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Re: Experiment zu Machtstrukturen und Zensur im Internet



Thomas Roessler wrote:

> Heißt das nicht gerade, daß versucht wird, den Leuten das Mindestmaß
> an "technischer Kompetenz" beizubringen, das sie brauchen, um das
> Medium zu nutzen, und daß wir nur dieses Mindestmaß wo anders
> aufhängen?

Um mal ein Beispiel aus der täglichen Praxis zu nehmen: Es gehört
sicher nicht zur Medienkompetenz, einen SMTP-Dialog per Telnet führen
zu können (das wäre eine Fertigkeit), wohl aber das Wissen, a)
einschätzen zu können, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass die
Email (oder eine Kopie) in andere Hände fallen kann und  b) um
entsprechend notwendige Maßnahmen ergreifen zu können.

Es geht also nicht einfach um eine technische Fertigkeit.  Die
technische Kompetenz soll den mündigen Bürger in der modernen
Demokratie dazu befähigen sich zu informieren, sich seine Meinung zu
bilden, am sozialen Leben teil zu haben, sich in der Arbeitswelt
zurechfinden und seinen demokratischen Rechten und Pflichten nach zu
kommen. Eine wie auch immer geartete Medienkompetenz muss sich an
diesen Forderungen orientieren.

Das bedeutet auch, dass technische Fertigkeiten nicht mit Kompetenz
gleichzusetzen sind. Ein tiefes Verständnis des TCP/IP ist kein
Garant für den kompetenten Umgang mit den neuen Medien.

> Vielleicht sollte man einfach aufhören zu glauben, daß
> Allgemeinbildung nur etwas für "Experten" ist.

Allgemeinbildung schließt in diesem Kontext den Begriff Experte aus,
oder?

  -Tim
-- 
Tim Schlotfeldt, Kiel/Frankfurt, FRG
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