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Re: [FYI] Kunstpreis an Linux



On Fri, Jun 11, 1999 at 06:14:58PM +0200, Martin Rost wrote:

...(zu Steiners Dreigliederung)...

> zeigt den romantischen Einschlag dieser Zuordnungen oben - sie sind

Amuesiertes ACK

> eher was fuer Astrologen, die blosse Systematizitaet schon fuer einen
> Aspekt von Wahrheit halten. Jede Permutation der Zuordnungen waere je
> fuer sich instruktiver.

aber IMO vor allem deshalb, weil Permutationen die Problematiken zeigen.

...
> nur darum, CASE als ein maechtiges Paradigma zu bezeichnen, das die

ACK

> Phantasie unserer Informatiker schient. Informatiker arbeiten von je
> her daran, sich selbst durch den Entwurf intelligenter Maschinen
> ueberfluessig zu machen. Noch nie waren sie dabei so erfolgreich,

Ich will ja nicht bezweifeln, dass die Deppen unter den Informatikern
"daran arbeiten, sich...".
Ich schreibe aber "Deppen", weil diejenigen, die das Formulierte
erreichen wollen, etwas Wesentliches von "sich" nicht begriffen zu
haben - abgesehen von der Frage der "Intelligenz".

...
> >Das ist richtig, weil der Rotz so komplex ist, dass das ganze "binaer"
> >funktioniert, tendenziell und ueberwiegend: nur-so oder gar-nicht.
> 
> Hmmm... was meinst Du? Gerade komplexe Systeme funktionieren vielfach
> nicht binaer. Anders als Werkzeuge, die man unter dem Aspekt von
> heil/ kaputt beobachten kann, so lassen sich Betriebssysteme und
> Netzwerke ja zusaetzlich unter dem Aspekt "stabil/nicht-stabil
> funktionierend" beobachten. Ein Nachbar fuhr monatelang mit einem
> kaputten Auto.

Nur war die "binaere" Steuerung des Autos nicht kaputt, denn mit
einem "kaputten Logikmodul" faehrt das Auto nicht mehr.
Danke fuer Dein Beispiel, das mich bestaetigt - denn sein Auto war
nur analog kaputt, nicht binaer :-)

...
> Beobachtungen: Die alten Analog-Schieberegler werden ersetzt durch
> Zahlenangaben: Echo 87, Hall 12, Distortion 2, saemtliche Tonmeister
> der Welt der naechsten Generation werden dafuer ein Gefuehl
> entwickelt haben.) Diese Maschinen gestatten ueberhaupt erst die

Das ist - mit Verlaub - grober Unfug.
Die Ergonomie analoger Anzeigen wird heute mit binaeren Methoden
nachgebildet (LED-Reihen).
Eine Analoguhrzeit laesst sich mit einem Blick erfassen, bei einer
Zahlenanzeige ist ein zusaetzlicher DV-Vorgang (Konvertierung) im
Hirn erforderlich.
Sprich mal mit einem Tonmeister ueber das Problem :-)

> Produktion und die Verwaltung des Rotzes, der mit Werkzeugen einfach
> nicht mehr zugaenglich ist. Da liegt die Komplexitaet.

Es gibt allerdings in Designstudios genug Deppen, die von der
menschlichen Wahrnehmung so wenig begriffen haben, dass sie
unergonomische Werkzeuge produzieren.

...
> weil ihnen die Mitglieder weglaufen. Andererseits laesst sich kaum
> abschliessend beurteilen, welche Organisations-Optionen
> Gewerkschaften noch zu realisieren imstande sind. Es waere politisch

Hier hilft ein Blick auf andere Laender, wo Gewerkschaften sich
nicht mehr als Standesvertreter der Arbeiterklasse mit Varianten
der Pfruendekaempfe verstehen (BRD-Modell, sondern Arbeitslose
_ebenso_ vertreten wie Beamte oder (Schein)selbstaendige.

> absolut fatal, in Konfliktsituationen die Rolle der altmodischen
> Gewerkschaften zu unterschaetzen, nur weil sie derzeit ein herbes
> Theorie- und Praxisdefizit mit sich herumschleppen.

NACK zu "weil sie".
Ich differenziere sehr wohl, _auch_ bei Gewerkschaften.
Nur ist die Menge derer, mit denen sich darueber reden laesst,
sehr gering. Und die "Pfruendeverwalter" sitzen idR an den
Schalthebeln der Macht.

> >Sourcecodebaeume und Distributionen wie bei Linux, BSD, ... sind
> >ein Modell "dieses" Jahrhunderts.
> 
> Wie rechnest Du hier dasjenige heraus, was bereits durch Gewerkschaften
> vermittelt errungen wurde oder wird?

Das habe ich nicht getan. Ich bezweifle, dass das, was "errungen" wurde,
durch "Gewerkschaften vermittelt" errungen wurde und meine, es wurde
durch solidarisches Handeln - zT _trotz_ der Einheitsgewerkschaften -
erreicht. Ich halte Spontanitaet und Chaos fuer Kraefte, die wichtig
sind. Ich bin neugierig, wie lange "die" Gewerkschaften brauchen bis
zur "Anerkennung" dieser Kraefte in ihrer Geschichte - die Verleumdung
als "Spalter" habe ich nicht vergessen und sie beherrschen noch heute
die Archive der Gewerkschaften.

...
> Wir versaufen unser Oma ihr kleines Haeuschen, erst dadurch entsteht
> Kultur. Was in diesem Bild mit einer Wollensentscheidung vielleicht

IMO widerliche Auffassung vom Stil "Macht euch die Erde untertan".

> aufzuhalten scheint, stellt sich gesamtgesellschaftlich ganz anders
> dar. Alle wollen irgendwas, was sich dabei dann herausmendelt,
> unterliegt einer ganz eigenen, eben sozialen Evolution. Es ist

NACK zu "eben".
"eben sozialen Evolution" laesst weit wichtigere Faktoren weg:
die Evolution begruendet auf Macht und Geld.

Damit laesst sich die Evolution hin zu Dioxin im Futter erklaeren
(FR-Ueberschrift von heute: "Ranzige Butter vom Asphalt gekratzt")
und damit laesst sich auch erklaeren, dass eine kanadische Firma
viele Millionen Dollar als "Schadenersatz" (entgangener Profit)
bekommen hat fuer den Verzicht, weiterhin umweltgefaehrdende
Stoffe herzustellen - als "soziale Evolution" waere sowas auf
dem Niveau eines Gerechtigkeitsausgleichs wie "Kindergeldausgleich
fuer Kinderlose" (Holgers Spott zum Wochenanfang).

...
> ueber die grausigen Motive der Kriegsparteien, insbesondere der
...

Auch Du argumentierst am Kernargument von Kriegsgegnern meines
Kalibers (Begriffswahl bewusst) vorbei:

Es gibt keinen "gerechten Krieg"; Krieg ist das Verbrechen.

Bombing for Peace is like fucking for virginity.

> NATO, erzaehlt.) Aber das war hier bitteschoen nicht das Thema,
> inwieweit Demokratie oekologisch rational ist. (Dass sie es ist, und
> zwar mehr als jede Oekodiktatur, ein gern gewaehltes Thema in den
> 80ern, scheint mir allerdings aufgrund der vergleichsweise besseren
> Kommunikationsbedingungen ausgemacht.)

Dem Argument der "Kommunikationsbedingungen" stimme ich zu.
Allerdings ist auch das eine Machtfrage, auch einer Macht ueber
Begriffe.

FR 14.6.:
---schnippp---
Ankara schreibt Unis Wortwahl vor - Athen, 14.6. Nachdem das
tuerkische Innenministerium bereits Ende April einheitliche
Sprachregelungen fuer die Medien erlassen hat, sollen nun auch
die Universitaeten sprachlich festgelegt werden. ...
So sollen "Menschen kurdischer Herkunft" kuenftig als "Buerger"
bezeichnet werden, "die von separatistischen Kreisen Kurden
genannt werden". Der Begriff "Friedensappell" ist durch
"Unterbrechung der terroristischen Aktivitaeten" zu ersetzen.
... Statt "evakuierte Doerfer" soll es heissen: "verlassene
Doerfer".
---schnappp---

Die "soziale Evolution" hat wohl auch bei einem Leitartikel der
FAZ nach rund drei Wochen Krieg dazu gefuehrt, dass es darin
hiess, in Deutschland habe "bislang" noch niemand das, was da
im Kosovo stattfindet "Krieg" genannt (ich habe mich gleich, als
ich das las, an eine Dejanews-Recherche gemacht, um zu erforschen,
wer das wie ich "Krieg" nannte und ward schnell fuendig).

Die FAZ war zumindest schneller als Frankreich, einen Krieg auch
Krieg zu nennen. Frankreich hat erst nach 40 Jahren ihre
"mission civilisatrice" (zivilisatorische Mission) "Algerien-Krieg"
genannt. Mitterand sagte "Algerien ist Frankreich. Von Flandern bis
zum Kongo herrscht das Gesetz: eine Nation, ein Parlament".
Und wie heute die Kurden in der Tuerkei durften die Algerier nicht
Algerier genannt werden, sondern sie hiessen franzamtlich "Moslems".

Wer zur "ethnischen Saeuberung" in Kurdistan schweigt, hat das
Recht verwirkt, zum Kosovo das Maul aufzureissen. Denn bevor bei
anderen "aufgeraeumt" wird, hat die "Wertegemeinschaft" NATO die
Pflicht, im eigenen Haus fuer Ordnung zu sorgen.

wau