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Re: Spam



Andreas Jellinghaus <aj@dungeon.inka.de> writes:

> Problem ist also, das die Justiz zu träge ist.

Ich will es etwas drastischer formulieren: Eine Facette des
Gesamtproblems ist, daß wir vor folgendem Phänomen stehen:

Viele Leute (nennen wir sie Mittler) machen denselben kleinen oder
großen Fehler. Der Täter nutzt diese Fehler systematisch aus und hat
etwas gegen das Opfer. Beim Opfer kracht es daraufhin gewaltig, egal
wie sehr es vorgesorgt hat, und dem Opfer entsteht dadurch
signifikanter Schaden.

Wir haben dadurch sozusagen Fernwirkung über die Bande. Wenn ein
einzelner irgend einen unbedeutenden Rechner nicht im Griff hat, gibt
es einen magischen Verstärkungseffekt, durch den ganz entfernt
plötzlich die Bude in Flammen steht, und das ab einer gewissen
Abstraktionsebene ohne erkennbaren Zusammenhang.

Dies führt dazu, daß klassische zivil- und strafrechtliche Instrumente
in einem Rechtsstaat in der Praxis nicht funktionieren, da sie einfach
nicht hinreichend skalieren, um die Mittler in den Kompensationsprozeß
einzubeziehen. Man bräuchte so etwas wie Microjustice (analog zu
Micropayment) oder Reverse Class Action Suits. Das läuft aber
zumindest meinem Verständnis von einem Rechtsstaat zuwieder.

Was sind die Alternativen? Den eigentlichen Täter zu ermitteln? Das
braucht tatsächlich die vollständige Netzüberwachung bis hin zu Key
Escrow und Verschlüsselungsdetektion in den Routern -- oder ein
ausgeklügeltes Regulierungsschema wie für Telefonienetze, UMTS
usw. Also nicht mehr Just Send A Packet(tm), sondern komplexe
Signalisierungsprotokolle mit Privacy Handshake, Content Rating
Control, Micropayment Option, Digital Restriction Management, Security
Domain Enforcement, Trust Delegation Framework usw.

Es gibt ein paar Ansätze, zumindest ein paar Auswüchse technisch in
den Griff zu bekommen. Die seltsame Fernwirkung ist aber eine harte
Nuß.

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