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Re: Artikel: Gefangen im Internet



on 19 May 98 12:13, PILCH Hartmut wrote:

<snip>

> Es ist ein Versuch, eine bestimmte moegliche Meinung
durchzudenken.
> Ich habe mich noch fuer keine Meinung entschieden.
>
> > Ich halte es für gefährlich sich auch nur aus taktischen Gründen auf eine
> > solche Argumentation einzulassen. Die Frage ist nicht, ob es Providern
> > technisch möglich ist, Informationen zu zensieren, sondern ob es
> > gesellschaftlich sinnvoll ist, das zu Ihrer Aufgabe zu machen.
>
> Das ist Sache des Gesetzgebers, nicht des Richters, Staatsanwalts
> oder Stammtisch- bzw Malinglistenpolitikers.  Wenn man hier unter
> dem Namen der technischen Kompetenz versucht, Weltanschauungen
> durchzudruecken, ueberreizt man seine Karten.
>
Und wer ist der Gesetzgeber? Ein paar Menschen, genauso fehlbar wie
andere Menschen auch. Also müssen andere Menschen sagen und
schreiben, was sie zu bestimmte Gesetzesvorhaben denken und
kritisieren, was falsch ist. Warum sollten wir hier anderes tun, als
viele Lobbyisten in Bonn tun? Warum sollen wir den Mund halten?

> > Wenn es technisch möglich ist, alle Kommunikationsvorgänge (Email, News,
> > WWW, Telefonate, private Gespräche in der eigenen Wohnung,...)
> > mitzuschneiden, zu analysieren und eventuell zu unterbinden, soll das erlaubt
> > oder sogar vorgeschrieben sein? Ein Kneipenwirt muß an jedem Tisch
> > Mikrophone unterbringen? Ich muss aufpassen was ich zuhause oder am
> > Telefon sage?
>
> Das ist bereits der Fall.  Telefonleitungen werden in grossem Umfang
> abgehoert.  Dagegen anzukaempfen ist nicht Sache einer
> Providerlobby. Wer unter dem Deckmantel der Technik
> Gesellschaftspolitik treibt, ueberreizt und verliert. Die Frage, bei
Natürlich sind hier viele Techniker oder technisch interessierte
Leute eingeschrieben. Daher wird auch viel aus der Sicht der Technik
argumentiert. Warum nicht?

> der man gewinnen kann, lautet: "Ist Kontrolle der Inhalte in
> technisch sinnvoller Weise auf Providerseite realisierbar?"  Noch
Warum soll ich mich auf weniger reduzieren als ich will? Ich verliere
noch mehr, wenn ich mich nicht zu Wort melde und meine Ziele nie
erreiche.
Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin, dann kommt der Krieg
zu Dir..... (oder so ähnlich beghinnt das im Original)

> sinnvoller waere es, dem Staat zuvorzukommen und in eigener Regie
> Unverantwortlichkeit im Internet zu beseitigen:
Sorry, da gebe ich Dir gar nicht recht. Wenn in einem Kaufhaus
irgendwo ein Ladendieb ist, dann werde ich nicht für den
von anderen begangenen Diebstahl freiwillig ins Gefängnis gehen.
Und ich lasse mir das Internet nicht als Sündenpfuhl madig machen,
weil es einzelne mißbrauchen.

>
> z.B. dafuer zu sorgen, dass Inhalte nicht anonym hineingemuellt
> werden koennen.  Jeder Provider sollte dafuer verantwortlich
> zeichnen, dass die Identitaet der bei ihm in das Netz gehenden
> Personen klar ist, und dass nur mit solchen Providern, die fuer
> aehnliches verantwortlich zeichnen, Kontakt aufgenommen wird.
> Bisher ist das nicht moeglich, weil die Provider vor dem Druck des
> Marktes kein Rueckgrat mehr haben.  In Zusammenarbeit mit dem Staat
> koennten sie ihr Rueckgrat staerken. Das ist allemal wirkungsvoller
> und glaubwuerdiger als liberalistisch verbraemte
> Verantwortungslosigkeit.
Seit dem IuKDG und SigG sehe ich immer weniger Rückgrad.

>
> > Ich halte es im Gegenteil für sinnvoller, dem Provider eindeutig zu verbieten,
> > ohne Einverständnis des Benutzers übertragene Informationen inhaltlich
> > auszuwerten. Wenn der Benutzer sich etwa vor Spam schützen lassen will,
> > kann er einem Filter beim Provider zustimmen, aber das muß in der
> > Entscheidung des Benutzers bleiben.
>
> Zumindest muesste gefordert werden, dass das ganze gesetzmaessig und
> transparent geschieht.  Wenn bestimmte Filtermechanismen gefordert
> werden, muessen Sie auf freier, durch oeffentliche Ausschreibung
> finanzierter Software (GNU) beruhen und ihr Einsatz muss genau
> dokumentiert und legitimiert werden.  Die Kosten truege die
> oeffentliche Hand.  Abwaelzen gilt nicht.
Die öffentliche Hand ist doch die, die von meinen Steuern lebt. Also
über einen Umweg doch von mir bezahlt. Nix abgewältzt.

>
> > Zugangs-Provider stellen ausschliesslich die technische Möglichkeit zur
> > Informationsübermittlung zur Verfügung und diese Rolle muss festgeschrieben
> > werden. Verantwortlich für Inhalte ist ausschliesslich der Autor (bzw. der im
> > Sinne des Presserechts Verantwortliche).
>
> Das klingt leider auch nach Abwaelzen.
> Internet-Anbieter sind ein Zwischending zwischen Telefonanbieter und
> Zeitungsverleger.  Sicher naeher beim Telefonanbieter als beim
> Zeitungsverleger.  Wo ihre Position genau liegt, ist nur durch eine
> vorurteilsfreie Beurteilung der technischen Moeglichkeiten zu
> ermitteln.
Nein. Reine Zugangsvermittler sind "Telefonanbieter". Solche, die
einen Webserver zur Verfügung stellen und andere weitergehende
Dienstleistungen anbieten, sind an dieser Stelle "Zeitungsverleger".
Man kann nicht alle einfach so über den Kamm scheren.
>
> > Staatsanwälte haben gar nichts zu sagen sondern müssen den ordentlichen
> > Weg über Gerichte gehen wie jeder andere auch.
>
> Falls oeffentliche Interessen verletzt werden, muessen
> Staatsanwaelte Klage erheben.  Fragt sich nur gegen wen.
Und auf Grund welcher Gesetzeslage. Denn ein Staatsanwalt kann nicht
aufgrund Gutdünken Klage erheben.

Gruß Arne Haeckel