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Re: Computer und Deutsche Sprache...



On 2000-03-15 16:15:25 +0100, Wau Holland wrote:

> Ich halte Mehrsprachigkeit fuer einen kulturellen
> Fortschritt.

Vollkommene Zustimmung.  

Leider ist bei weitem nicht jeder, der trendy talkt, auch
polyglott - viele davon beherrschen im Gegenteil noch
nicht einmal mehr ihre eigene Muttersprache einigermaßen
fehlerfrei, von den verhunzten Fremdsprachen ganz zu
schweigen.

Genau diese Leute haben tatsächlich das von Weizenbaum
angedeutete Problem, mit der sprachlichen und
begrifflichen Schärfe auch die gedankliche einzubüßen,
weil sie Feinheiten nicht mehr ausdrücken, damit nicht
mehr mitteilen und letztlich auch nicht mehr denken
können.

Anekdote am Rande: In einem - in französischer Sprache
geschriebenen - Lehrbuch über luxemburgisches Recht aus
der Nachkriegszeit kann man nachlesen, daß das Deutsche
seiner vielfältigen Möglichkeiten zur Bildung neuer
Begriffe und der damit verknüpften größeren erreichbaren
Klarheit wegen als Sprache juristischer Argumentation
besser geeignet sei als etwa das Französische.

Was ich damit sagen will?  Fremdsprachen sind schön, und
sie sind wichtig. Kauderwelsch ist zuweilen hilfreich, um
sich im Ausland durchzuschlagen.  Zum _Denken_ sollte man
aber eine Sprache benutzen, die tatsächlich vertraut ist.
Das _kann_ eine Fremdsprache oder die mit
fremdsprachlichen Fachbegriffen eingefärbte eigene Sprache
sein, _nicht_ aber ein schlecht beherrschtes, unscharfes
Gemenge.

Gerade dann, wenn die Muttersprache "Deutsch" heißt,
sollte man sich außerdem vielleicht der Ausdrucksmittel,
die sie angenehmerweise zur Verfügung stellt, nicht
leichtfertig begeben.

-- 
http://www.guug.de/~roessler/