und Japanisch" nehme ich zu beglaubigende Uebersetzungen sehr
> > ernst, da Schlamperei zum Entzug meiner Privilegien fuehren wuerde.  
> 
> Das ist aber etwas ganz anderes - hier hast Du etwas, wo Du *beglaubigst*,
> was der Kunde nicht direkt nachpruefen kann.  Das muss (genauso wie
> Notare usw.) natuerlich kontrolliert werden.
> 
> Bei einem Netzwerk (o.ae.) sieht auch der Laie sehr schnell, ob etwas 
> funktioniert oder nicht, und durch die normale Gewaehrleistungspflicht ist
> man als Auftragnehmer sehr wohl gebunden.

Ein Umzugsunternehmer (der weit trivialeres leistet als ein
Netzwerktechniker) ist durch die Gewaehrleistungspflicht in der Praxis
nicht gebunden (http://www.a2e.de/phm/aauzA3de.html).  Der Bedarf nach
vertraulich machenden Titeln besteht auch hier, und zwar umso mehr wie
der Nachfragende in einer buerokratischen Organisation arbeitet.  
Buerokraten sind wild auf Zertifizierung.  Da kann man so schoen seine
eigene Verantwortung abwaelzen und vieles gute mehr...

Gerade das mag Widerwillen erwaegen, aber ich finde man sollte lieber das
Zertifizierungswesen positiv gestalten als sinnlose Kaempfe dagegen zu
fuehren. 

--
PILCH Hartmut * Pei2 Han2mu4 * http://www.a2e.de/phm/
ceterum censeo accessibilitatem systemorum esse certificiendam