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Re: Kommentar zu www.netzgegengewalt.de



Hallo Herr Scholz,

zuerst mal vielen Dank für Ihre Antworten (Mo, 8.50h und Mo, 17.15h). Erfreulich, dass die Kontaktadresse von www.netzgegengewalt.de keine Einbahnstrasse ist.

On 14 Aug 00, at 8:52, Stefan Scholz wrote:

> die Filtersoftware soll in erster Linie, so auch der Hinweis bei Netz Gegen
> Gewalt, als Instrument des Jugendschutzes dienen und nicht der Zensur. Die
> von der Bertelsmann-Stiftung entwickelte Software zielt in erster Linie auf
> Eltern ab, die Ihren Nachwuchs vor bestimmten Inhalten schützen wollen, bis
> er alt genug für die "Aufklärung" ist.

Erster Fehler: Das Internet ist kein Babysitter.
Zweiter Fehler: Aufklärung in Anführungszeichen. Das lässt darauf schliessen, dass Ihnen daran nicht viel gelegen zu sein scheint. Und wann ist 'alt genug'?

> Dieses Erzieherische Maßnahme ist
> meiner Ansicht nach vergleichbar mit "Du bist um 22.00 Uhr zu Hause." oder
> "Bis Du 16 bist gehst Du nicht in die Disco." Warum nicht auch: "Solange Du
> meinen PC nutzt, surfst Du keine Nazi-Seiten an." ??? Ich halte dies für
> völlig legitim.

Sorry, aber das ist keine Erziehung, sondern Gängelung. Erziehung wäre Erläuterung warum die besagten Inhalte nicht erwünscht sind. Bleibt diese Information aus, wird beim Nachwuchs lediglich die Neugier geschürt. Frischfutter für Agitatoren, die auf unvorbereitete Frischlinge nur warten.

> Im Übrigen ist uns die Zweischneidigkeit von Filtersoftware (ausblenden des
> Problems) hier bei der CDU bewußt. Gerade deshalb haben wir das Projekt
> Gatekeeper auch nur als eine Möglichkeit der Teilnahme an der Initiative
> angeboten.

Weitere Möglichkeiten: Anzeigen (FSM, Verfassungsschutz). Eine Beschäftigungstherapie für selbsternannte Blockwarte.

> Mit freundlichen Grüßen
> Stefan Scholz
> CDU Internet-Redaktion
> ----- Original Message -----
[Vollquote gelöscht]

On 14 Aug 00, at 17:16, Stefan Scholz wrote:

> wir haben die Anregung von Ihnen und anderen Usern
> aufgegriffen. Sie finden beim Projekt Gatekeeper nun einen Link
> zur Diskussion über Filtersoftware auf dem Heise-Server.

| Der Sinn von Filtersoftware ist in der Netzgemeinde umstritten.
| Eine kritische Diskussion findet anlässlich der Aktion "Netz
| gegen Gewalt" derzeit auf dem Server des Heise-Verlages statt.
(http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/8525/1.html) Das Verlinken auf einen CDU-kritischen Artikel bei Telepolis lässt eine gewisse Kritikfähigkeit vermuten. Allerdings scheint keine Auseinandersetzung mit dem refenzierten Text stattgefunden zu haben.

> Der "Vermittlung von Netzkompetenz" steht damit nichts
> mehr im Wege.

Hmm. Verlinken auf einen Pressebericht. Sorry, aber zum Vermitteln von Netzkompetenz gehört etwas mehr. Da hat die CDU wohl noch einiges zu lernen.

> Im übrigen ist es meiner Auffassung nach völlig legitim, sich
> nicht nur mit den Ursachen einer Krankheit zu beschäftigen,
> sondern auch deren Symptome zu behandeln.

Schon richtig, aber im vorliegenden Fall wird die Krankheit leider völlig ausser Acht gelassen.

> Vorschläge zur Bekämpfung der Ursachen von
> Rechtsextremismus und mögliche präventive Maßnahmen hat
> die Parteivorsitzende der CDU, Frau Dr. Angela
> Merkel, übrigens in dem Papier "Mit Recht gegen Rechts"
> (http://www.netzgegengewalt.de/recht.htm) aufgezeigt.

Vorwürfe an die rot-grüne Regierung (unter Verschweigung von 16 Jahren Wegbereitung...), PR für den Verfassungsschutz sowie ein Plädoyer für ein NPD-Verbot (momentan populistisch wirksam, aber mittelfristig hochgradig sinnfrei, da nach der Entfernung des öffentlichen Sammelbeckens die Konzentration der Rechtsradikalen nur noch im Verborgenen stattfindet. Dann mal viel Spass beim Suchen....).
"Konzeption statt Medienaktion." - diese Worte von Frau Merkel muten angesichts des Auftretens der CDU zu diesem Thema wohl mehr als Treppenwitz an.
Die aufgeführten 13 Thesen sind prinzipiell die üblichen Aufrufe zur Zivilcourage versetzt mit Forderungen nach mehr Kontrolle und Knüppelpolitik.

Sorry, aber richtige Prävention bleibt hier weiterhin aussen vor. Möglicherweise liegt das auch daran, dass man sich bei der CDU um die Hintergründe des Rechtsradikalismus nicht bewusst ist. Und die geplanten Mittel zur Bekämpfung sind ebenfalls nur als mangelhaft zu bezeichnen. Kleine Hilfe: Welcher Nazi-Mitläufer weiss schon, warum Rechtsradikalismus eigentlich falsch ist?

> Mit freundlichen Grüßen
> Stefan Scholz
> CDU Internet-Redaktion
> ----- Original Message -----
[Vollquote gleicher Ursprungsnachicht gelöscht]

Mit freundlichen Grüßen,
Olaf Boos - Netizen.