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Re: [Debate] heiligendamm



> > > > Das ändert aber nichts daran, dass mit Aufrufen zur "G8-Blockade" mit
> > > > der Parole "Make Capitalism History" und zahlreichen weiteren
> > > > Hass-Parolen nichts als Zoff bezweckt werden konnte.
> > > 
> > > Wo ist denn da das Problem? Parolen wie "Make Capitalism History" rufen 
> > > doch nicht zur Gewalt auf
> > 
> > Wie soll eine "Blockade" den "Kapitalismus" in die Mülltonne der
> > Geschichte befördern? 
> 
> Ghandi hat mit gewaltlosen Widerstand die Briten aus Indien
> vertrieben. Also: Warum nicht?

Wie soll das gehen?

Die ganze Bevölkerung versammelt sich in Heiligendamm und es formiert sich von
selbst eine Art neuer Gesellschaftsvertrag, der allen schon längst klar vor
Augen schwebt und nur noch von 8 Unrechtsregimen behindert wird?

> Aber hier ging es wohl in erster
> Linie darum, eine grundsätzliche Gegnerschaft gegen den
> Gipfel deutlich zu machen. Es handelt sich symbolische Politik:
> Wenn man tatächlich versucht den Gipfel mit Blockaden zu
> stören, ist es nicht mehr möglich, daß die Demonstrationen
> von den politischen Gegnern als Unterstützung für den Kurs
> von Angela Merkel umgedeutet werden. Das wurde ja von manchen
> schon im Vorfeld versucht.

Ja, es ging eben vor allem um Delegitimierung der bestehenden Ordnung.  Deren
Vertreter sollten nicht einmal als Diskurspartner vorkommen, sondern nur als
wackelige Unrechtsregime, die es hinwegzufegen gilt:

S.

    Reinhard Mohr im Spiegel: Biedermänner und Brandstrifter -- Wie politische Naivität den Gewalttätern hilft
    "http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,486343,00.html";

    "Viel zu wenig hat man sich offenbar klar gemacht, dass es eine
    Grundsatzentscheidung zu treffen gilt: Will man den Gipfel, das
    alljährliche Treffen der wichtigsten Wirtschaftsnationen samt Russland,
    militant bekämpfen, verhindern, blockieren - oder will man "nur"
    protestieren und womöglich politische Forderungen an Bush &
    Co. stellen. Beides zusammen schließt sich logisch aus."

Man für ersteres entschieden.
 
> > Wozu schreibt man so etwas in einen Demonstrations-Aufruf?
> 
> Warum spricht man vom "Kampf gegen Software-Patente"?

Ich spreche eher von

    Software-Patentierung beenden, EPA demokratisch kontrollieren
    http://eupat.ffii.org/07/p2parl/

und eine kleine Demonstration in München am 25. Juni ist auch angemeldet,

    http://www.ffii.de/wiki/demo250706

Folgende Parole kommt darin nicht vor:

    Blockiert das Patentamt
    Make Monopolism History!

Aber das ergäbe auch keinen Sinn, denn eine breite Revolution der Massen zu
diesem Spezialthema ist noch viel schwerer denkbar als die
Anti-G8-Weltrevolution, und "Monopolismus" wäre kein allumfassendes
Gesellschaftskonzept wie der den G8 unterstellte "Kapitalismus".

Andererseits steht im Fall des Patentwesens ein Zusammenbruch vielleicht
wirklich vor der Tür.  Das meinen Zumindest die Autoren des vom EPA
in Auftrag gegebenen und verbreiteten Berichts "4 Scenarios", s.

   http://www.digitalmajority.org/
   http://eupat.ffii.org/07/04/eupafo18/

> Ich sehe immer noch keinen Grund, warum diese Demoaufrufe
> implizit einen Aufruf zur Gewalt darstellen sollen.

S. oben:

Sie mobilisieren zum Zoff statt zum Diskurs.

Sie suggerieren Weltrevolutions-Romantik und völlig vermessene Vorstellungen
von der eigenen Legitimität und der Illegitimität der Gipfel-Politiker.

Und das bei voller Kenntnis der eigenen Klientel, die schon eine lange
Tradition der Gewalt und Gewaltrhetorik hat, s. RAF, Autonome etc.

-- 
Hartmut Pilch				http://a2e.de/phm
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