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Re: Mehr Ueberwachungskameras in der City,



Wau, aeh, Wow! So viele "Flames" und Widerworte habe ich bisher nur in
de.soc.verkehr erlebt. (Das war jetzt polemisch!)

Also,

liebe FITUG-Gemeinde,

     erstmal Dank an Wau, dessen Beitrag ich konstruktiv fand. Zugegeben,
ich teile seine Meinung nicht oft.
     Ebenfalls Dank an Hartmut, der anhand seiner Erläuterungen mein
Ansinnen offensichtlich nicht mutwillig mißverstanden hat.
     Dank der massiven Gegenrede, die eine simple Meinungsaeusserung auf
dieser Liste hervorrief, will ich einen Versuch wagen, die erste Mail zu
erklären, da sie offensichtlich nicht ganz einleuchtend formuliert war. Ich
hoffe, dass ich mich nun noch etwas länger aber vielleicht auch etwas
klarer ausdrücke. Darum bitte ich , die Punkte weder als Wertung in der
Reihenfolge, noch alleinstehend zu lesen. (Polemik: Es beschämt micht
jedoch, darauf hinweisen zu müssen, daß es irgendwie doof ist, wenn man an
einer Meinungsäußerung in einer Vereinsliste immer nur Einzelpunkte
bemängelt, anstatt zu versuchen, die Gesamtaussage zu begreifen.)


Zum einen:
     Der ursprüngliche Beitrag handelte von Video-Kameras in der Leipziger
Innenstadt. Es wurden in dem zitierten Bericht bspw. keine Kameras in
englischen Pubs willkommen geheissen. Leipzig ist de-facto die Hochburg des
Verbrechens in Sachsen. Messbar ist das an der Kriminalitaetsstatistik
Sachsens, die mir exemplarisch fuer das Jahr 1996 vorliegt. Pinkeln in
öffentlichen Anlagen fand ich in dieser Mappe jedenfalls nicht als
Kriminaldelikt. Vielmehr waren neonazistische Ausschreitungen,
Raubüberfälle, Vergewaltigungen einschließlich Gewalt in der Ehe,
Diebstähle, Autodiebstähle und Kapitalverbrechen einschließlich
Devisenschiebereien so ziemlich top. Leipzig und Görlitz wechseln in diesen
Bereichen offensichtlich gelegentlich die Spitzenposition, an den Zahlen
ändert das nichts.
     Die Bekämpfung z.B. des Rechtextremismus mit polizeilichen Mitteln ist
nach Auskunft des LKA durch moderne Computertechnik, ISDN-vernetzte
Dienststellen, ein landesweites Auskunftssystem und eine Soko REX recht
erfolgreich vorangeschritten. Fahndungssysteme, die per Datenverbindung
Bilder, Täterprofile u.ä. übermitteln, haben sich dabei als besonders
hilfreich erwiesen und zu einer deutlichen Steigerung der Aufklärungsquote
geführt. AFAIK hat Sachsen eine der höchsten Aufklärungsquoten bei den
Verbrechen und Schwerverbrechen (über 50 %?, aber da bin ich mir nicht ganz
sicher, jedenfalls liegen sie seit der effektiven Nutzung der IT an der
Spitze der Bundesländer in der Aufklärungsquote, dei Aufklärungsstatistik
kann ich herbeiholen, wenn es jemanden wirklich _ernsthaft_ interessiert.
Sie ist insofern für diese Debatte interessant, als daß sie Werte vor der
effektiven IT-Nutzung und seit der IT-Nutzung gegenüberstellt, ohne daß dei
IT-Nutzung Anlaß der Untersuchung bzw. Erhebung war).
     Spänne man die Idee von der flächendeckenden polizeilichen (!, und
ausschließlich polizeilichen) Überwachung öffentlicher Plätze weiter, so
gäbe es irgendwann nur noch private Bereiche, in denen Kriminelle ihrer
Tätigkeit nachgehen könnten. Demnach würde Beschaffungskriminalität nicht
mehr möglich sein. Wer Drogen, Diebstahlsautos, Dirnen oder sonstwas
kaufen, verkaufen möchte, muß dann konspirative Wohnungen aufsuchen. Solche
Punkte lassen sich identifizieren und ausheben, ganz einfach weil sie lokal
begrenzt sind.
     Generell stimme ich dem Argument zu, daß Kriminalitätsbekämpfung vor
allem eine gesellschaftliche Aufgabe ist. FITUG könnte damit jedoch unter
gewissen detaillierten Betrachtungen (Kasse) ein ganz klein bißchen
überfordert sein, wenn ich mir unseren Verein so ansehe... Ich vertrete
aber auch die Auffassung von durchaus unterschiedlichen Ausprägungen des
menschlichen Daseins in der Gesellschaft. Und da gibt es eben auch
Gestalten, die man mit "Liebe, Zuneigung und Bildung" nicht erziehen kann.
Das klingt jetzt sicherlich arg nach Nietzsche und Schopenhauer, aber ich
mag die Diskussion nicht noch mehr ausweiten.
     Ein polemischer Nachsatz: Wie kann man Gewalt wirksam bekämpfen, und
zwar heute, jetzt, und gegen die Frau, die da gerade irgendwo vergewaltigt
wird? Ich denke, nur doch polizeiliche Maßnahmen. Sicherlich habe ich in
Sachen "Entstehungsgeschichte der Polizei" einiges zu lernen (es geht wohl
nach Frankreich zurück), aber ich bin ernsthaft der Überzeugung, daß eine
Polizei einen nicht kriminellen Bürger mit sehr weitreichenden Mitteln zu
schützen hat. (Bitte seht das mal abstrakt, und nicht auf den Bullen
bezogen, der Euch neulich DM Fuffzich abgeknäpft hat.)

Zum zweiten:
     Die gesellschaftlichen Probleme wird FITUG nicht lösen, indem FITUG,
wie angeregt, Fixer-Stuben, Geld für bessere Ausbildung, Geld für die
Bildung oder Mittel zur besseren Ausbildung der Polizei beschafft oder für
die Legalisierung (harmloser) weicher Drogen bereitstellt-- btw: ich kenne
keine harmlosen Drogen; es wären keine Drogen, wenn sie harmlos wären, Alk,
Hasch etc. können per se nicht harmlos sein, weil sie sonst keine(!)
Wirkung haben dürften, gar keine.
     FITUG kann sich hingegen auf Machbares konzentrieren: Mitarbeit in
internationalen Organisationen rund ums Internet, Rigos und Josefs
wertvolle Arbeit, solider Aufbau von Einfluss auf Lobbyisten und Politiker.
Willkürliches Verdammen der Bundesrepublik Deutschland als Polizeistaat
etc. werde ich nicht unterstützen. (Und polemisch angemerkt: Wer glaubt, er
würde in der BRD unterdrückt, der darf gern nach Nordkorea oder Kuba,
"gebeamt" werden. Dort ist die Kacke wirklich am Dampfen. Wem das zu krass
erscheint, dem empfehle ich ernstere, unpolemische Gespräche darüber, wie
es in der DDR wirklich war. Dazu muss man jemanden nehmen, der vor 1989
sein - sage ich mal - 14. Lebensjahr vollendet hat.)
     IMHO sollte FITUG deshalb bei dem im Namen verankerten Ziel der
Integration von Informationstechnik und Gesellschaft bleiben und nicht die
Bekämpfung von Informationstechnik in der Gesellschaft zum Ziel des
Vereinslebens machen.
     Die Bekämpfung eines gemutmaßten Mißbrauchs von
Fernsehübertagungstechnik für geheimdienstliche Zwecke sehe ich in der Tat
nicht als Kernziel unseres Vereins. Sicherlich ist es unheimlich kokett,
etwas gegen den allmächtig scheinenden "Staat" zu unternehmen. Doch sehe
ich darin keine wirksame Vereinstätigkeit. Viel interessanter wäre es,
kompetente Leute in die Gemeindezentren zu bringen, die anderen Leuten
erklären, daß RTL2 mit seinen Kinderpornoreportagen nichts über das
Internet berichtet.
     (Polemik: Habt ihr gemerkt, daß diese Debatte seit dem Somm-Urteil
deutlich an öffentlichen Interesse verloren hat und daß auch debate@fitug
kaum noch drüber spricht? Ach, was habt Ihr Euch ins Zeug gelegt... )

Zum dritten:
     Diverse Polemiken unterstellen mir doch tatsächlich, ich wüßte nicht
wovon ich rede... Nun, ich lebe im Internet seit etwa sieben Jahren, seit
rund 18 Jahren arbeite und beschäftige ich mich mit Informationstechnik,
ich sehe mich als Stasi-Opfer (da war was im Job, aber auch schon in der
Schule), meine berufliche Tätigkeit bringt mich in die vilfältigsten
Bereiche der Anwendung von Informationstechnik, bis hin zur IT von LKAs.
Ein "NACK" unter einem Hinweis darauf, daß ich weiß wovon ich rede
(LKA-Statistik) ist demnach polemisch, unkompentent und beleidigend. Sowas
empfehle ich für o.g. de.soc.verkehr, jedoch nicht für eine Debatte in
einer FITUG-Liste.
     Mir andererseits Polemik zu unterstellen, wenn ich einen Fakt erwähne
(Verbrechenshochburg Leipzig), ist eher ein von Unkenntnis geprägter
Verusch eines Widerwortes.

Zum vierten:
     Gewalt und demokratische Rechte... Zugegeben, hier erwischt ihr mich
auf einem unsicheren Terrain (nutzt das aus, hier könnt ihr mir Eure
Meinung nahezu unbelästigt an den Kopf werfen).
     Was wiegt höher, die Unversehrtheit eines Menschen oder die
Unversehrtheit des Menschen, der einen Menschen verletzt oder beraubt oder
getötet hat. Hier würde ich mich über sachdienliche Hinweise von den
Juristen in FITUG  freuen.
     Mich würde auch freuen, etwas über den Unterschied der
US-amerikanischen Meinungsfreiheit und der deutschen Meinungsfreiheit im
juristischen Sinne zu erfahren. Oder mal ganz naiv gefragt: Wieso sind
Nazi-Symbole verboten? Aber das ist eine andere Debatte (bei Antowrten bite
das Subject ändern und gegebenenfalls auf PM umschalten).

Zum fünften:
     Nur zum Sachverhalt: Es ging im von mir angesprochenen Themenbereich
um die Polemik zur Erweiterung der Videoüberwachung in der Leipziger
Innenstadt. Meine Meinung bezieht sich darauf und mag insofern nicht
allumfassend sein. In der Tat bedarf es der Berücksichtung der Erfahrungen
anderer Städte und Gemeinden. Einen Anlaß, die Videoüberwachung
öffentlicher Plätze generell zu verdammen, sehe ich nicht. Ebenso könnte
ich tausende Polizisten bezahlen, ausbilden, ausrüsten, weiterbilden,
sozial- und krankenversichern und auf Streife schicken. Nur fehlt mir
vielleicht im entscheidenden Moment das Konterfei des Mörders.

Ganz allgemein:
     Polemik betreiben und sich dann mit einer Entschuldigung rausreden
zeugt von schlechtem Stil. Entweder man steht zur Polemik oder man läßt
sie.
     Irgendwie habe ich es noch nicht begriffen, warum ich von den
vehementesten Widerwortgebern die Mail einaml als PM und einmal über die
Liste bekomme: Hey, Jungs, ich lese die Liste beim entsprechenden Subject.
Soviel Zeit, die Empäfngereinträge zu ändern, muß schon sein. Rigo: Verzeih
mir wegen neulich, als Du die Antwort für die Liste bekamst, da hatte ich
meine Mailer umgestellt.

mfG
Holm

((zweimal gelesen und entsprechend überarbeitet))


--
Holm Landrock, Muenchen, holm@cube.net, http://www.cube.net/~holm
"Honni soit qui pense!"