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Re: Deja.COM baut Werbung in Deine Postings



In schulung.lists.fitug-debate you write:
>On Wed, 19 Jul 2000 14:48:14 +0200, Kristian Koehntopp wrote:
>> da sie diejenigen sind, die eine Lizenz von mir benoetigen,
>> um meine Werke nutzen zu duerfen

>Copyright an Usenet-Artikeln? Also so einen Blödsinn hätte ich von dir nun
>wirklich nicht erwartet.

Einem Werk ist es ziemlich egal, wie es initial verbreitet wird.
Es ist, sofern es eine gewisse Mindestschoepfungshoehe erreicht,
ein Werk und damit urheberrechtlich geschuetzt. Um ein solches
Werk nutzen zu koennen, wofuer auch immer, musst Du entweder der
Urheber sein, oder eine Nutzungslizenz erhalten haben. Diese
Lizenz kannst Du entweder implizit bekommen, oder sie explizit
erteilt bekommen.

Eine Schoepfung von irgendetwas wird zu einem Werk, wenn sie
eine Mindestschoepfungshoehe erreicht. Diese Mindesthoehe ist
relativ niedrig angesetzt. Bei einem Text wird sie schon dann
erreicht, wenn der Text einen geschlossenen Gedanken wiedergibt
oder eine geschlossene Argumentation durchfuehrt. Diese Mail zum
Beispiel erfuellt dieses Kriterium mit Leichtigkeit. Damit ist
sie durch das Urheberrecht geschuetzt. Dazu ist in Deutschland
und auch seit 1974 in den USA keine Anmeldung bei einem
Copyright Bureau notwendig, und sie muss auch kein (C)-Zeichen
tragen - sie erreicht den Schutz einfach so Kraft ihrer
Schoepfung.

Indem ich diese Nachricht an eine Mailingliste sende, erteile
ich dem Betreiber der Liste implizit die Lizenz, diese Nachricht
zu kopieren und sie an die Subscriber weiterzuverteilen. Auch
die Subscriber dieser Liste haben automatisch die notwendigen
Nutzungsrechte an dieser Mail, die sie brauchen, um sie im
Rahmen der Diskussion hier verwenden zu koennen. Sie haetten sie
sogar dann, wenn ich sie ausdruecklich verweigern wuerde: "Fair
use" im Sinne des Copyright erlaubt die Erstellung von Kopien
und Zitaten zum Zwecke der Argumentation und Fuehrung von
Diskussionen sowie deren Dokumentation im Rahmen entsprechender
Arbeiten.

Indem ich diese Nachricht an eine Mailingliste sende, erteile
ich dem Betrieber der Liste und auch den Subscribern nicht die
Lizenz, ploetzlich auf den Gedanken zu kommen, Artikel aus einer
Diskussion hier im Rahmen eines Buches zu nutzen - Slashdot hat
dies im Rahmen der Hellmouth-Diskussion von Jon Katz versucht
und ist von den Andover-Lawyers zturueckgehalten worden.

Was Deja im Normalbetrieb macht, ist schon fragwuerdig: Sie
sammeln meine USENET-Postings ein und basteln HTML-Seiten
daraus. Das ist eine Vervielfaeltigung meiner Werke ohne Lizenz,
aber das habe ich bisher zum groesseren Nutzen der Gemeinschaft
toleriert. 

Nun aber sammeln sie meine USENET-Postings ein und modifizieren
meine USENET-Postings so, als wuerde ich fuer bestimmte Produkte
werben oder sie gutheissen. Das ist nicht nur eine
Vervielfaeltigung ohne Lizenz wie bisher, sondern zusaetzlich
noch eine nicht durch mit autorisierte Modifikation meiner Werke
(ein weiteres, sich aus dem Urheberrecht ableitendes Recht
gesteht dem Autor eines Werkes eine gewisse Kontrolle ueber die
Auffuehrung seiner Werke zu!). Daher habe ich Deja auf den
Urheberrechtsverstoss nach DMCA aufmerksam gemacht und sie
gebeten, meine Werke von ihrer Website zu entfernen sowie dafuer
zu sorgen, dass sie in Zukunft keine weiteren Verletzungen
meiner Rechte begehen. Wir werden sehen, was daraus wird - aber
wieso soll der DMCA nur fuer die RIAA und MPAA nuetzlich sein?

>> Mir ist schon klar, das Deja insbesondere den zweiten Teil
>> meiner Forderung nicht gut finden wird, weil es denen effektiv
>> das USENET-Archiv wegzieht...

>Warum willst du Dejanews kaputt machen? Das ist eines der
>nützlichsten Dinge im Web.

Dir entgeht nichts. Meine Postings ohne Werbung - jedenfalls
die, die es wert sind - findest Du unter
http://www.koehntopp.de/kris/inkomploehntopp/. Meine anderen
Texte findest Du unter http://www.koehntopp.de/kris/artikel/.
Ich unterschreibe keine Autorenvertraege, die mir diese Nutzung
meiner Werke nicht gestatten, ich akzeptiere aber eine
Schamfrist von 6 Monaten.

Kristian