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Re: Artikel: Gefangen im Internet



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> Ist das Deine Meinung oder eine Satire?

Es ist ein Versuch, eine bestimmte moegliche Meinung durchzudenken.
Ich habe mich noch fuer keine Meinung entschieden.
 
> Ich halte es für gefährlich sich auch nur aus taktischen Gründen auf eine 
> solche Argumentation einzulassen. Die Frage ist nicht, ob es Providern 
> technisch möglich ist, Informationen zu zensieren, sondern ob es 
> gesellschaftlich sinnvoll ist, das zu Ihrer Aufgabe zu machen. 

Das ist Sache des Gesetzgebers, nicht des Richters, Staatsanwalts oder
Stammtisch- bzw Malinglistenpolitikers.  Wenn man hier unter dem Namen
der technischen Kompetenz versucht, Weltanschauungen durchzudruecken,
ueberreizt man seine Karten.
 
> Wenn es technisch möglich ist, alle Kommunikationsvorgänge (Email, News, 
> WWW, Telefonate, private Gespräche in der eigenen Wohnung,...) 
> mitzuschneiden, zu analysieren und eventuell zu unterbinden, soll das erlaubt 
> oder sogar vorgeschrieben sein? Ein Kneipenwirt muß an jedem Tisch 
> Mikrophone unterbringen? Ich muss aufpassen was ich zuhause oder am 
> Telefon sage?

Das ist bereits der Fall.  Telefonleitungen werden in grossem Umfang
abgehoert.  Dagegen anzukaempfen ist nicht Sache einer Providerlobby.
Wer unter dem Deckmantel der Technik Gesellschaftspolitik
treibt, ueberreizt und verliert. Die Frage, bei der man gewinnen kann,
lautet: "Ist Kontrolle der Inhalte in technisch sinnvoller Weise auf
Providerseite realisierbar?"  
Noch sinnvoller waere es, dem Staat zuvorzukommen und in
eigener Regie Unverantwortlichkeit im Internet zu beseitigen:

z.B. dafuer zu sorgen, dass Inhalte nicht anonym hineingemuellt werden
koennen.  Jeder Provider sollte dafuer verantwortlich zeichnen, dass die
Identitaet der bei ihm in das Netz gehenden Personen klar ist, und dass
nur mit solchen Providern, die fuer aehnliches verantwortlich zeichnen,
Kontakt aufgenommen wird.   Bisher ist das nicht moeglich, weil die
Provider vor dem Druck des Marktes kein Rueckgrat mehr haben.  In
Zusammenarbeit mit dem Staat koennten sie ihr Rueckgrat staerken.
Das ist allemal wirkungsvoller und glaubwuerdiger als liberalistisch
verbraemte Verantwortungslosigkeit.

> Ich halte es im Gegenteil für sinnvoller, dem Provider eindeutig zu verbieten, 
> ohne Einverständnis des Benutzers übertragene Informationen inhaltlich 
> auszuwerten. Wenn der Benutzer sich etwa vor Spam schützen lassen will, 
> kann er einem Filter beim Provider zustimmen, aber das muß in der 
> Entscheidung des Benutzers bleiben.

Zumindest muesste gefordert werden, dass das ganze gesetzmaessig und
transparent geschieht.  Wenn bestimmte Filtermechanismen gefordert werden,
muessen Sie auf freier, durch oeffentliche Ausschreibung
finanzierter Software (GNU) beruhen und ihr Einsatz muss genau
dokumentiert und legitimiert werden.  Die Kosten truege die oeffentliche
Hand.  Abwaelzen gilt nicht.

> Zugangs-Provider stellen ausschliesslich die technische Möglichkeit zur 
> Informationsübermittlung zur Verfügung und diese Rolle muss festgeschrieben 
> werden. Verantwortlich für Inhalte ist ausschliesslich der Autor (bzw. der im 
> Sinne des Presserechts Verantwortliche). 

Das klingt leider auch nach Abwaelzen.
Internet-Anbieter sind ein Zwischending zwischen Telefonanbieter und
Zeitungsverleger.  Sicher naeher beim Telefonanbieter als beim
Zeitungsverleger.  Wo ihre Position genau liegt, ist nur durch eine
vorurteilsfreie Beurteilung der technischen Moeglichkeiten zu ermitteln.
 
> Staatsanwälte haben gar nichts zu sagen sondern müssen den ordentlichen 
> Weg über Gerichte gehen wie jeder andere auch.

Falls oeffentliche Interessen verletzt werden, muessen Staatsanwaelte
Klage erheben.  Fragt sich nur gegen wen.

- --
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang & Co 
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8




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