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Re: computerimplemetierte Erfindung vs. Software



On Fri, Sep 24, 2004 at 05:36:23PM +0200, Martin Uecker wrote:

> Zu Wissen, wie man den Einspritzzeitpunkt zu wählen hat,
> ist Physik. Dazu muß man etwas über Verbrennungsvorgänge
> wissen. Ging es also in der Erfindung um die Wahl des
> richtigen Einspritzzeitpunktes, ist das klar patentierbar.

Ist aber auch ein alter Hut. Das was man heutzutage patentiert waere doch
die Erfindung, die das treffen dieses Zeitpunktes optimiert.

> Auch beim MP3-Player muß man schauen, was genau eigentlich
> erfunden wurde:
> 
> Wie man digitale elektrische Signale in Schallwellen umwandelt,
> hat sicherlich mit Physik zu tun. Prinzipiell also im Bereich
> des Patentierbaren. Es ist nur ein alter Hut und hat nichts mit
> MP3 zu tun.
> 
> Bei MP3 geht es darum, gewisse Daten in weniger Daten zu codieren,
> so daß - nach (Rück-)Decodierung und Umwandlung des physikalischen
> Trägers in Schallwellen - für einen Menschen möglichst kein
> Unterschied zu bemerken ist. Dazu muß man die abstrakte Darstellung
> der Daten so ändern, daß die Charakteristika der Daten, die einen
> großen Unterschied in der Wahrnehmung machen, von denen, die nur
> einen sehr kleinen Unterschied machen, leicht zu trennen sind.

Man erfindet also ein Geraet, dass den alten Hut optimiert. Wie bei der
Einspritzpumpe ja auch. In diesem Falle auf Datenmenge optimiert, nicht auf
treffen des perfekten Zeitpunktes. 


> Wie man diese Darstellungen der Daten ineinander umrechnet,
> ist mathematisches Wissen (bei MP3 im wesentlichen stückweise
> Fouriertraformation). Ideen hierzu sollten deshalb nicht
> patentierbar sein.

Wie man dann bei der Pumpe den richtigen Zeitpunkt berechnet ist eben auch
pure Mathematik. Ob man es dann in Software oder hardware implementiert ist
doch das gleiche. Ich kann jede Software durch Hardware ersetzen. 

Sprich ob ich ein "sleep 300" in meinen Code baue oder eine Waage mit einem
Loch in der Schale habe aus dem wasser laeuft macht das ganze meiner Meinung
nach nicht patentierbarer. Letzteres sieht aber natuerlich besser aus.

Eine Erfindung ist ja eigentlich immer nur eine rekombination alter Huete.
Wenn man die Idee geistigen Eigentumes foerdert, dann sehe ich keine Chance
(ausser willkuer) wie man das trennen will, was Du (so wie ich es verstehe)
forderst.

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass man die Weitergabe von Wissen, Kunst und
Kultur foerdern sollte und nicht einschraenken. Genau das ist es was Patente
und Urheberrecht tun. Und es richtet meiner Meinung nach mehr Schaden an als
Nutzen.

Insbesondere der Name "geistiges Eigentum" vermittelt ein voellig falsches
Bild. Softwarepiraten kommen nicht mit dem Messer und Kanonen um Microsoft
zur Herausgabe von Word zu zwingen. Wenn sie Word kapern, dann hat Microsoft
Word immernoch. 

Geschaeftsmodelle, die auf geistigem Eigentum und somit auf gesetzlich
geschuetzten Monopolen, beruhen sind meines Erachtens ein grober Fehler.
Insbesondere, da man per Patent ein Monopol vergibt ohne den Inhaber der
sonst ueblichen Kontrolle fuer Monopolisten zu unterziehen.

 
Nils
-- 
May Brute Force be with you


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