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Re: Pat.-Diskusion nur noch esoterisch



> Es grenzt schon an detebe, wenn in einer fortgeschrittenen 
> technischen Diskussion die Funktionsweise eines RC-Glieds erklärt
> werden muss, und behauptet wird, sämtliche Aspekte einer noch
> so einfachen chem. Reaktion liessen sich in einem Computerprogramm,
> egal in welcher Sprache, einfangen.  Dies aus derselben Feder, die
> vorher die Nichtsimulierbarkeit komplexer Systeme als Argument benutzte.

Verstehe nicht. 
Verzeihe, was du hier schreibst, kommt mir esoterisch vor.
In einer Diskussion über die Grenzen der Patentierbarkeit sollten
Ausdrücke wie "detebe", "RC-Glied", "Nichtsimulierbarkeit komplexer
Systeme" usw erläutert werden.  Letzterer kam bisher mW nicht vor.

Ein chemisches Verfahren ist eine Folge von Schritten, die mit
Bedingungen verküpft sind.
Das ist turing-kompatibel und sowohl als Algorithmus beschreibbar als auch
als vielseitig programmierbare Vorrichtung implementierbar.
Viele chemische Reaktionen laufen bereits heute in solchen Vorrichtungen 
ab. 
 
> Wenn nicht einmal die einfachen Dinge präzise formuliert werden, 

Wo ist etwas unpräzise?
Bitte mehr Präzision beim Kritisieren!

> wie wäre dann eine Diskussion über Kategorisierung *wirklich* neuer
> Erfindungen möglich, wie zB elektronische Schaltungen, Antennen,
> Motoren, die von GAs erfunden werden;  Unterscheidung zwischen
> Optimierung --- also Verfahren zur Beschleunigung von Verfahren ---
> und Rest;  angesprochene Computerbeweise;  jenes infame Patent zur
> automatischen Generierung von Patentansprüchen etc.pp.

Von einem solchen Patent weiß ich nichts, aber es wäre möglich.
Erfindungsautomaten sind grundsätzlich möglich, solange nicht die
"rechnerische Unvorhersehbarkeit" rigoros als Erfindungskriterium
durchgesetzt wird.  Wir (FFII/Eurolinux) schlagen eine weniger
rigorose Variante zur Abgrenzung eines nicht-patentierbaren Steurprogramms
von einer patentierbaren chemischen Problemlösung vor.
Wenn eines Tages die Reaktionsautomaten und die
rechnerische Chemie weit fortgeschritten sind, wird man ein solches
Kritierium vielleicht sogar im Bereich der Chemie brauchen.
 
> Es ist ein bekanntes Muster, das jede Art von Code, der zur Sicherung
> eines Systems verwendet wird, das unausweichliche Schicksal erleidet,
> den hungrigen Wölfen der menschl. Genialität zum Opfer zu fallen:
> warum nicht auch die Patentgesetzgebung?  Ist es möglicherweise ein
> gewollter Nebeneffekt, im Sinne von Morgensterns Zitat über den Zensor?

Informatiker und Hacker sollten sich nicht von Allmachtgefühlen verführen
lassen.  Ihr Einfluss auf die gesellschaftliche Dynamik, sogar innerhalb
der Softwarebranche, ist gering, und ein mit Zwangsmitteln ausgestattetes
dummes Gesetzsystem kann sehr viel mehr deformieren als sie
wiederherzurichten imstande sind.  Auch das Internet kann kaputtgehen,
wenn es nicht durch vernünftige Rahmenbedingungen geschützt wird.  Ich
kann mich da nur Lessigs Warnungen an Raymond und andere anschließen.
 
> In jedem Fall wurde hier genug Werbung für das Schreiben von Code
> gemacht, und wie Lutz kann ich mich dem nicht länger entziehen, aber
> wenn, dann schon patentzerstörerisch, bitte.

Man sollte den Herausforderungen des Patentsystems lieber auf der
politischen Ebene begegnen.  Die beste Gelegenheit ist jetzt.

-phm