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Re: Mehr Ueberwachungskameras in der City,



On Thu, 26 Aug 1999 23:48:13 +0200, you wrote:

snip

>Zum einen:
>     Der ursprüngliche Beitrag handelte von Video-Kameras in der Leipziger
>Innenstadt. Es wurden in dem zitierten Bericht bspw. keine Kameras in

Gestern/Heute im Radio: Leipziger ÖNV will Kameras, weil Verbrechen,bla.

>englischen Pubs willkommen geheissen. Leipzig ist de-facto die Hochburg des
>Verbrechens in Sachsen. Messbar ist das an der Kriminalitaetsstatistik
>Sachsens, die mir exemplarisch fuer das Jahr 1996 vorliegt. Pinkeln in
>öffentlichen Anlagen fand ich in dieser Mappe jedenfalls nicht als
>Kriminaldelikt. Vielmehr waren neonazistische Ausschreitungen,
>Raubüberfälle, Vergewaltigungen einschließlich Gewalt in der Ehe,
>Diebstähle, Autodiebstähle und Kapitalverbrechen einschließlich
>Devisenschiebereien so ziemlich top. Leipzig und Görlitz wechseln in diesen
>Bereichen offensichtlich gelegentlich die Spitzenposition, an den Zahlen
>ändert das nichts.
>     Die Bekämpfung z.B. des Rechtextremismus mit polizeilichen Mitteln ist
>nach Auskunft des LKA durch moderne Computertechnik, ISDN-vernetzte
>Dienststellen, ein landesweites Auskunftssystem und eine Soko REX recht
>erfolgreich vorangeschritten. Fahndungssysteme, die per Datenverbindung
>Bilder, Täterprofile u.ä. übermitteln, haben sich dabei als besonders
>hilfreich erwiesen und zu einer deutlichen Steigerung der Aufklärungsquote
>geführt. AFAIK hat Sachsen eine der höchsten Aufklärungsquoten bei den
>Verbrechen und Schwerverbrechen (über 50 %?, aber da bin ich mir nicht ganz
>sicher, jedenfalls liegen sie seit der effektiven Nutzung der IT an der
>Spitze der Bundesländer in der Aufklärungsquote, dei Aufklärungsstatistik
>kann ich herbeiholen, wenn es jemanden wirklich _ernsthaft_ interessiert.

Ich wuerde hier provisorisch erstaml Umbiegung der Statistik behaupten.
Aufklaerung in wirklich relevanten (Schwer&Schwerst) Feldern, oder
'Aufpolieren' der Statistik mittels 'Aufklaerung' von Schlepperfaellen
etc.

>Sie ist insofern für diese Debatte interessant, als daß sie Werte vor der
>effektiven IT-Nutzung und seit der IT-Nutzung gegenüberstellt, ohne daß dei
>IT-Nutzung Anlaß der Untersuchung bzw. Erhebung war).
>     Spänne man die Idee von der flächendeckenden polizeilichen (!, und
>ausschließlich polizeilichen) Überwachung öffentlicher Plätze weiter, so
>gäbe es irgendwann nur noch private Bereiche, in denen Kriminelle ihrer
>Tätigkeit nachgehen könnten. Demnach würde Beschaffungskriminalität nicht

Natuerlich. Aber fuer jeden anderen waere auch jede andere Handlung nur
noch im Privaten privat. Willst Du das?

>mehr möglich sein. Wer Drogen, Diebstahlsautos, Dirnen oder sonstwas
>kaufen, verkaufen möchte, muß dann konspirative Wohnungen aufsuchen. Solche
>Punkte lassen sich identifizieren und ausheben, ganz einfach weil sie lokal
>begrenzt sind.

Hm, aehnlich wie das mit dem Waffengesetz laeuft? Verbrecher koennen
sich keine kaufen, weil sie bestimmte Bedingungen voraussetzen? Get a
life.

>     Generell stimme ich dem Argument zu, daß Kriminalitätsbekämpfung vor
>allem eine gesellschaftliche Aufgabe ist. FITUG könnte damit jedoch unter
>gewissen detaillierten Betrachtungen (Kasse) ein ganz klein bißchen
>überfordert sein, wenn ich mir unseren Verein so ansehe... Ich vertrete

Eben gesellschaftlich. 

>aber auch die Auffassung von durchaus unterschiedlichen Ausprägungen des
>menschlichen Daseins in der Gesellschaft. Und da gibt es eben auch
>Gestalten, die man mit "Liebe, Zuneigung und Bildung" nicht erziehen kann.

Mag sein. Jedoch nur weil die Erziehung im Kleinkindstadium verkorkst
wurde. Also gesellschaftlicher Ansatz von klein auf. Auf Basis von
Furcht vor Strafe und Ueberwachung _kann_ man niemanden erziehen.

>     Ein polemischer Nachsatz: Wie kann man Gewalt wirksam bekämpfen, und
>zwar heute, jetzt, und gegen die Frau, die da gerade irgendwo vergewaltigt
>wird? Ich denke, nur doch polizeiliche Maßnahmen. Sicherlich habe ich in
>Sachen "Entstehungsgeschichte der Polizei" einiges zu lernen (es geht wohl
>nach Frankreich zurück), aber ich bin ernsthaft der Überzeugung, daß eine
>Polizei einen nicht kriminellen Bürger mit sehr weitreichenden Mitteln zu
>schützen hat. (Bitte seht das mal abstrakt, und nicht auf den Bullen
>bezogen, der Euch neulich DM Fuffzich abgeknäpft hat.)

Hm. Du kennst den Spruch: Aufgabe von Freiheit zum Erreichen von
Sicherheit.. 

>Zum zweiten:
>     Die gesellschaftlichen Probleme wird FITUG nicht lösen, indem FITUG,
>wie angeregt, Fixer-Stuben, Geld für bessere Ausbildung, Geld für die

Es ist einfach so, dass man momentan Menschen kriminalisiert, die nicht
kriminalisiert werden muessten. Fixerstuben und veraenderte Gesetze sind
ein Weg, den Kranken nicht mehr als Kriminellen zu betrachten. Sieh als
hinkendes Beispiel das gebrochene Bein, was auch nicht als kriminell
gewertet wird sondern nur als beeintraechtigte Gesundheit.

>Bildung oder Mittel zur besseren Ausbildung der Polizei beschafft oder für
>die Legalisierung (harmloser) weicher Drogen bereitstellt-- btw: ich kenne
>keine harmlosen Drogen; es wären keine Drogen, wenn sie harmlos wären, Alk,
>Hasch etc. können per se nicht harmlos sein, weil sie sonst keine(!)
>Wirkung haben dürften, gar keine.

Hm, querer Drogenbegriff. Kaffee, Zucker haben Wirkung. Harmlos? Ich
wuerde sagen nein. Deshalb alle Zuckerjunkies in den Knast?

>     FITUG kann sich hingegen auf Machbares konzentrieren: Mitarbeit in
>internationalen Organisationen rund ums Internet, Rigos und Josefs
>wertvolle Arbeit, solider Aufbau von Einfluss auf Lobbyisten und Politiker.
>Willkürliches Verdammen der Bundesrepublik Deutschland als Polizeistaat
>etc. werde ich nicht unterstützen. (Und polemisch angemerkt: Wer glaubt, er
>würde in der BRD unterdrückt, der darf gern nach Nordkorea oder Kuba,
>"gebeamt" werden. Dort ist die Kacke wirklich am Dampfen. Wem das zu krass

Der Verweis auf schlechtere Situationen um von der eigenen Scheisse
abzulenken stinkt.

>erscheint, dem empfehle ich ernstere, unpolemische Gespräche darüber, wie
>es in der DDR wirklich war. Dazu muss man jemanden nehmen, der vor 1989
>sein - sage ich mal - 14. Lebensjahr vollendet hat.)

Nur weil es schlechtere Situationen gab ruhig sein? Achja, ich habe in
Gespraechen mit vielen Kommilitonen festgestellt, das der Ossi
durchschnittlich ein hoeheres WSicherheitsbewusstsein hat. Also trotz
der schlechteren Ausgangssituationen halten sie viele staatliche
Massnahmen fuer gefaehrlicher. 

>     Die Bekämpfung eines gemutmaßten Mißbrauchs von
>Fernsehübertagungstechnik für geheimdienstliche Zwecke sehe ich in der Tat
>nicht als Kernziel unseres Vereins. Sicherlich ist es unheimlich kokett,

Warnung vor Konsequenzen duerfte eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe
sein.

snip

>Zum dritten:
>     Diverse Polemiken unterstellen mir doch tatsächlich, ich wüßte nicht
>wovon ich rede... Nun, ich lebe im Internet seit etwa sieben Jahren, seit
>rund 18 Jahren arbeite und beschäftige ich mich mit Informationstechnik,
>ich sehe mich als Stasi-Opfer (da war was im Job, aber auch schon in der
>Schule), meine berufliche Tätigkeit bringt mich in die vilfältigsten
>Bereiche der Anwendung von Informationstechnik, bis hin zur IT von LKAs.
>Ein "NACK" unter einem Hinweis darauf, daß ich weiß wovon ich rede
>(LKA-Statistik) ist demnach polemisch, unkompentent und beleidigend. Sowas
>empfehle ich für o.g. de.soc.verkehr, jedoch nicht für eine Debatte in
>einer FITUG-Liste.
>     Mir andererseits Polemik zu unterstellen, wenn ich einen Fakt erwähne
>(Verbrechenshochburg Leipzig), ist eher ein von Unkenntnis geprägter
>Verusch eines Widerwortes.

<murks>
Helsinki(oder war's Stockholm)-Syndrom? Entfuehrte(r)
assoziiert/verliebt sich in Entfuehrer(in)..
</murks>

>Zum vierten:
>     Gewalt und demokratische Rechte... Zugegeben, hier erwischt ihr mich
>auf einem unsicheren Terrain (nutzt das aus, hier könnt ihr mir Eure
>Meinung nahezu unbelästigt an den Kopf werfen).
>     Was wiegt höher, die Unversehrtheit eines Menschen oder die
>Unversehrtheit des Menschen, der einen Menschen verletzt oder beraubt oder
>getötet hat. Hier würde ich mich über sachdienliche Hinweise von den
>Juristen in FITUG  freuen.

Was nun juristisch mehr wiegt ist eigentlich ohne Belang. Ich lebe
lieber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ausgeraubt zu werden als
staendig ueberwacht zu werden. Trotz das ich eigentlich nichts illegales
vorhabe. Privatsphaere.

snip

>Zum fünften:
>     Nur zum Sachverhalt: Es ging im von mir angesprochenen Themenbereich
>um die Polemik zur Erweiterung der Videoüberwachung in der Leipziger
>Innenstadt. Meine Meinung bezieht sich darauf und mag insofern nicht
>allumfassend sein. In der Tat bedarf es der Berücksichtung der Erfahrungen
>anderer Städte und Gemeinden. Einen Anlaß, die Videoüberwachung
>öffentlicher Plätze generell zu verdammen, sehe ich nicht. Ebenso könnte

Oh doch. 

>ich tausende Polizisten bezahlen, ausbilden, ausrüsten, weiterbilden,
>sozial- und krankenversichern und auf Streife schicken. Nur fehlt mir
>vielleicht im entscheidenden Moment das Konterfei des Mörders.

Siehst Du. Kameras=Aufklaerung. Polizeipraesenz=Praevention. Ausserdem
haben Poliz. den Vorteil, das die wenigsten ueber photographisches
respektive filmerisches Gedaechtnis zum Zwecke der Archivierung
verfuegen.

Sebastian
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