Re: [FYI] eCommerce unterschaetzt

[Martin Rost <maro@maroki.netzservice.de>]

Wau angelt, mit fettigen Koedern. Und ich beiss mal an:

>Spaeter formulierte ich etwas radikaler, dass die Automation die
>Arbeiterklasse abgeschafft hat und dass dieser Paradigmenwechsel
>von den "Vertreter" der absterbenden Klasse nicht gesehen wird.

Dies sind zwar alles nicht mehr meine Kategorien, insbesondere gilt
der Klassenbegriff für Analysen der Gegenwart nicht als sonderlich
brauchbare soziologische Kategorie, aber um im vorgegebenen Bild zu
bleiben: Der Beginn der Automation, und die damit einhergehende
kapitalintensive, private Aneignung von Produktionsmitteln, hat die
Arbeiterklasse ueberhaupt erst in die Welt gebracht. Die nun durch
die Netze anstehende Vollendung des Automationsprojekts macht auch
aus den bislang nicht der Arbeiterklasse Zuzaehlbaren Arbeiter (etwa:
"Proletarisierung" der Akademiker), selbstverstaendlich auf aktuellem
Niveau (zum Teil besitzen Arbeiter einige ihrer Produktionsmittel
inzwischen (wieder) selber (Heimarbeit im weitesten Sinne), zum Teil
heben Mitarbeiteraktien zumindest formal die alte Klassenfront auf).
Erst nachdem sich eine weitgehende Vollautomation eben auch in der
Informationsverarbeitung herausgebildet hat, ist eine Ebene (eine
gesellschaftlich geschlossen operative Schicht) entstanden, auf der
ein Paradigmenwechsel moeglich und vermutlich auch notwendig wird. 
Dann entsteht ein insgesamt neues Protokollset fuer neue 
Adressierbarkeiten.

Noch ist mir jedenfalls eine solche Prophezeihung wie die obige, die
spaetestens seit Mitte der 50er Jahre bestaendig wiederholt wird und
auf die die SPD bereits 1959 mit ihren Bad Godesberger Programm
reagierte (was Blair im Fahrwasser von Thatcher dann erst 30 Jahre
spaeter anging), verfrueht. Was zweifellos stirbt, ist nur das Bild 
vom Arbeiter des 19. Jahrunderts.

Gruss, Martin
-- 
Martin Rost - http://www.netuse.de/~maro/ - Germany, Kiel