[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Spam auf der Liste



On Wed, May 02, 2001 at 03:13:12PM +0200, Guenther Merkens wrote:
> Christian,
> 
> bevor man bei inhaltlicher Kontrolle der Artikel auf dieser Liste
> in die Details des 'wie' geht und technisches Lösungen der
> Bekämpfung von Spam auf der Mailingliste diskutiert, wäre die
> Frage des 'ob' zu klären. Gerade Deine ellenlangen Ausführungen

Es ist "so" gross. 

> überhaupt mit Filtern zu reagieren. Ich habe diesen Eindruck
> nicht.

Dann hast Du kaum Mailaufkommen.

> Das ist auch eine Frage des Umgangs mit den Gefahren der
> Kommerzialisierung und der Kriminalisierung des Internet, die in
> der Vergangenheit durchweg zum Ruf nach mehr Kontrolle geführt
> hat. Und das sowohl bei den Netizens, als auch bei der Politik.
> So sind Praktiken der jederzeit möglichen Identifizierbarkeit aus
> dem Wunsch nach Bekämpfung von Straftaten wie Kinderpornografie,
> aber auch aus dem Wunsch heraus entstanden, dem Pseudoposter
> seinen Namen vorhalten zu können. Das Spamproblem beschäftigt
> wesentliche Teile der 'freiheitlichen' Aktivisten im Internet
> derart, dass jegliche Methoden zur vermeintlichen Eindämmung
> gutgeheissen werden (müssen). Und während Lutz den
> Parlamentariern Demagogie vorwirft, werden gleichzeitig hier
> Diskussionen über Filtertechniken geführt, die sich letztlich im
> Niveau kaum unterscheiden, weil sie anhand von Horrorszenarien
> (inhaltliche) Kontrolle durchzusetzen versuchen.

Ich erwarte bei einer Mailingliste, dass die Personen, mit denen
ich mich unterhalte, "reale" Personen sind. Ich weiss zwar nicht
so wie bei einem Gespraech unter vier Augen, ob Du wirklich die
Person bist, die sich namentlich in der From-Zeile als "Guenther Merkens"
bezeichnet (genaugenommen kann ich das in einem persoenlichen Gespraech
auch kaum, weil ich mir ueblicherweise nicht den Personalausweis zeigen
lasse, aber das fuehrt von Punkt weg), aber ich gehe zunaechst mal davon
aus, dass die Personen hier existent sind (zumal ich durchaus sekundaere
Quellen herbeiholen *kann*, wen ich *will*. Wenn ich etwas unter meinem
Namen hier verfasse, dann vertrete ich es auch, und erwarte dasselbe auch
von anderen Teilnehmern.

Spammer benutzen eine Reihe von Techniken, um sich aus dieser ihrer
Verantwortung zu ziehen, an dem losgetretenen Diskurs teilzunehmen, indem
sie etwa falsche Adressen und Namen angeben. Es ist nichts gegen die
unzaehligen Leute zu sagen, die hier auf der Liste mithoeren, ohne sich
zu aeussern - ich kenne sie nicht, aber meine Ansichten kann ich auch vor
anonymen Mitlesern vertreten. Und wenn mich jemand in sein privates Filter
packt, weil ich seiner Meinung nach nur Unsinn verzapfe, dann ist das
ebenso okay.

Die hier ins Feld gefuehrten einzustellenden Filter sorgt lediglich fuer
eine Gleichheit der Waffen bezogen auf Offenheit des Diskurses. Wer
mitreden will (und sei es, dass er vielleicht einen guten Grund habe, 
hier fuer eine Pornoseite o.ae. Reklame zu machen), soll zu dem stehen,
was er schreibt, und ggf. auch zu den Konsequenzen stehen. Das hat mit 
Zensur genausowenig zu tun wie mit der in der anderen Richtung 
extremistischen Freiheit fuer jegliche "Information". Es geht eher darum,
dass, wie in jeder Gesellschaftsgruppe, gewisse Verhaltenskonventionen 
existieren sollen. Leute, die solche gruppeninternen Regeln mit
Fuessen treten, werden gemeinhin ausgeschlossen. 

Dass man hier weiterhin  auf eine fundamentalistische Freiheit fuer 
allen Schwachsinn pocht, scheint mir wohl vor allem das Spaet-68er-
Trauma des Verlustes jeglichen Masses zu sein, inklusive der aus 
diesem Buzzword folgenden Dementis und dem Fall in das andere Extrem der
Aufwertung jeglicher Spam-Bitfolgen zu schuetzenswerter "Information an 
sich". Wenn das eigene Kind dank antiautoritaerer Schlendrianserziehung
dem Nachbarn vor die Tuer kackt, ist das begruessenswerte Selbsterfahrung.
Die Hauptsache dabei ist, dass man es nicht selber wegwischen muss
(Sankt-Florians-Prinzip). Andererseits geht man sofort auf die 
Barrikaden, wenn der Nachbar den Erguss eines klar erkannten 
werdenden Kuenstlers selbst beseitigen will oder gar aufmuepfig die 
eigene Unfehlbarkeit in Bezug auf sein Selbstbild in Frage zu stellen 
wagt.

Vielleicht sitz^H^H^H^Hdiskutiert man das Ganze noch mal ein bischen aus;
entweder die Kritiker sterben aus, oder man selbst - in beiden Faellen
ist man das Problem los (frei nach Thomas Kuhn).

Holger

-- 
signature fault - code dumbed