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Re: DLF ueber Echelon und Wirtschaftsspionage



On Wed, Nov 24, 1999 at 10:46:32PM +0100,
	Kai Raven wrote:
> 
> 
> Hallo Holger,
> 
> On 24.11.1999 to subject "Re: DLF ueber Echelon und Wirtschaftsspionage",
> you wrote:
> 
> >On Tue, Nov 23, 1999 at 09:55:32PM +0100,Kai Raven wrote:
> 
> >> Aber mehr als ein ideologisches Kampfmittel wird es nicht mehr sein
> >> können, ein generelles Verbot und unter Strafe-stellen von starker
> >> Kryptografie in privater Hand erscheint mir nicht mehr
> >> durchsetzungsfähig, wohl aber, um einen spätereren Zwang zur
> 
> >Mit einem System wie Echelon in der Hand wird es durchsetzbar: da steht
> >ein "PGP-Encypted" im Text (duemmste Methode) und die Mail hat nur noch
> 
> Gut, dass man mit "Echelon-Techniken" verdächtige bis verschlüsselte
> Daten besser, schneller und automatisierter aufspüren könnte, ist klar.
> Aber 1. wird man grosse Teile des Echelon Systems nie preisgeben, folglich
> kann man es auch nicht als Begründung für die technische Machbarkeit
> eines Kryptoverbotes heranziehen, 2. selbst wenn man es heranziehen
> würde, d. h. es technisch machbar wäre, ein Verbot durchzusetzen, halte

Echelon existiert, das weiss mittlerweile "jeder". Die Frage ist, was es
leistet. Dinge wie das NSA-Patent und Bad-Aibling1=Industriespionage sind
die ersten Nebelkerzen, die geworfen werden. Irgendwann "sickert zufaellig"
durch, dass dank dieser Technologie irgendein Verbrecherring aufgedeckt
wurde, aber aufgrund der Verwendung von Kryptotechnologie der Exekutive
die Haende gebunden seien: "Hilfe! Wir brauchen Kryptoverbot! Wir sehen 
zwar alles, aber wir sind hilflos und koennen euch nicht mehr schuetzen.
Wir brauchen unbedingt von euch die Legitimation, das Notwendige zu veran-
lassen, sonst koennt ihr euch nicht mehr sicher auf die (Daten-)Autobahn
wagen." Dass das eher ein Pladoyer fuer denn gegen Krypto ist, ist uns allen
hier klar. Die Internetdebatte laeuft aber seit jeher auf dem reisserischen
Porno/Nazi/Verbrecher-Niveau ab, und mit der zunehmenden Vergreisung der
Gesellschaft (und daraus resultierend zunehmendem Beduerfnis nach Sicherheit -
ein Ruf nach dem starken Mann). Wer etwas erreichen will, wird den Teufel
tun, und sich an die Experten wenden, sondern die ungewaschenen Massen
versuchen zu manipulieren, solange es noch geht (NB: warum ist bei Wahlen
das Standardthema die Frage, ob die Renten sicher sind?).

> der PGP verstanden hat und es einsetzt, gibt es eine Person mehr, gegen die
> man ein Verbot durchsetzen müsste. Was zählt, ist Kryptografie und

Du wirst nicht gefragt. Du bist bereits jetzt zu gefaehrlich. Du wirst
in der Debatte ggf. als Befuerworter von Internetschmutz und Feind der
oeffentlichen Ordnung denunziert, wenn Du dich mit irgendeinem Wort
fuer Freiheit und Grundrechte aussprichst. Wenn erst mal jeder dumme Boris drin
ist und entdeckt hat, dass in dem Medium nicht mal nur ein Bruchteil 
soviel Schmutz zu entdecken ist wie allgemein herumgehyped wird, bekommt
man Grundrechtseinschraenkungen zum Schutze der Buerger nicht mehr durch.

> Dinge wie Echelon, CESA usw. noch mehr publik zu machen, die Anwendung
> starker Kryptografie in privater Hand noch mehr zu fördern, um so den
> Widerstandsdruck noch mehr zu vergrössern (dehalb auch sehr positiv die
> Förderung von GnuPG durch das BMWI oder die Arbeit von Telepolis - die

Panem et Circenses. Der Betrag fuer GPG liegt vermutlich noch unter den
taeglichen Stromkosten der Abhoerhardware der Amis in Deutschland. Foerderung
von GPG ist staatliches Maezenatentum; anderswo setzt man eine klotzig-haessliche
Stahlblechskulptur zum gleichen Preis vors Rathaus.

> ich als positive Vertreter für den Big Brother Award nominieren würde).

[...]
> >Das auf jeden Fall, bedingt allerdings, dass unautorisierte Krypto
> >unter Strafe gestellt wird.
> 
> Wieso, wenn ich in UK etwas mit PGP verschlüssele und dann aufgrund der
> Investigatory Powers Bill zur Herausgabe von Passphrase/Secret Key
> gezwungen werde, hängt das doch nicht davon ab, ob PGP autorisert ist
> oder nicht. Zum zwanghaften Offenlegen braucht man Kryptografie nicht
> vorher zu regeln oder zu verbieten.

Es macht es aber einfacher. Sonst koennte ja jeder seinen privaten
Antiabhoerknueppel an die Software anhaengen, ueber den dann der
legitime Echeloonie stolpert.

Holger

-- 
If Microsoft is ever going to produce something that does not suck,
it is very likely a vacuum cleaner.