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Re: Der Klassenclown



vb@dontpanic.ulm.ccc.de wrote:

On Fri, Oct 31, 2003 at 11:09:33AM +0100, Heiko Recktenwald wrote:

Ueber Kohl kann man viel laestern, der hatte aber Format.

Körperlich, ja.

Ich glaube in der Tat, daß kleine Männer sich an alles klammern, was ihnen ihr Los zu meistern hilft. Auch ziemlich bärtige Witze, die auf die zurückfallen, und zwar als Lächerlichkeit, die sie erzählen. Lafontaine ist eben nur so kurz, nicht aber so groß wie Napoleon.
Randy Newman hatte schon recht ("Short people got no reason to live"). Hitler wäre vielleicht versöhnlicher mit der Welt gewesen, wäre er länger als Schröder gewesen.
So kann ich Sozialdemokraten nicht ernstnehmen. Sozialdemokraten vertreten die Schwachen, aber sie verachten die Schwäche so sehr, daß sie noch nicht einmal sehen, daß sie die Replik geradezu herausfordern. So kann man nicht diskutieren, das ist ein Massenmonolog. Es ist mir völlig egal, welche Interessen jemand vertritt, aber wenn diese Leute meinen, daß es keine geistige Elite gäbe UND gleichzeitig behaupten, sie wüßten natürlich alles besser, daß Moral eine Ansichtssache sei UND gleichzeitig behaupten, sie wären moralisch überlegen etcetc. ...

Sozialdemokratie ist eine Glaubensfrage (Ferdinand Lassalle, Andrea Nahles). Ich finde, Religion sollte hier bei fitug nichts zu suchen haben.

Marx hat richtig erkannt, daß das Volk mit Opiaten aufpassen sollte.

Ich brauche mich hier nicht über Parteiprogramme informieren zu lassen, die kann ich selbst nachlesen. Ich diskutiere auf einer strikt logischen Ebene. Ich frage nur:"Kann es sein?" Kann es sein, Kohl auf seine physische Präsenz zu reduzieren und Tauss für einen intelligenten und adäquaten Politiker zu halten und selbst intelligent zu sein?

Der Grundkonflikt ist der: entweder einem sagt Platon etwas, dann glaubt man an ein Reich der Ideen, oder man neigt Popper zu, dann hält man alles für positivistisch geordnet und zu ordnen.

Dieser Konflikt ist wenigstens in oberflächlichen sozialen Diskursen, wie sie hier geführt werden, nicht auflösbar. Das sieht man aber auch schon bei Popper selbst, dem zu Platon und Hegel nur Beschimpfungen einfielen (vgl. "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde") und bei Ex-Kanzler Schmidt ("Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen").

Popper und Schmidt haben offensichtlich in der Wissensgesellschaft wenig Früchte getragen. In diesem Sinne bin ich gegen die SPD, nicht in dem Sinn, den Herr Schaefers nahelegt, das wäre mir zu primitiv. Peter Glotz versucht, die SPD-Ideologie mit der Wissensgesellschaft zu vereinbaren, läßt aber die Hose runter, wenn man ihn fragt, was er von qualifizierten Dienstleistungsjobs hält: Nichts, das sei eine amerikanische Chimäre. Natürlich, denn die SPD ist so sehr 19. Jahrhundert wie ihre Klientel: Industriearbeiter.

Der Logikbegriff, den Herr Freude oder Herr Schafer haben, wenn sie es überhaupt ernst damit meinen, ist nicht derselbe wie in Platons "Logos".

Man kann jetzt postmodern daherquatschen, aber das erweitert meinen Horizont nicht unbedingt.

Thomas