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Re: [FYI] Jugendschutz: Filterprogramme bringen es nicht



Kristian Koehntopp schrieb:

>In schulung.lists.fitug-debate you write:
>>Dass die Filtertechniken unzulaenglich sind, macht nichts, sie
>>werden a) faktisch in allen Variationen eingesetzt und
>>erfuellen b) tatsaechlich sogar ihre Funktion, naemlich den
>>ebenso geheimen wie offensichtlichen gesellschaftlichen
>>Moral-/Wertekanon, der den Druck auf Eltern und Lehrer als
>>Funktionstraeger ausuebt, zu bestaetigen. Genau das besagt die
>>Studie im Kern.
>
>Verzeihung, aber die Situation ist wesentlich komplexer.
>Zunaechst einmal bestaetigen Filter keinen Wertekanon. Filter

Selbstverstaendlich bestaetigen Filter einen Teil des faktisch
geltenden gesellschaftlichen Wertekanons: Filter machen explizit, was
bislang zumeist eher implizit galt - und was sich auch rechtlich
nicht codifizieren liess bzw. als taegliche Praxis neben dem Recht
Bestand hat, genau deshalb sind es "nur" Werte, keine Vorschriften.
Der Wertekanon kann einzig aufgrund seiner Nicht-Festgelegtheit
kontrafaktisch zumindest noch leidlich in einer nicht mehr
hierarchisch geordneten Gesellschaft wirksam sein. Der Einsatz von
Filtern beschwoert deshalb die Konflikte erst herauf, zu deren
Bannung sie eigentlich eingesetzt werden.

>blenden Inhalte auf Grund formaler Kriterien aus. Das ist in
>mehrfacher Hinsicht schaedlich:
>
>- Formale Kriterien (URLs, URL-Pattern, Schluesselworte) zu
>  nehmen, um moralische Bewertungen von Inhalten vorzunehmen
>  funktioniert im allgemeinen nicht. Das Resultat ist
>  Dysfunktion: Leute codieren ihre originale Message um das
>  formale Sperrkriterium herum.
>
>  Aktuelles Beispiel:
>    http://slashdot.org/article.pl?sid=00/01/04/2134245&mode=nocomment
>    http://slashdot.org/comments.pl?sid=00/01/04/2134245&cid=11
>    http://slashdot.org/comments.pl?sid=00/01/04/2134245&cid=121
>
>  Die Sperrung hat keine erkennbare Wirkung: Sie ist durch
>  einen der zahllosen Proxies und Rewebber leicht zu unterlaufen
>  und das Unterlaufen der Sperre kann nicht wirksam verhindert
>  werden (siehe auch
>  http://www.koehntopp.de/kris/artikel/rating_does_not_work:
>  "E-commerce and ICR&S are natural adversaries"), weil
>  generische, verschluesselte Ende-zu-Ende Kommunikation im
>  jedem E-Commerce-faehigen Environment Pflicht ist. 
>
>  Der Umweg um eine solche Sperre ist automatisierbar. Die
>  Performance ist noch (!) nicht in jedem Falle ausreichend,
>  wird aber laufend besser.
>
>  Hier entsteht ein Ruestungswettlauf, den die Filterer nicht
>  gewinnen koennen (warum das so ist: siehe unten).

Darf ich Deine Ausfuehrungen bis hier so zusammenfassen: Der Einsatz
von Filtern ist technisch unzulaenglich?

>- Etwas zu sperren, macht keine paedagogisch sinnvolle Aussage
>  ueber eine Moral. Es verdraengt ein Thema, aber es bewertet
>  nicht. 

Ganz im Gegenteil: Etwas zu sperren, verdraengt nicht das Thema,
sondern erzeugt es. Es sind bspw. die verknoechert-autoritaeren
Lehrer, an denen Schueler besonders gut selbstgewaehlte
Urteilsfaehigkeit lernen.

>  Entweder man gibt zu, dass die heutige Welt nicht geeignet
>  ist, um Kinder aufzuziehen. Dann laesst man das mit den
>  Kindern sein - diese Entscheidung ist seit gut 40 Jahren ja
>  moeglich. Oder man akzeptiert ohne zu Bejahen: Ja, so etwas
>  gibt es. Nein, wir machen so etwas nicht, denn es ist Boese,
>  weil... <-- Das "weil" hier ist die Moderne.

Es geht nicht um Kinder, sondern um Jugendliche. Der Unterschied ist
wichtig. Kinder unterstehen schlicht der Aufsicht der Eltern/ Schule,
der Zwang zu Autonomieuebungen besteht nur in wenigen, meist eher
koerperorientierten Bereichen, man laesst sie auf die Baeume
klettern. Hier kann noch funktionieren: "Nein, fuer Dich gibt es kein
Internet! Oder nur, wenn ich dabei bin!". Jugendliche unterliegen
dagegen der paradoxen Situation, dass sie zur Selbststaendigkeit
erzogen werden muessen, um in ihrer Urteilsfaehigkeit autonom zu
werden (schon Kant hatte auf die der Paedagogik inhaerenten Paradoxie
hingewiesen: erziehen zum sich nicht erziehen lassen. Die gleiche
Paradoxie gilt fuer "den Buerger in Uniform" in der Bundeswehr oder
fuer den muendigen Buerger in einem Rechtsstaat. Deshalb sind
Jugendschutz und Buergerschutz strukturell verwandte Themen). Wo
genau der Kipppunkt zwischen Kind und Jugendlichem ist, ist wohl nur
individuell bestimmbar.

Jugend ist ein Konzept, das moderne Industriegesellschaften
entwickelt haben, weil die Ansprueche an die Gesellschaftsmitglieder
in modernen Gesellschaften eben nicht wie historisch zuvor konsistent
sind (und weshalb fundamentalistisch orientierte Gesellschaften - die
genau deshalb ueber kein Jugendkonzept verfuegen - so verfuehrerisch
kuschelig waeren, wenn man sie (wenn sie sich selber) in Ruhe
liesse). Nein, kein Geschlechtsverkehr so jung, ja, natuerlich
Geschlechtsverkehr so jung, nein keinen Alkohol als Jugendliche
trinken klar, na klar, die muessen doch Erfahrung sammeln... ist
beliebig erweiterbar. In einer modernen Gesellschaft gibt es kein
logisch befriedigendes Entweder-Oder, sondern den
Sowohl-als-auch-Mix. Das ist laestig, und zugleich Bedingung dafuer,
die Freiheit zu haben, unter Alternativen waehlen zu muessen.

>  Etwas zu sperren codiert die Aussage "Wir reden da nicht
>  drueber. Wir aechten so etwas offiziell, aber als Erwachsene,
>  ohne die Sperren, sehen wir uns dann doch an.". Das ist
>  codierte Doppelmoral.

Das ist vor allem ein letztlich hilfloser Versuch, einen konsistenten
Wertekatalog einzustellen, der schlicht nicht mehr herzustellen ist.
Man weiss sogar, dass dieser Katalog, gerade im globalen
Masstab, nicht herstellbar ist. Man sieht sich trotzdem
gezwungen - als Eltern/ Lehrer, die nicht in gesellschaftlichem
Masstab handeln, sondern "nur" im organisierten (Schule/ Familie)
Kontext - diese einzubauen. Dass Filter derzeit installiert werden,
weil sie offenbar fuer den Horizont der Installateure hinreichend
funktionieren, ist genau so Faktum, wie das, dass sie technisch nicht
verlaesslich funktionieren.

>- "Klar", sagt der Soziologe in Dir, "das ist ja das 'geheime'
>  an so einem Wertekatalog." "Bloed", sagt Dir dann der
>  Techniker in mir, "denn solange etwas manuell von einer
>  Gesellschaft praktiziert wird, ist das vielleicht noch okay.
>  Wenn es aber in Code gegossen wird, also /industriealisiert/
>  wird, dann hat man hier ein Gebiet gesellschaftlicher Werte
>  und Strukturen, das dem Diskurs entzogen wird, 'nicht
>  revisionsfaehig ist', wie die Datenschuetzer sagen wuerden."

Der Soziologe sagt zunaechst einmal: Es brechen spannende Zeiten an,
weil die Konflikte, die durch den Einsatz von Filtern gebannt werden
sollten, ueberhaupt erst erzeugt werden. Es kommen somit Themen auf
den Tisch, die bislang stillgelegt waren und lieber nicht angefasst
wurden (wie auch in anderen Bereichen der Netznutzung, siehe:
Urheberschutz-Debatte, DVD-Kopierschutz, Patentierbarkeit von
Programmen etc.). Klar, eine Sozialstruktur, technisch
auskristallisiert, hat eine hoehere Traegheit als beliebig
initialisierbare Diskurse. Einerseits. Andererseits sind Diskurse
sehr beharrlich, weil Themen immer wieder von neuem, sich ueber
Jahrhunderte entzuenden lassen ("Ich denke, also bin ich" Oder?), und
Technik ist sprunghaft, weil sie fuer eine gewisse Zeit soziale
Verhaeltnisse zwar festhaelt, dann aber auch schlagartig kippt und
etwas Neues entsteht, wodran sich Evolution klar abzeichnet mit ihren
aussichtreichen und abgestorbenen Aesten (deshalb lassen sich
"Technik" und "Forschritt" so leicht koppeln).

Mag falsche Technik zunaechst aergerlich beharrlich installiert sein,
es laesst sich auch der Diskurs ueber falsche Technik
industriealisieren. Nebenbei: Die Industriealisierungstendenz sehe
ich bei jedem Aspekt, auch beim Datenschutz. Ein moderner neuer
Datenschutz kann nicht laenger nur als ein kommentierend reaktiver
fortsetzen, sondern er muss operativ werden. Datenschuetzer muessen
fortan nicht nur Gesetzesvorlagen und Aufklaerungstexte, sondern
auch Programme schreiben, mit denen sich ein wirkungsvoller
Datenschutz realisieren laesst (ich denke, um nur ein bescheiden
bleibendes Beispiel zu nennen, an die Pseudonymisierung der Logdateien
von Mail-/ Webservern und Firewalls.)

>v>Und den Juristen muss gesagt werden: Findet nun langsam mal
>>eine ueberzeugende Form, die diese Konfliktsituation und
>>"logische" Inkonsistenz handlebar macht, weil es nicht darum
>>gehen kann, den naheliegenden Anspruch zu verfolgen, diese
>>Inkonsistenz letztlich doch irgendwie aufzuloesen. Genau das
>>geht ja eben nicht.
>
>Einen Sperrmechanismus zu haben, der irgendwas sperrt, aber
>nicht wirksam und nicht geeignet ist, das zu sperren, was
>gesperrt werden soll, ist nicht rechtmaessig. Andererseits zu

Das sollte man meinen. Du geraetst an diesem Punkt aber womoeglich in
einen technischen Fundamentalismus. Filter funktionieren technisch
nicht (Fakt1). Filter werden tagtaeglich und zunehmend eingesetzt
(Fakt2). Der Einsatz und Ausbau von Filtern wird permanent seit
Jahren politisch/ juristisch gefordert (Fakt3) und ebenso politisch
(und zunehmend haeufiger: oekonomisch) abgelehnt (Fakt4). Eine
perfekte Konfliktsituation. Sie ist u.a. deshalb perfekt, weil
zwischen Technik, Oekonomie, Politik, Recht (strukturelle
Untermengen: Moral, Ethik), Wissenschaft, Kunst und Kultur keine
trivialen gegenseitigen Abbildungsverhaeltnisse bestehen. Dass
idiotische Filter-Technik auch juristisch/ politisch als idiotisch
beurteilt wird, steht eben nicht im Vorhinein fest. Die Reproduktion
des Techniksystems (Wirkung/ Funktion/ Chronizitaet) unterscheidet
sich von der Reproduktion des Rechtsystems (positives Recht, das
entlang der Unterscheidung Recht/ Nichtrecht operiert und sich ueber
Gesetze/ Kommentare und richterl. Entscheidungen konditioniert). Die
Formen der Abwaegung zwischen Wirkung und Nebenwirkung zwischen
beiden Bereichen sind inkompatibel. An diesem Punkt exakt faengt die 
Moderne an.

>versprechen, dass ein Netz mit einem Filter, der es nicht bringt
>und prinzipbedingt nicht bringend kann, jugendfrei sei ist
>ebenfalls ein juristisches Minenfeld.

Natuerlich, es ist ein Minenfeld. Und alle wissen das, auch
Politiker.

>Alles was so ein Filter generiert ist also Rechtsunsicherheit
>und Verwirrung fuer alle Beteiligten. Du beschreibst die eine

Trotzdem werden Filter installiert. Weil diejenigen, die sie
einsetzen, sich davon Rechtsicherheit und Klarheit fuer ihren kleinen
Bereich (wenn Politiker eine begrenzte Perspektive haben, wie derzeit
offenbar in Australien, dann mag das sogar fuer eine Nation gelten)
versprechen. Und beides zumindest kurzfristig auch erreichen. Mit den
Filtern stellen sie klar, dass fuer den kleinen Bereich (konkret:
Familie, Schule) bestimmte Werte gelten. Das kann man ablehnen, als
Techniker muss man es ablehen, aber man muss es zunaechst einmal auch
verstehen.

>Alternative ja recht gut: Funktionsverlust des Netzes, Abbau von
>Buergerrechten zum Zwecke der Konstruktion von "sauberen"
>Netzinseln. Die andere Alternative ist einfach technisch nicht
>loesen zu wollen, was im Grunde genommen kein technisches
>Problem ist.

Ja, es handelt sich nicht um technische Konflikte. Das was jetzt
durch den Einsatz der Netz-Kommunikationstechnik an allen Fronten
rechtlich, politisch, wirtschaftlich, paedagogisch, kulturell...
aufbricht, soll mit Technik gedaemmt und im alten Zustand konserviert
werden (der Einsatz teuerster Audio/Video-Installationen zur
Uebertragung per Internet von Vorlesungen aus der einen Uni in zwei
andere Unis ist dafuer ein allerbestes Beispiel - es soll sich nichts
wirklich aendern, koste es was es wolle - und wir sind auf dem
neuesten technischen Stand - die Installation einer armseligen
Mailinglist kann dagegen zu einem Riesenproblem werden, weil ihr
Gebrauch rechtlich kaum einzufangen ist). Technik ist der Katalysator
dafuer, dass in diesen Bereichen die je eigenen neuen Formen gefunden
werden muessen. Je eigene, wohlgemerkt!

>>oekonomisch referenzieren. Familien und Schulen koennen ueber
>>leidlich konsistente Verbote operieren, die moderne Welt-Gesellschaft
>>kann sich einen derart primitiven Modus der Handhabung nicht erlauben.
>
>Der von mir oben herausgestellte Punkt "E-Commerce and Filterung
>sind grundlegend inkompatibel" aus dem "Rating does not
>work"-Paper ist der zentrale Punkt an dieser Stelle. E-Commerce
>erzeugt hier ein Szenario, das keine Kompromisse mehr zulaesst:
>Wir haben massenhaft individuelle Sender-Empfaenger Ende-zu-Ende
>Kommunikation, die stark verschluesselt, auf Wunsch
>authentisiert und unter Umstaenden noch kryptographisch hart
>anonymisiert ist und Inhalte individuell erzeugt. 

Und weil das so ist, gibt es politisch derzeit so wunderbare
Konstellationen, die vollkommen quer zur politisch motivierten
Links-Rechts-Unterscheidung liegen (die Kryptodebatte liegt, wie auch
die schon etwas aeltere Netzdebatte, politisch ebenso quer wie der
Datenschutz ueberhaupt und vor allem wie seinerseits die Feminismus-
und Oekologie-Debatten. Dies liesse sich als Hinweis nehmen dafuer,
dass die Links/Rechts, konservativ/ progressiv-Unterscheidung
politisch unbrauchbar und damit obsolet geworden ist). In einer der
letzten DIE ZEIT wunderte sich der Autor, dass sich in den USA
erzkonservative Republikaner fuer starke Kryptographie aussprachen.
Und Blair laesst es zu, dass Abertausende an Ueberwachungskameras
installiert werden.

>Das ist kommunikationstheoretisch ein "perfekter"
>Kommunikationskanal, in dem Sinne, dass Sender und Empfaenger
>alle Aspekte ihres Kommunikationsmodus frei entscheiden koennen:
>Sie koennen die Inhalte frei bestimmen und sie koennen sich
>entscheiden, diese Inhalte gegenueber Dritten zu verheimlichen.
>Sie koennen ihre Verbindungsdaten frei bestimmen und sie koennen
>sich entscheiden, diese Verbindungsdaten gegenueber Dritten oder
>gegenueber dem jeweils anderen geheim zu halten. Sie koennen
>sich aber auch vertrauenswuerdiger Dritter bedienen, um sich
>ihre jeweilige Identitaet gegenseitig zu bestaetigen, obwohl
>sich beide nie gesehen haben oder sehen werden. Und diese
>Kommunikationsmodi stehen jederzeit, jedermensch in den
>ueblichen Bandbreiten und ohne grossen Aufwand oder Voranmeldung
>zur Verfuegung.
>
>Wenn sich die Kommunikationspartner hier entscheiden, in diesem
>Fall oder gar routinemaessig Dritte aus ihrer Kommunikation
>auszuschliessen, dann entfaellt jede Eingriffsmoeglichkeit
>Dritter in diese Kommunikation.
>
>Filtern ist nun aber der institutionalisierte Eingriff in die
>Kommunikation durch Dritte. Es ist eine formalisierte
>Man-in-the-Middle Attack, bei der Inhalte abgehoert ("sex"
>enthalten?) und durch andere Inhalte ("Diese Seite ist
>gesperrt") ersetzt werden. 

Ja, technisch selbstverstaendlich Zustimmung. Du hast aber immer und
sowieso eine Quasi-Man-in-the-Middle-Attack: In Form des Staates! Es
ist der Staat, der E-Commerce ueberhaupt erst erlaubt. Sender/
Empfaenger handeln eben nicht souveraen voraussetzungslos einfach
bidirektional. Das zu glauben ist anarchistische Romantik, (die ihre
Grenze sofort findet, wenn man sich mit drohendem Blinddarmdurchbruch
ins Krankenhaus begibt, und bereitwilligst seinen Verstand an das
Spezialistenteam im OP abgibt). Damit E-Commerce funktioniert, muss
eine unglaubliche Infrastruktur durch die nicht vordergruendig
wirkende Nummer 3 aufgebracht werden. Nur damit in einem ganz
winzigen punktuellen Ereignis dann tatsaechlich mal eine
bidirektionale, unbeobachtete Interaktion zustandekommt.
(Nebenbemerkung: Das Neue an E-Commerce ist, dass Vertrauen auch dann
riskiert werden kann, wenn man einander nicht sieht. Eigentlich
sollte das laengst schon der Fall sein, aber nein, auch Herr Kohl
musste mit Herrn Jelzin wohl erst einen Saufen gehen. E-Commerce
macht aus Gemeinschaft Gesellschaft, erst durch Micropayments wird
der Industrialisierungsprozess tatsaechlich vollendet. Fuer die
Verwendung eines jeden Wortes, das eine nennenswerte Systemlast
erzeugt, ist am Ende zu zahlen, die Abrechnung erfolgt automatisch
und transparent. Oder es wird ein Pauschaltarif eingefuehrt:
allgemeine Grundversorgung. Dann erledigen sich zwar viele aktuellen
Konflikte, aber alles ist dann noch dringlicher abhaengig von 
Nummer 3.)

>Filter zu wollen, heisst, E-Commerce unmoeglich zu machen.

Nein, das muss es nicht heissen. Es mag eine politisch/ juristische
Form des Content-Filterns und eine oekonomische Form des Bezahlens
gefunden werden. Beides zusammen geht nicht konsistent, das ist klar,
sondern unterliegt Risikoabwaegungen. Nichts anderes ist Gesellschaft
als viele gefundene Workarounds fuer zeitweise stillgelegte
Konflikte.

>Oder politische Information. Oder Abstimmungen ueber das Netz.
>Oder jede andere ernsthafte Anwendung des Netzes.

Wenn eindeutig festgestellt wird, welche Eigenschaften ein Nutzer
mitbringt (ich denke an biometrische Verfahren gekoppelt an ein
Treuhaender-Zertifikat (Verwaltungsbeamter der Gemeinde/ Stadt)),
dann kann ich mir zumindest Szenarien vorstellen, die, wie immer
unter Risiko funktionierten. 

>Das ist natuerlich vollkommen unakzeptabel. Also bleibt nur die
>andere Alternative: Ehrlichkeit. Akzeptieren ohne zu Bejahen.
>Das erzeugt sowieso die lebenswertere Welt.

Och noe, eine logisch konsistente waere mir eine zu trist-triviale Welt...

Gruss, Martin