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Re: 10 Gebote



Moin,

Holger Voss (hvoss@muenster.de) - Mon, Dec 04, 2000 at 01:25:07AM +0100:
>    Aber der strafende, eifersüchtige Gott, der in den Zehn Geboten
> androht "die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten
> Generation" zu verfolgen (Exodus 20, 5), will mir nicht so recht
> sympathisch werden. Nach "Moral vor Autoritätsanerkennung" hört sich das
> für mich nicht an, ist aber in der Tat auch anders auszulegen.

Wem ist der schon sympathisch? Wie war das? Schulden vererben sich? Ich
haette nichts dagegen, wenn wir das aus eben diesem Grunde da oben
abschaffen taeten - oder vielleicht doch? Weil: wer leiht dann noch
jemandem freiwillig Geld?

> Hm, schön und gut. Aber was ist mit Eltern, die nicht selbstlose Liebe
> schenken? Darf ich die anklagen, verfluchen, mich gegen die auflehnen?
> Gott beantwortet das (laut AT) nur wenige Verse nach dem Gebot: "Wer
> seinen Vater oder seine Mutter verflucht, wird mit dem Tod bestraft."

Der Mann hat ja auch kein Verstaendnis fuer moderne Gerechtigkeit...
oder anders gesagt, der hat wahrscheinlich garnicht in Betracht gezogen,
dass Eltern ihre Kinder nicht lieben wuerden (vielleicht wollte er es
auch nur nicht sehen?). Ein anderes Problem: wer
will bestimmen, ob ein Kind jetzt im Recht/Unrecht ist oder nicht. Wie
oft koennte man seine Eltern an die Wand klatschen oder einfach selbst 
besser ausziehen? Ein Grund ist sicher da, aber ob der immer gleich 
schwerste Misshandlung ist, oder nicht einfach  nur typische
Pupertaets-Probleme?

Das Kind kann das sicher meist nicht, dafuer steckt es viel zu tief
drinnen - und Aussenstehende haben oft keinen ausreichenden Ueberblick.

>    Ich entnehme Versen 15 und 17: Die Eigentumsverteilung hat nicht
> angetastet zu werden. Und das ist sowohl ?000 vor Beginn unserer
> Zeitrechnung ungerecht, als auch 2000 nach.

Wieso? Willst Du jetzt Diebstahl legalisieren? Also so gehesen, ich
kenn' da ein huebsches Seegrundstueck, was ich schon immer haben 
wollte und dem momentanen Besitzer schon immer missgoennt habe...
Ich sehe das auch eher so: *das Eigentum* hat nicht angetastet zu
werden, nicht die Verteilung - die kann man aendern. Aber wenn jemand
etwas hat, dann finde ich, sollte es nur schwer moeglich sein, ihm das
wieder wegzunehmen. Sinnvoll waere davor natuerlich eine Schaltung, die
verhindert, dass jemand unrechtmaessig etwas bekommt.

> >und nehme ihn als einen Ansporn, selber etwas zu leisten!
> Das mochten Autoritäten schon immer, wenn die Menschen versuchten,
> wirtschaftlich etwas zu leisten ;-)

;-) Ha! Jetzt habe ich Dich! ;-) Du bist derjenige, der sich in die
soziale Haengematte geschmissen hat und ich muss es zahlen... ;-)

> >Das hat nichts mit Festschreiben zu tun.
> Die katholische Kirche beruft sich auch in Emanzipationsfragen immer
> noch auf Jahrtausende alte Schriften; und die kath. Kirche ist nun nicht
> gerade eine unbedeutende Splittergruppe. Scheint doch ganz schön
> festgeschrieben zu sein ...

Anfuersich wuerde ich ja gerne sagen: als die Gebote geschrieben wurden,
gabs noch keine katholische Kirche. Du darfst nicht vergessen, dass die
Kirche an *den* Punkten, wo sie ihren christlichen Regeln nachgekommen
ist, eine sehr gute Einrichtung ist/war (Versorgung der Kranken und
Alten - Altenheime und Lepra-Stationen gabs sonst nirgendwo, das war mW.
ausschliesslich bei kirchlichen Einrichtungen). Der Rest vom heutigen
christentum ist sicher ein nicht unerheblicher Teil Machterhaltung durch
geschicktes Auslegen der Bibel.

Leider gibt es wohl noch immer keine vollstaendig korrekte Uebersetzung
von dem Ding (Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das nicht geht, weil
das Hebraeische(?) an vielen Stellen zweideutig ist)

> Nicht zwangsläufig. Du schließt von Dir (bzw. der gesellschaftlichen
> Mehrheit) auf andere.

Sind Gesetze jetzt fuer die allgemeine Mehrheit gemacht oder fuer
Minderheiten? Bevor du jetzt antwortest: 'natuerlich fuer Minderheiten',
zaehle mal nach, wie viele Gesetze das tatsaechlich sind. (So schoen
anteilsmaessig). Ich glaube naemlich nicht, dass das der
Hauptbestandteil unserer Geseze ist.

> "interkultureller Konsens" ist für mich kein Argument. Die Vorherrschaft
> von Männern über Frauen ist auch nach wie vor ein "interkultureller
> Konsens", trotzdem bin ich damit nicht einverstanden.

Tja, das Matriarchat ist leider irgendwann auf der Strecke geblieben -
finde ich echt schade ;-)

> Was soll es sein, das "klassische" Familien zur Gesellschaft beitragen?

Durch das Eheversprechen werden die Partner aneinander gebunden. diese
Bindung fehlt in ehelosen Gemeinschaften. D.H. in eine ehelosen
Gemeinschaft, also Zusammenleben und-lieben und und und ohne Papier vom
Standesamt, bedeutet, dass sich der Partner, wenns brenzlig wird,
einfach absetzen kann. Bei Ehe mit Papier geht das so nicht, da muessen
sie beide gemeinsam durch (Scheidung ist dabei noch nicht vorgesehen,
auch ist das natuerlich die Idealansicht der Ehe, aber ich glaube, so
wars wohl gedacht, nicht, dass der Mann jetzt seine Frau erschlagen
darf. Da hat wohl mal wieder jemand die Bibel woertlich ausgelegt, weils
ihm in den Kram passte und keiner hat einen Gegensatz gefunden und damit
wars Gesetz - typischer Fall von unvollstaendigem Axiomensystem...
*duck_bitte_nicht_schlagen_weil_das_vielleicht_garkein_Axiomensystem_ist*)

> Es gibt bestimmte Positionen (nicht zuletzt zu Todesstrafe und
> Schwangerschaftsabbruch), die ich gerne weltweit sehen würde. Na ja, wer
> will das nicht ... das, was er/sie für richtig hält, weltweit umgesetzt
> sehen.

Ich bin da optimistisch - das wirds bestimmt geben, aber wenn die
Entwicklung so weiter geht, wuerde ich mal grob 2300 ansetzen.

neko
-- 
Simone Demmel					neko@greenie.muc.de