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Re: [FYI] Jugendschutz: Filterprogramme bringen es nicht



Ich habe keine Zeit, mich mit jedem einzelnen Detail 
auseinanderzusetzen, deshalb einfach ein Rundumschlag.

Holger: Der Wertekanon, warum wir das hier ueberhaupt 
diskutieren heisst StGB und Jugendschutzgesetz. Wenn 
wir einen anderen Wertekanon wollen, muessen wir eine 
Partei gruenden oder Abgeordnete dafuer gewinnen.

Das Totschweigen, was hier so herrlich angeprangert 
wird, ist in der bisherigen Welt durch eine Politik 
der "hohen Mauern" gesichert. Das ist seit '68 konsens.
Wenn man von aussen in einen Sex-Shop reinsehen kann, 
dann macht der Sex-Shop-Betreiber sich strafbar wegen 
Verbreitung von Pornographie. Versuch das mal im Internet
umzusetzen. 
Die Politik hat schon zurückgesteckt und begnügt sich mit 
relativ doofen Filtern.

Das die Filter schlecht sind, bedeutet nicht, dass wir 
a. Das Netz ganz zu machen oder
b. Den Jugendschutz über Bord werfen

Beides ist nicht möglich.

Warum es nicht geht und was nicht geht, hat Kristian 
immer wieder dargetan, in langen Artikeln.

Was geht und wie es gehen kann, das weiss keiner. Die 
eher an Freiheit Interessierten, zu den ich auch die 
meisten FITUG'er zähle, sind froh, dass den anderen 
derzeit nix einfällt und dass das, was ihnen einfällt 
einfach technisch so schlecht ist, dass es sich nicht 
durchsetzen wird.

So werden wir noch eine ganze Weile weitermachen, umrahmt 
von bombastischen Konferenzen á la Bertelsmann in München.

Freut Euch einfach mit mir über diese schöne Situation.

Ein frohes neues Jahr an alle

Rigo
 
On Thu, Jan 06, 2000 at 01:13:50PM +0100, Martin Rost wrote:
> Kristian Koehntopp schrieb:
> 
> >In schulung.lists.fitug-debate you write:
> >>Dass die Filtertechniken unzulaenglich sind, macht nichts, sie
> >>werden a) faktisch in allen Variationen eingesetzt und
> >>erfuellen b) tatsaechlich sogar ihre Funktion, naemlich den
> >>ebenso geheimen wie offensichtlichen gesellschaftlichen
> >>Moral-/Wertekanon, der den Druck auf Eltern und Lehrer als
> >>Funktionstraeger ausuebt, zu bestaetigen. Genau das besagt die
> >>Studie im Kern.
> >
> >Verzeihung, aber die Situation ist wesentlich komplexer.
> >Zunaechst einmal bestaetigen Filter keinen Wertekanon. Filter
> 
> Selbstverstaendlich bestaetigen Filter einen Teil des faktisch
> geltenden gesellschaftlichen Wertekanons: Filter machen explizit, was
> bislang zumeist eher implizit galt - und was sich auch rechtlich
> nicht codifizieren liess bzw. als taegliche Praxis neben dem Recht
> Bestand hat, genau deshalb sind es "nur" Werte, keine Vorschriften.
> Der Wertekanon kann einzig aufgrund seiner Nicht-Festgelegtheit
> kontrafaktisch zumindest noch leidlich in einer nicht mehr
> hierarchisch geordneten Gesellschaft wirksam sein. Der Einsatz von
> Filtern beschwoert deshalb die Konflikte erst herauf, zu deren
> Bannung sie eigentlich eingesetzt werden.
> 
> >blenden Inhalte auf Grund formaler Kriterien aus. Das ist in
> >mehrfacher Hinsicht schaedlich:
> >