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Urheberrecht usw.
- To: debate@fitug.de
- Subject: Urheberrecht usw.
- From: JOHANNESULBRICHT@cs.com
- Date: Tue, 4 Apr 2000 18:04:26 EDT
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- Sender: owner-debate@fitug.de
Ich schliesse mich Stefan Roessler im Grossen und Ganzen an. Denke
allerdings, dass es zu Zeiten Bachs einfach auch keine Massenmedien und
deshalb weniger Urheberrechtsprobleme gab. Und die Taetigkeit als Hofmusikant
ist genau das, wovor das Urheberrecht schuetzen soll, wenn auch Barlow usw.
davon ganz gut leben, scheint nicht immer und fuer jeden schlecht zu sein.
Aber Bach ist sicher besser als Grateful Dead.
Ich denke grade ueber einen neuen Ansatz bei der Sache nach: Vielleicht ist
das, was uns am Urheberrecht nervt, nicht der Zwang zum Zahlen an sich,
sondern die Marketingmacht der Zwischenhaendler, die Muell in die Charts
stopfen und uns auf jedem Radiokanal und sonstwo ablenken von dem, was
eigentlich Kunst ist, aber zu unauffaellig, als dass es sich gegen diese
Marketingmacht behaupten koennte. Inzwischen ist es kein Problem, als
Kuenstler selbst ohne Verleger eine CD oder ein Book-on-Demand zu machen. Man
kann es theoretisch auch ueber das Internet vertreiben, aber es schaut/hoert
keiner hin. Warum? Weil die Marketingmacht der Zwischenhaendler die
Aufmerksamkeit der Leute auf Big Brother usw. lenkt. Vielleicht ist die
wirklich wichtige Frage, wie man Verkaufsflaeche in den Laeden, werbefreie
Raeume bei den Plattenkritiken in den Zeitschriften usw. schafft, damit auch
Kuenstler ohne Marketingindustrie eine Chance haben und wir als Rezepienten
nicht unser ganzes Leben abgelenkt werden von effekthascherischen
Oberflaechlichkeiten, wo nichts dahinter ist - so gehts mir mit fast jeder
CD, fast jedem Buch, fast jedem Film und Computerspiel inzwischen. Alles
nicht zu Ende gedacht, weil das Geld keinen Spielraum dafuer laesst. Auch
Ultima9 war voller Bugs und Britannia zu klein, das war die
Marketingabteilung, garantiert.
Ich denke aber, teilweise sind wir als Rezipienten auch selbst schuld an dem
Dilemma der Oberflaechlichkeit in den Massenmedien, denn wer gibt denn einem
Kuenstler eine Chance, der nicht durch einen Vertrag mit einem Medienkonzern
geadelt ist? Wer liest selbstgedruckte Buecher, hoert selbstgemachte Tapes
usw? Da hat man doch das Gefuehl, das ist irgendwie nichts Richtiges und zu
persoenlich. Dabei ist Kunst immer persoenlich. Aber das wollen wir nicht
wahrhaben. Wir wollen irgendwo ein sauberes Produkt mit dem wir allein sind,
ohne Kuenstler, machen wir uns nichts vor.