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Re: [FYI] Neues Urheberrecht verteuert Scanner



From: "Axel H Horns" <horns@ipjur.com>
Sent: Monday, September 18, 2000 9:33 AM

>Das Urheberrecht hat (noch?) bestimmte Schranken. So darf man z.B.
>unter gewissen Umstaenden fuer private Zwecke Kopien ziehen (z.B. aus
>Buechern), ... Auch darf man fuer private Zwecke eine Rundfunksendung
>mitschneiden etc. pp. Diese Kopierrechte sollen nach dem Willen des
>Gesetzgebers jedoch nicht voellig unentgltlich sein.

Ich empfinde diese "Rechte" (der privaten Nutzung) als so natürlich,
daß ich die Notwendigkeit einer Kompensation nicht verstehe.

Wenn ich mir ein Buch kaufe, erwerbe ich IMO das ganze Ding. Nicht
nur das Papier, sondern auch die Information. Es gehört dann mir.
Das Buch ist mehr, als nur eine "Lizenz zum Lesen". Ich kann damit
machen, was ich will. Ich kann die Information auch vervielfältigen
- vorausgesetzt, ich vervielfältige nicht ihren Gebrauch. Also,
Kopieren: ja, Kopien an Dritte verteilen: nein. Weiter IMO ist der
erste Fall der häufigere. Deshalb erscheinen mir Pauschalabgaben
als zu ungerecht. Und der zweite Fall ist bereits geregelt.

>Da muss man sich politisch *genau* ueberlegen, wie man sich dazu
>stellt. Staudt sagt, schafft die Urheberrechtsabgabe ab und
>ueberzieht die gesamte Medienwirtschaft mit digitalen
>Kopierschutzenrichtungen.

Es kann keinen wirksamen Kopierschutz geben. Ja, ich habe den
Beitrag "U.R.L. Universelles Recht zum Lesen" noch in Erinnerung,
aber er macht mir (im Moment) keine Angst, da es einen unkontrol-
lierbaren Privatbereich gibt, in dem ich mein Handeln von meinen
eigenen Moralvorstellungen leiten lasse. (Sollte es diesen Privat-
bereich irgendwann nicht mehr geben, würde sich die Frage von
Kopierschutzeinrichtungen wohl eher als untergeordnetes Problem
darstellen.)

>Das waere in der Tat _eine_ Loesung: Abschaffung diverser
>Schrankenbestimmungen des Urheberrechtes, die bislang das Erstellen
>privater Kopien ermoeglicht haben, und Durchsetzung des universellen
>Kopierverbotes mit technischen Mitteln. Im Gegenzug wird dann die
>Urheberrechtsabgabe gestrichen.

Geschieht das nicht sowieso, nur daß der "Gegenzug" nicht statt-
finden wird, da Geld, das erstmal fließt, nicht aufzuhalten ist?

Im Softwarebereich hat man sich doch bereits damit abgefunden,
daß zum Anfertigen von Backups "erweiterte Crackerkenntnisse"
nötig sind. (Schonmal versucht, einen defekten Originaldatenträger
beim Hersteller umzutauschen? Davon abgesehen, daß durch die
immer absurderen "Kopierschütze" die Datenträger in einigen
Geräten sowieso nicht zu lesen sind.)

>Manche aus der Branche moegen vielleicht auch darauf spekulieren, die
>Schrankenbestimmungen und die Urheberrechtsabgabe im Gesetz zu
>belassen, um dann den Konsumenten durch Durchsetzung von
>Kopierschutztools trotzdem am Privatkopieren zu hindern. D.h. doppelt
>kassieren, einmal direkt und indirekt fuer ein Kopierrecht, welches
>de facto nicht mehr ausgeuebt werden kann. Dies waere sicher keine
>begruessenswerte Loesung.

Wenn erstmal ein "Problembewußtsein" bei den Politikern geschaffen
wurde, geht der Rest ganz automatisch. Und die Vorstellung, das
"Kopieren an sich" wäre der Untergang des Abendlandes, greift um
sich. Die Achse Kinderschänder-Rechtsradikaler-Raubkopierer-Hacker
ist ausbaufähig, und bei den Verfechtern von Zucht und Ordnung sind
diese Worte schon hinreichend häufig in einem Satz anzutreffen. Da
weiß man dann endlich, woher der Wind weht. (SCNR)

>Eine dritte Loesung bestuende darin, die Urheberrechtsabgabe zu
>belassen und politisch als Instrument gegen Kopierschutzmechanismen
>einzusetzen. Wie das allerdings gehen soll, ohne eine verheerende
>Verteuerung von IT-Equipment in DE zu haben, ist mir unklar.

Angesichts des europ. Binnenmarktes als Alleingang wohl auch nicht
möglich. Im Übrigen bin ich nicht davon überzeugt, daß die "Urheber"
etwas von diesem Geld sehen werden.

(Danke für die ausführliche Erörterung!)

MfG