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Re: [Debate] heiligendamm



Am Dienstag, den 19.06.2007, 09:49 +0200 schrieb PILCH Hartmut:
> > > > > Das ändert aber nichts daran, dass mit Aufrufen zur "G8-Blockade" mit
> > > > > der Parole "Make Capitalism History" und zahlreichen weiteren
> > > > > Hass-Parolen nichts als Zoff bezweckt werden konnte.
> > > > 
> > > > Wo ist denn da das Problem? Parolen wie "Make Capitalism History" rufen 
> > > > doch nicht zur Gewalt auf
> > > 
> > > Wie soll eine "Blockade" den "Kapitalismus" in die Mülltonne der
> > > Geschichte befördern? 
> > 
> > Ghandi hat mit gewaltlosen Widerstand die Briten aus Indien
> > vertrieben. Also: Warum nicht?
> 
> Wie soll das gehen?
> 
> Die ganze Bevölkerung versammelt sich in Heiligendamm und es formiert sich von
> selbst eine Art neuer Gesellschaftsvertrag, der allen schon längst klar vor
> Augen schwebt und nur noch von 8 Unrechtsregimen behindert wird?

Du unterstellst, daß jemand der "Make Capitalism History" fordert
automatisch eine gewaltätige Revolution befürwortet, weil nur mittels
Blockaden dieses Ziel nicht zu erreichen wäre. Es ist aber auch
mit gewaltätiger Revolution ohne große Beteiligung der Bevölkerung
nicht möglich und mit großer Beteiligung wäre es vielleicht
auch ohne Gewalt möglich (Ghandi). Insofern gibt es keinen zwingenden
Grund, warum "Make Capitalism History" ein Aufruf zur Gewalt sein
soll.

> > Aber hier ging es wohl in erster
> > Linie darum, eine grundsätzliche Gegnerschaft gegen den
> > Gipfel deutlich zu machen. Es handelt sich symbolische Politik:
> > Wenn man tatächlich versucht den Gipfel mit Blockaden zu
> > stören, ist es nicht mehr möglich, daß die Demonstrationen
> > von den politischen Gegnern als Unterstützung für den Kurs
> > von Angela Merkel umgedeutet werden. Das wurde ja von manchen
> > schon im Vorfeld versucht.
> 
> Ja, es ging eben vor allem um Delegitimierung der bestehenden Ordnung.  Deren
> Vertreter sollten nicht einmal als Diskurspartner vorkommen, sondern nur als
> wackelige Unrechtsregime, die es hinwegzufegen gilt:
> 
> S.
> 
>     Reinhard Mohr im Spiegel: Biedermänner und Brandstrifter -- Wie politische Naivität den Gewalttätern hilft
>     "http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,486343,00.html";
> 
>     "Viel zu wenig hat man sich offenbar klar gemacht, dass es eine
>     Grundsatzentscheidung zu treffen gilt: Will man den Gipfel, das
>     alljährliche Treffen der wichtigsten Wirtschaftsnationen samt Russland,
>     militant bekämpfen, verhindern, blockieren - oder will man "nur"
>     protestieren und womöglich politische Forderungen an Bush &
>     Co. stellen. Beides zusammen schließt sich logisch aus."
> 
> Man für ersteres entschieden.

Genau. Sie haben sich entschieden. Die Demo richtete sich ja explizit
*gegen* den Gipfel und nicht etwa "an" den Gipfel. Die naiven
Demonstranten, die sich da unschlüssig sind, dürfte es kaum gegen
haben. Wo also hat man den Gewalttätern geholfen? Die Meinung,
daß der Gipfel nicht legitim ist, muß man zum Ausdruck bringen
dürfen, auch wenn nicht auszuschließen ist, daß dann auf der Demo
auch Leute sind, die eventuell Steine schließen.

> > > Wozu schreibt man so etwas in einen Demonstrations-Aufruf?
> > 
> > Warum spricht man vom "Kampf gegen Software-Patente"?
> 
> Ich spreche eher von
> 
>     Software-Patentierung beenden, EPA demokratisch kontrollieren
>     http://eupat.ffii.org/07/p2parl/


"For six years the FFII has fought for the rights of small and independent
 software authors. We apply the techniques of free and open software
 development to our research and activism. We live from the voluntary
 efforts of hundreds of activists and thousands of supporters who
 believe, like us, that it is possible to build a better world, that big
 business and big government don't always have the right answers, and
 that the organised work of volunteers can beat even the best paid
 professional lobbyists." (Quelle: http://www.ffii.org/Home)

"fought" and "beat" klingt schon nach Zoff. Der ganze Abschnitt könnte
übrigens genauso am 2. Juni in einer globalisierungskritischen Rede
gefallen sein ;-) Ich denke eher, eine kämpferische Ausdrucksweise 
ist in jeder Art politischen Aktivismus ganz normal. Da muß man
nicht gleich einen Aufruf zur Gewalt unterstellen.

> und eine kleine Demonstration in München am 25. Juni ist auch angemeldet,
> 
>     http://www.ffii.de/wiki/demo250706
> 
> Folgende Parole kommt darin nicht vor:
> 
>     Blockiert das Patentamt
>     Make Monopolism History!

Wenn doch, dann würde ich Dir aber trotzdem keinen Aufruf zur
Gewalt unterstellen. Und "Make Monopolism History!" fände ich als
Parole bei diesem Anlaß eigentlich sogar ziemlich nett!

Gruß,
Martin



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