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Re: [FYI] Misthaufen & Orale Tradition?



[...]
>  Vielleicht sollte einmal jemand diese Herren daran erinnern, welch
>  enorme Furcht einige der totalitären Regime des letzten Jahrhunderts
>  (man denke an das Rumänien Ceaucescus [sp?]) vor Schreibmaschinen
>  und Kopierern hatten - zu recht, übrigens.

Das ist ja auch die Angst vor dem Internet. Verteiltes, nicht zu
kontrollierendes Wissen..........

>  
>  
>  Wissen ist, wie wir alle wissen, Macht - und Wissensweitergabe ist
>  die Weitergabe genau dieser Macht.  In konservierter Schriftform
>  auch über Generationen hinweg.
>  
>  Wenn eine Gesellschaft leicht zu steuern und zu kontrollieren ist,
>  dann eine, in der nur wenige wissen, und in der nur wenige in der
>  Lage sind, Wissen weiterzugeben und zu rezipieren - und zwar ohne
>  die Vermittlung eines kontrollierend eingreifenden Dritten.

Agree.
Aber was passiert erst mit Menschen, die keine Menschen mehr zur
Wissensvermittlung haben? Wissen wir wirklich wie die menschliche
Kommunikation aufgebaut ist?
Modelle sagen 10% sind das gesprochene Wort, 20% Eindruecke wie
Koerperhaltung, Kleidung etc, von den anderen 70% wissen wir nicht viel.
Nehmen aber wesentlichen Einfluss auf den Menschen. Wir halten immer noch
physische Konferenzen, Babies muessen immer noch in den Arm genommen
werden,sonst verkuemmern sie, Mitarbeitergespraeche sind immer noch
persoenlich am besten. Manche Dinge sind nicht virtualisierbar oder wortbar.
Im Gegenteil-der Intellekt scheint nur ein kleiner Teil zu sein.
Indianer haben nur muendlich und mit Zeichen ihr Wissen vermittelt. Ich
wuerde sie nicht als kulturlos bezeichnen.
Passiert denn im Moment nicht auch etwas Neues? ...von dem wir noch gar
nicht wissen wie es aussieht? neue Faehigkeiten, neue Wahrnehmungen, neue
Paradigmen,..eine neue Qualitaet?
Es wirkt sicher subtraktiv und additiv.
Das Subtraktive tut weh, fuer das Additive muss man offen sein.

[...]
>  An genau dieser Stelle treffen sich die Kontrollgelüste staatlicher
>  wie privater Stellen und die Zukunftsträume derart fehlgeleiteter
>  akademischer und industrieller "Visionäre".  

Genau. Weil es weh tut und gleichzeitig nicht einschaetzbar ist.
[...]
>  
>  Tatsächlich könnte es sein, daß wir auf dem besten Weg hin zu einer
>  solchen Gesellschaft sind.  Wir beobachten, daß die präzise
>  Ausdrucksweise, die eine geschriebene Sprache ermöglicht und häufig
>  überhaupt erst herausbildet, immer weniger verstanden - geschweige
>  denn genutzt - wird.  Wir beobachten, wie eine Generation
>  heranwächst, der jedes kulturelle und historische Gedächtnis fehlt -
Ja, dort wo sich die Menschen nicht umeinander kuemmern.

>  der damit aber zugleich auch die aus diesem Gedächtnis geborenen
>  Ausdrucksmöglichkeiten fehlen.  Wer weiß heute noch, was ein Gang
>  nach Canossa ist, und warum der so heißt?  Wer versteht "bezirzen"?
>  Wer weiß, was ein "Sirenengesang" ist?  Wer versteht, was es heißt,
>  wenn jemand seine "Silberlinge" bekommt?  Ich würde diese Fragen
>  lieber keinem durchschnittlichen Gymnasiasten stellen wollen.

Naja. Ein paar wissen es schon noch.

[...]  
>  Wie auch immer - es bringt wohl nichts, wenn ich mich hier aufrege.

Doch.
>  
>  Laßt uns also, liebe Freunde, die Dekadenz der - sterbenden? -
>  europäischen Gesellschaft genießen, soweit das in den Zeiten von
>  Back Street Boys, Spice Girls und Teletubbies noch möglich ist, und
>  laßt uns hoffen, daß das Mittelalter sich mit seiner Rückkehr noch
>  ein paar Jahrzehnte Zeit läßt.

20iger Jahre? Was kommt dann, die explosionshaften 30er? Oder hab ich mich
vertan und wir sind schon Anfang der 40ger?

Oder sind wir in der Lage, die Geschichte neu zu schreiben und nicht einfach
zu wiederholen?

Gruss
Nathalie





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