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Re: Dem Internet ist es egal, wie man es speichert



> 
> Holger Veit schrob:
> 
> > > Kurz: Wir leben im Zeitalter der online verfügbaren, mehrfach
> > > gespiegelten RAID-Systeme.
> > 
> > Zu technisch betrachtet. Was gespeichert ist, ist sicher, nur: ist es das,
> > was ausgesagt wurde?
> 
> Du verwechselt das "Was gespeichert wird" mit dem "Wie gespeichert
> wird". Weiterhin verwechselst Du "online verfügbar" mit "durch
> jedermensch unathorisiert beschreibbar/änderbar".
> 
> Fälschungen sind auch mit traditionellen Medien möglich (die Sowjetunion
> hat da umfangreiche Erfahrungen gesammelt, man könnte aber auch Born und
> seine gefakten Fernsehbeiträge nennen). Diesbezügliche Paranoia bitte in
> alt.conspiracy weiterpflegen.

Oh nein! Diesen Unterschied mache ich nicht. Ich wehre mich allerdings vehement
gegen jegliche scheuklappigen Technokraten, welche glauben, dass allein die
geeignete Technik, etwa RAID-Systeme oder Passwordschutz gegen Datenmanipu-
lation, alle Probleme im Zusammenhang mit dem Internet zu erschlagen vermag.
Das ist genau nicht der Fall. Du gibst selbst den Paradefall Born fuer
Manipulation in Medien an. Dieser Fall ist moeglich geworden, weil sich
jeder auf einen Mechanismus (naemlich den der Plausibilitaetspruefung von
Information) blind verlassen hat. Es gab ein mehrschichtiges System zur
Ueberwachung, welches trotzdem versagt hat. Ich vergleiche dies durchaus mit
RAID-Techniken, selbst wenn die Techniker jetzt wie ueblich Zeter und Mordio 
schreien. Man kann jahrelang Datensicherung auf Tape ziehen, um dann fest-
zustellen, dass das Bandlaufwerk defekt ist. Der Punkt ist hier, dass
Technik nur dann die Loesung eines Problems ist, wenn sie lueckenlos,
unangreifbar, fehlerfrei, UND narrensicher ist. Was bei der Verhinderung des 
Falles Born nicht geklappt hatte, war bereits nur eine winzig kleine
Mediengruppe - naemlich einzelne Fernsehanstalten. Mit dem Internet 
multiplizierst Du das Problem um einen Faktor 100000 oder mehr. 

Alt.conspiracy ist ebenfalls - aber nicht so, wie Du hoffst - ein weiteres
gutes Beispiel: Dein ganzes tolles RAID-Speichern nuetzt Dir einen Dreck, wenn
bereits die Informationen Muell sind. Es gibt kein Wahrheits-PICS, welches
die Qualitaet der Information bewertet. Beim Nachdenken, angeregt durch Wau
letzte Woche, ueber das Weltkulturerbe, ist mir dieses klargeworden: gesetzt
den Fall, man will jenes obskure Weltkulturerbe sichern, dann muss man es 
definieren, und wird auf diese Art und Weise entweder dazu kommen, dass man
alles speichert, was irgendwie vor eine Scannerzeile, ein Kameraauge oder ein
Mikrophon passt, inklusive des "Drecks", oder man muss filtern und Information
in die Kategorien "wertvoll" bzw. "wertlos" einsortieren. Der Aufwand fuer
letzteres ist immens; im anderen Falle haben wir moeglicherweise 99.999%
redundant gespeicherten Muell (->Bibliothek von Babel).

-- 
         Dr.-Ing. Holger Veit             | INTERNET: Holger.Veit"at"gmd.de
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