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Re: 10 Gebote



Hi,

Holger Voss (hvoss@muenster.de) - Sun, Dec 03, 2000 at 05:01:55PM +0100:
> Es war nicht meine Absicht, etwas zu verdrehen.
>    Ich wollte nur aufzeigen, daß es nicht so einfach möglich ist, einen
> weltweiten Konsens über "richtig" und "falsch" zu finden.

Inzwischen bin ich auch zu dem Entschluss gekommen, dass das von Dir
eher Aufzeigen als Meinung war.

Das Problem nur, was ich in diesem Zusammenhang sehe ist, dass wir
demnaechst zu jeder gesetzlichen Aussage eine 1000++-seitige Ausfuehrung
aller denkbaren und undenkbaren Faelle haben, mit konkretem sowas oder
sowasnicht haben. Ich finde das etwas widersinnig.

> Zehn Gebote des Alten Testaments sind m. E. als Grundlage für einen
> Konsens, der über ein inhaltsleeres "Alle sollen sich gut verhalten"
> hinausgeht, ungeeignet.

Warum? Weil sie auf Grund von Uebersetzungen und Interpretationen heute
nicht eindeutig bei uns ankommen (Ich weiss nicht, ob sie jemals
eindeutig waren, bei allgemeinen Lebensrichtlinien brauchts das ja
eigentlich nicht)? Ich finde sie naemlich sehr gut. Wenn unsere
Gerechlichkeit etwas Konkreteres braucht, kann sie darauf aufbauend
sicher konkrete Richtlinien fuer das Notwendigste im internationalen
Miteinander entwickeln.

> Ups - "krankhafte Radikalauslegung" - habe ich Dich ernsthaft verärgert,
> daß Du so beleidigend wirst? Sorry, das war nicht meine Absicht!

Ja, aber ich habe inzwischen mit Gert darueber geredet und siehe oben...
tut mir leid, wenn ich Dich beleidigt habe. Ich wollte ordentlich
sticheln, aber beleidigen nicht (das hat noch nie was gebracht).

> Grundaussage dieser Regeln und b) Grenzfälle zu betrachten. Letzteres
> nennst Du dann wohl krankhaft.

Grenzfaelle betrachten selbst nicht, aber dann genau zielsicher gegen
jedes Gefuehl die falsche Regel auszupacken... (aber das koennen unsere
Staatsanwaelte anscheinend sehr gut, habe mich da heute erst ueber einen
geaergert)

> Diese Prinzipien stehen meinen Moralvorstellungen diametral entgegen.
> Ein hierauf basierender Konsens ist mit mir nicht zu machen.

Die Formulierungen sind fuerwahr an vielen Stellen sehr einseitig (und
waren es sicher auch so gemeint, da die allgemeine Vorstellung da noch
etwas altertuemlich waren ;-) ). Aber die Unterschiede sind tatsaechlich
auch heute noch da und man sollte sie achten. Es gibt sie nun mal. Man
kann jetzt alternativ auch die grosse Revolution anstossen und alle
enteignen etc... (der Reichtum der Nachbarn) Ich sehe in dem Paragraphen
aber eger ein: Nicht neidisch sein, auch wenn ers nicht verdient hat, er
hat es nun mal und Neid verleitet zu unguten Ideen. Diese Ansicht
widerspricht nicht den Zitaten, aber sie laesst einem selbst auch Raum
einen Weg zu suchen, selbst zu reichtum zu gelangen.

In unserer modernen Gesellschaft (zu Deutsch der Westlichen) besteht
natuerlich die Tendenz, alle Menschenleben gleich zu achten (es sei
denn, mein heisst USA, lassen wir die komischen Dinge mal beiseite), in
einigen anderen Laendern zaehlt ein Menschenleben (und auch gerade das
einer Frau oder eines Kindes) nichts. Das ist ein bekanntes Problem was
sich aber zumindest in allen anderen Faellen bisher im Laufe der Zeit
und Entwicklung von selbst geloest hat.

>    Ehebruch wird verstanden als "der Beischlaf eines Ehegatten mit einer
> dritten Person während bestehender Ehe" 1). Worin Du da die Möglichkeit
> sexueller Freiheit siest, bleibt mir unklar. Als Lesetip zum Thema: In

Gehoert sich  ja auch nicht... :-) Was soll denn der flasche Vater mit
dem falschen Kind anfangen? das gibt doch nur Aerger - und erwer muss
jetzt das kleine versorgen? Der Vater, der garnicht der Vater ist oder
der andere und was machen wir mit der Mutter?

Du siehst, fremd gehen macht nur Aerger, besonders, wenns schief geht.
(Wobei man sich da vielleicht gerade in sachen Internetgesetze mal noch
drum druecken darf, zumindest heute noch)

>    Mehr als eine leere und wertlose Absichtserklärung wird nur daraus,
> wenn wir die Punkte berücksichtigen, über die keine Einigkeit besteht.
> Am Beispiel von töten / morden: Tyrannenmord, Nothilfe, Notwehr,
> Landesverteidigung, Schwangerschaftsabbruch, Todesstrafe, Sterbehilfe

Wie soll ich sagen? In Deutschland haben wir uns ja auch auf eine
Variante geeinigt - zumindest fuer die Rechtssprechung. Das muesste auch
weltweit gehen. Dass das eine lange und nervige Diskussion wird, ist
klar, aber die ist bereits in jedem Land fuer sich eh schon im Gange, da
rennt man offene Tueren ein. Der letzte Schritt bleibt dann nur, dass
grossreauminger als ien paar hundert Kilometer in alle Himmelsrichtungen
hin festzuschreiben.

> bin ich noch jemand, der vermutlich aus einem relativ ähnlichem
> kulturellen Umfeld kommt, wie Du.

Ich glaube, die zwei, die da letztendlich uebrig bleiben, sind die
Wichtigsten. hier koennte ich mir tatsaechlich einen weltweiten Konsens
vorstellen (auch wenn der Kampf mit den USA gegen die Todesstrafe hart
wird - was wuerde bei denen in einer Abstimmung rauskommen? Pro oder
Kontra? Ich habe keinen Ueberblick, wie viele der amerikanischen
Bundesstaaten jetzt welcher Ansicht sind - und eine Abstimmung wuerde es
wohl dort im Zweifelsfalle einfach geben)

> Ich habe nachgedacht. Ich habe versucht zu verstehen, was sie aussagen
> wollen. Genau deshalb ziehe ich die meisten von ihnen in den Dreck.
> Daran kann ich nichts Widerliches erkennen. Widerlich ist für mich die
> herrschaftsstabilisierende Grundtendenz der Zehn Gebote.

Ich glaube nicht, dass diese Gesetze urspruenglich diese Aussage haben
sollten, wie sie heute gerne hingestellt werden. Ich glaube, dass die
Aussage damals eine sehr friedliche solche war. Aber ich fuerchte, dass
das niemand mehr nachpruefen koennen wird.

> usw. ziemlich gefährlich: So funktionieren Sekten, so funktioniert
> Unmündigkeit, so funktionieren religiöse Autoritäten. Hinterfragen ist

Ja, das ist gefaehrlich, wenn man die 'falsche' Aussage verwendet. Eine
friedliche Auslegung der Gebote (also nicht diese gewalttaetige, die
aus fast jedem Gebot irgendwelche erlaubten Grausamkeiten ableitet)
taete einigen Menschen mal verflixt gut. Aber das ist gerade nicht Mode.
(Ich spreche nicht von Gottergebenheit oder sowas, sondern von
gemaessigtem, bewussten Umgang mit seiner Umwelt)

>    Deine Vorwürfe ("krankhaft", "wiederlich") finde ich unangemessen.

Ich koennte jetzt das gleiche schreiben wie Du ... muss ich es nochmal
abtippen? Dir persoenlich jetzt sowas vorwerfen zu wollen, ist nicht
in meinem Sinne, ich will finde nur diese Denkweise absurd, aber erst
dann, wenn sie das Stadium Gedankenexperiment verlaesst. Darueber
nachdenken ist voellig ok.

So, aber ich klinke mich jetzt aus, Weihnachtsgeschenke bauen ;-)

neko
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Simone Demmel					neko@greenie.muc.de
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