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Re: Artikel: Gefangen im Internet
- To: debate@fitug.de
- Subject: Re: Artikel: Gefangen im Internet
- From: "Reiner Kukulies" <reiner.kukulies@uni-koeln.de>
- Date: Tue, 19 May 1998 09:14:07 +0100
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- In-reply-to: <Pine.LNX.3.95.980518083246.2443A-100000@wtao97.oas>
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- Reply-to: Reiner.Kukulies@uni-koeln.de
- Sender: owner-debate@fitug.de
Am 18 May 98, schrieb PILCH Hartmut zu "Re: Artikel: Gefangen im Internet":
> "Wir stimmen mit den Sicherheitspolitikern 100% darin ueberein, dass
> (1) die Sicherheit wichtig und gefaehrdet ist
> (2) Uebermittler von Informationen grundsaetzlich mitverantwortlich sind
> (3) Staatsanwaelte grundsaetzlich hier ein Wort mitzureden haben"
>
> ABER die Wuensche der Sicherheitspolitiker und Statsanwaelte lassen sich
> derzeit technisch nicht umsetzen.
>
> [unausgesprochen: Also bitte lieber Sicherheitspolitiker, stuerzt Euch ab
> sofort auf die technischen Probleme, denn ideologische Probleme, ueber die
> zu streiten so schoen bequem waere, existieren gar nicht.] "
Ist das Deine Meinung oder eine Satire?
Ich halte es für gefährlich sich auch nur aus taktischen Gründen auf eine
solche Argumentation einzulassen. Die Frage ist nicht, ob es Providern
technisch möglich ist, Informationen zu zensieren, sondern ob es
gesellschaftlich sinnvoll ist, das zu Ihrer Aufgabe zu machen.
Wenn es technisch möglich ist, alle Kommunikationsvorgänge (Email, News,
WWW, Telefonate, private Gespräche in der eigenen Wohnung,...)
mitzuschneiden, zu analysieren und eventuell zu unterbinden, soll das erlaubt
oder sogar vorgeschrieben sein? Ein Kneipenwirt muß an jedem Tisch
Mikrophone unterbringen? Ich muss aufpassen was ich zuhause oder am
Telefon sage? Naja, wer nichts zu verbergen hat, muss sich ja keine Sorgen
machen....
Ich halte es im Gegenteil für sinnvoller, dem Provider eindeutig zu verbieten,
ohne Einverständnis des Benutzers übertragene Informationen inhaltlich
auszuwerten. Wenn der Benutzer sich etwa vor Spam schützen lassen will,
kann er einem Filter beim Provider zustimmen, aber das muß in der
Entscheidung des Benutzers bleiben.
Zugangs-Provider stellen ausschliesslich die technische Möglichkeit zur
Informationsübermittlung zur Verfügung und diese Rolle muss festgeschrieben
werden. Verantwortlich für Inhalte ist ausschliesslich der Autor (bzw. der im
Sinne des Presserechts Verantwortliche).
> (1) die Sicherheit wichtig und gefaehrdet ist
wessen Sicherheit ist gefährdet?
> (2) Uebermittler von Informationen grundsaetzlich mitverantwortlich sind
Übermittler von Informationen sind weder verantwortlich noch dürfen sie Inhalte
ohne Erlaubniss filtern.
> (3) Staatsanwaelte grundsaetzlich hier ein Wort mitzureden haben"
Staatsanwälte haben gar nichts zu sagen sondern müssen den ordentlichen
Weg über Gerichte gehen wie jeder andere auch.
Gruß,
Reiner kukulies
--
Reiner.Kukulies@Uni-Koeln.DE * http://www.uni-koeln.de/~ahs02/