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Re: Mehr Ueberwachungskameras in der City,



On Wed, Aug 25, 1999 at 11:08:02PM +0200, Holm Landrock wrote:
...
> Sind das Web-Cams? Werden die Bänder digitalisiert, gespeichert und der
> Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Ist es schlecht, wenn kriminelle immer
> weiter verdrängt werden, bis es nirgends mehr ein Plätzchen für sie gibt?

Simon Davies schilderte, dass mit den Kameras ueberwiegend Verstoesse
gegen Sozialverhalten (Pinkeln im Park, Punks beim Biertrinken und
Ladendiebstahl) ermittelt und geahndet werden.

Konkretes Beispiel sind die Berichte aus Kassel; fuer hiesige
Verhaeltnisse.

> Ist es ein FITUG-Ziel, durchaus sinnvolle polizeiliche Massnahmen in

Genau der Sinn ("Angemessenheit") wird in Zweifel gezogen.

> Verbrechenshochburgen Deutschlands zu bekaempfen?  Gibt es einen
> Zusammenhang mit den FITUG-Vereinsinhalten, die über die Paranoia einzelner
> Mitglieder und debate-Abonnenten hinausgehen?

Ich habe am Telefon seit Bestehen des CCC, wenn jemand sich vor
Abhoeren bedroht fuehlte, geantwortet "die archivieren fuer meine Enkel".
Insofern lasse ich das mit Paranoia nicht auf mir sitzen.

Es gibt aber ein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung.
Und Computer unterscheiden sich von der Natur insofern, als Daten
nicht "verwelken".

> Oder um mal so zu fragen: Wie oft seid Ihr, die Ihr die Überwachung von
> öffentlichen Plätzen so wortreich ablehnt, schon überfallen worden? Ich
> gehe mal davon aus, daß jeder Mensch, der ein oder mehrere Male mit Gewalt
> und/oder mit Gewaltandrohung zur Kasse gebeten worden ist, solche Maßnahmen
> unterstützt *). Ich glaube nicht, daß jemand, der auf offener Straße von
> Kriminellen eine Lippe so aufgeschlagen bekommt, daß sie mit mehreren
> Stichen genäht werden muß, sich aus "Big Brother"-Motiven heraus weigert,
> die Verdächtigen auf einem Videoband zu identifizieren. Vermutlich heißt er
> das höchst willkommen.

Wir haben uns nach dem Tod von TRON in Berlin um die Videoaufzeichnungen
an der U-Bahn bemueht; ich kann Dein Argument schon verstehen.
Aber es klappt nicht so einfach; lass Dir mal von einem Polizisten
erklaeren, warum.

Ich empfehle Dir, das Buch HAARMANN von Lessing zu lesen. Dort beschreibt
er, dass die Polizei einen Massenmoerder, der Polizeispitzel war, erst
ermittelt hat, als es Unruhen und Demonstrationen in der Bevoelkerung
gab.

...
> p.s.: eine Bekannte, die den Vorstand ***) und etliche Mitglieder kennt,
> fragte mich neulich, wieso ich noch immer in "diesem Verein bin, dessen
> Mitglieder sich offensichtlich alle für führende Mitglieder terroristischer
> Organisationen halten, gemessen an den Paranoia, die sie vor sich hertragen
> würden" (Zitat Ende)

w "ich weiss, auch Heinrich Boell war ein Terrorist" au
-- 
An die Stelle der Steuerung durch Vorgesetzte tritt die Steuerung
durch die Daten, die die Kriminalitaet selbst geliefert hat.
(Herold in "Die Nutzung von Polizeidaten fuer praeventive Zwecke";
neues Prinzip "Hilf Deiner Polizei - Datenerschlag Dich selbst".)