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[FYI] SPIEGEL-ONLINE-Interview mit IFPI: "Wer [bei RPS] nicht mitmacht, bekommt Probleme"



[Beim Thema "Verschluesselung" tun die Herren so, als haetten sie 
noch nichts von https:// gehoert. Reine Taktik, IMHO.       --AHH]

http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/nf/0,1518,72530,00.html  

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SPIEGEL ONLINE - 12. April 2000, 11:22 

URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,72530,00.html  

Musikindustrie 

Mit Filtern gegen MP3  

Von Christiane Schulzki-Haddouti  

[...]

Doch denen bleibt anscheinend kaum eine Wahl. In Deutschland käme man 
dann über das Internet nur noch an Musikdateien heran, die entweder 
nicht durch das Copyright geschützt sind oder die man über die 
Plattenfirmen kauft. Jede Musik-Website, der nachzuweisen wäre, dass 
über sie Raubkopien gehandelt werden, wäre von der Vollsperrung 
bedroht. Das Ende der MP3-Szene? SPIEGEL ONLINE sprach mit den Ifpi-
Geschäftsführern Martin Schaefer und Peter Zombik.  

SPIEGEL ONLINE: Ist Ihr Filtersystem RPS eine Zensur-Software?  

Peter Zombik: RPS kann und wird keine Zensur ausüben. RPS blockiert 
einzelne Internetadressen, die illegale Inhalte anbieten.  

SPIEGEL ONLINE: Und wie wollen Sie die Provider dazu bringen, das 
System zu installieren?  

Martin Schaefer: Wir versuchen es im Moment mit 
Kooperationsvereinbarungen.  

SPIEGEL ONLINE: Wie teuer ist RPS für einen Provider?  

Zombik: Das hängt von seiner Hardwareausstattung ab. Als Software-
Hardware-Konstruktion, die nur noch an das System angeschlossen 
werden muss, kostet das System 50.000 Mark. Die Kostenobergrenze 
liegt bei 200.000 Mark. Dies ist dann der Fall, wenn sich der 
Provider für den teuersten Router entscheidet und sich hierfür 
gesondert noch ein Caching-System anschaffen muss. Die meisten großen 
Provider verfügen jedoch über ein Novell-Caching-System und müssen 
dann die RPS-Software nur noch freischalten. Dann kostet es nichts.  

SPIEGEL ONLINE: Und was ist mit kleineren Providern, die bislang ohne 
Caching-System arbeiten?  

Schaefer: Wir werden mit den Providern einzeln sprechen und die 
Probleme erläutern.  

Zombik: Auf Grund Paragraf 5 des Teledienstegesetzes sind die 
Provider allerdings dazu verpflichtet, auf Anfrage einen solchen 
Filter zu installieren.  

Wer nicht mitmacht, bekommt Probleme  

SPIEGEL ONLINE: Und wenn sich nun ein Provider weigert?  

Schaefer: Dann entfällt die Haftungsbefreiung.  

SPIEGEL ONLINE: Das klingt nach einer Drohung. Müssen die Provider 
dann mit Prozessen rechnen?  

Zombik: Natürlich. Wenn wir die Provider in Kenntnis der illegalen 
Inhalte setzen, wenn es ihnen technisch möglich und zumutbar ist, 
diese Inhalte zu sperren, trifft sie eine eigene Verantwortlichkeit. 
Die Rechteinhaber können den Provider dann verklagen.  

SPIEGEL ONLINE: Bestehen Sie also auf RPS?  

Schaefer: Nein, wenn ein Provider eine andere Technologie bevorzugt, 
fein. Bislang konnten wir allerdings keine Initiativen der Provider 
erkennen, eine solche Technologie in Angriff zu nehmen.  

SPIEGEL ONLINE: Ist die Installation einem Provider denn zumutbar?  

Schaefer: Hätte der Gesetzgeber "kostenlos" gemeint, hätte er es auch 
so geschrieben. "Zumutbar" ist sicherlich nicht "kostenlos". Wo die 
Grenze der Zumutbarkeit liegt, muss man für jeden einzelnen Fall 
ermitteln. Wenn es aber auf dem Verhandlungswege nicht geht, dann 
muss man sich streiten.  

[...]

SPIEGEL ONLINE: Was machen Sie, wenn illegale Musikdateien 
verschlüsselt im Netz kursieren?  

Zombik: Schon heute werden MP3-Dateien in FTP-Dateien versteckt. Aber 
auch diese haben eine Internet-Adresse. Das Finden solcher Adressen 
ist unser Job. Wir bestimmen, mit welchem vertretbaren Aufwand wir 
das betreiben. Und wir übernehmen auch die Haftung dafür, dass unsere 
Angaben korrekt sind.  

Schaefer: Uns ist klar, dass jedes Mittel, das wir ergreifen, von den 
Piraten gekontert wird. Das führt aber dazu, dass die Nutzung immer 
komplizierter wird. Bei verschlüsselten Dateien muss der Nutzer nicht 
nur die Seite finden, sondern auch den Schlüssel besorgen. Da die 
Leute, die die illegalen Inhalte ins Netz stellen, an einer Nutzung 
interessiert sind, machen sie die Schlüssel auch verfügbar. Dann 
finden wir ihn und können die Adresse mit dem Schlüssel blockieren.  

[...]

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