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Re: heise online: Bundsweit einheitliche Kontrolle des Internetgefordert



Christian Hammers <ch@westend.com> writes:

> 1. Zwangsproxy
> 	- Alle Endkunden müßten ihre Firewalls/Proxies und Browser so
>  	  einstellen, das er benutzt wird.

Dann funktioniert z.B. Homebanking nicht mehr.

> 2. Gefälschte DNS Server
> 	- Die DNS Server des Providers könnten so tun als wären sie für die
>  	  Zone (den Domainnamen) zuständig und dann so tun als wäre dieser
> 	  Host einfach nicht vorhanden.

Das funktioniert im Einzelfall und wurde z.B. von vielen Providern
praktiziert, um GMX bei diesem einen Vorfall wieder ins DNS zu hieven.
Es gibt für eine automatisierte Lösung allerdings technische Hürden
(BIND und die Wartbarkeit, Einsatz noch dubioserer Software an einem
für viele Nutzungsmuster so kritischen Punkt).

Der Betrieb eines eigenen DNS-Servers ist natürlich jederzeit möglich
und hebelt dieses Schema aus.

> 3. Filtern auf IP Basis 
> 	- noch "relativ" einfach zu machen wenngleich auch langfristig 
> 	  schnellere/teurere Hardware nötig würde. Aber hier ist auch das
> 	  Problem das ein Host mit einer IP hunderte von Angeboten hosten 
> 	  kann.

Die Möglichkeit zum problemlosen Filtern auf IP-Basis ist nur unter
bestimmten Voraussetzungen gegeben. Auch ist sie natürlich nicht fein
genug.

> Abschließend bleibt dann natürlich noch die Frage, wer die Hoheit über die
> Liste der zu filternden Angebote hat und was gefiltert wird:
> heute die Nazis, morgen die Pornos, übermorgen Linke-Globalisierungsgegner
> und danach ich? 

Das ist ein großes Problem, auch wie diese Listen kodiert werden, so
daß für beide Seiten keine Mißbrauchsmöglichkeit besteht.

> In China funktioniert es ja auch :-/

Tut es das?

Hierzulande wäre es langfristig günstiger, die hohen Kosten für die
Umrüstung der Netzinfrastruktur in die Aufklärung der Bevölkerung zu
investieren, damit diese weniger durch einschlägige Angebote gefährdet
wird. Die Vorstellung, daß der innere Frieden in dieser Republik
ernsthaft gefährdet wird, nur weil da irgendwo ein paar Seiten im Netz
abrufbar sind, ist ziemlich beunruhigend.

Andererseits kann man derzeit in Deutschland ein Kardinal offenbar
ungestraft zum Mord aufrufen (und gleichzeitig etwas von Menschenwürde
und Toleranz faseln). Manchmal frage ich mich, ob hierzulande das
Zeitalter der Aufklärung überhaupt schon begonnen hat.

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