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Re: Artikel: Gefangen im Internet



Am 18 May 98, schrieb PILCH Hartmut zu "Re: Artikel: Gefangen im Internet":

> "Wir stimmen mit den Sicherheitspolitikern 100% darin ueberein, dass
>  (1) die Sicherheit wichtig und gefaehrdet ist
>  (2) Uebermittler von Informationen grundsaetzlich mitverantwortlich sind
>  (3) Staatsanwaelte grundsaetzlich hier ein Wort mitzureden haben"
> 
> ABER die Wuensche der Sicherheitspolitiker und Statsanwaelte lassen sich
> derzeit technisch nicht umsetzen.
> 
> [unausgesprochen: Also bitte lieber Sicherheitspolitiker, stuerzt Euch ab
> sofort auf die technischen Probleme, denn ideologische Probleme, ueber die
> zu streiten so schoen bequem waere, existieren gar nicht.] "

Ist das Deine Meinung oder eine Satire?

Ich halte es für gefährlich sich auch nur aus taktischen Gründen auf eine 
solche Argumentation einzulassen. Die Frage ist nicht, ob es Providern 
technisch möglich ist, Informationen zu zensieren, sondern ob es 
gesellschaftlich sinnvoll ist, das zu Ihrer Aufgabe zu machen. 

Wenn es technisch möglich ist, alle Kommunikationsvorgänge (Email, News, 
WWW, Telefonate, private Gespräche in der eigenen Wohnung,...) 
mitzuschneiden, zu analysieren und eventuell zu unterbinden, soll das erlaubt 
oder sogar vorgeschrieben sein? Ein Kneipenwirt muß an jedem Tisch 
Mikrophone unterbringen? Ich muss aufpassen was ich zuhause oder am 
Telefon sage? Naja, wer nichts zu verbergen hat, muss sich ja keine Sorgen 
machen....

Ich halte es im Gegenteil für sinnvoller, dem Provider eindeutig zu verbieten, 
ohne Einverständnis des Benutzers übertragene Informationen inhaltlich 
auszuwerten. Wenn der Benutzer sich etwa vor Spam schützen lassen will, 
kann er einem Filter beim Provider zustimmen, aber das muß in der 
Entscheidung des Benutzers bleiben.

Zugangs-Provider stellen ausschliesslich die technische Möglichkeit zur 
Informationsübermittlung zur Verfügung und diese Rolle muss festgeschrieben 
werden. Verantwortlich für Inhalte ist ausschliesslich der Autor (bzw. der im 
Sinne des Presserechts Verantwortliche). 

>  (1) die Sicherheit wichtig und gefaehrdet ist

wessen Sicherheit ist gefährdet?

>  (2) Uebermittler von Informationen grundsaetzlich mitverantwortlich sind

Übermittler von Informationen sind weder verantwortlich noch dürfen sie Inhalte 
ohne Erlaubniss filtern.

>  (3) Staatsanwaelte grundsaetzlich hier ein Wort mitzureden haben"

Staatsanwälte haben gar nichts zu sagen sondern müssen den ordentlichen 
Weg über Gerichte gehen wie jeder andere auch.

Gruß,
Reiner kukulies

-- 
Reiner.Kukulies@Uni-Koeln.DE  *  http://www.uni-koeln.de/~ahs02/