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Re: [Debate] FYI: Zensur im Globalen Dorf - das Web und dieMeinungsfreiheit



Hi Florian,

On Sat, 26 May 2007, Florian Weimer wrote:

> * Lutz Donnerhacke:
> 
> > Warum eigentlich? Weböffentliche Archive sind doch sei Jahren so üblich, daß
> > auf geschlossene Archive explizit hingewiesen wird.
> 
> Ein Teil des Problem ist, daß der Absender nicht erkennen kann, ob im
> Cc: nicht doch eine webarchivierte, offene Mailingliste steht.
 
Verstehe ich nicht. Eine geschlossene Liste sollte im Reply-To die Liste 
haben, da sie geschlossen ist, braucht es keine CCs.

> Es gibt jemanden, der deswegen Leute zeitbeschränkt von seinen Listen
> wirft, wenn sie Nachrichten schicken, die sowohl an öffentliche, als
> auch an geschlossene Listen gehen. Die Problematik ist durchaus
> vorhanden, auch bei technisch versierten Nutzern. (Es geht in dem Fall
> aber um Geheimschutz und nicht informationelle Selbstbestimmung.)

Wer aus geschlossenen Listen zitiert, veroeffentlicht damit etwas, was 
nicht oeffentlich gemacht werden soll. Ich suche gerade nach den deutschen 
Entsprechungen fuer leak und whistle blower;-).. Geheimnisverrat klingt so 
fuerchterlich nach Hochverrat, aber ganz so hoch anhaengen muss man es ja 
nicht..

So werde ich mich hueten, die hochgeheimen Mails aus der geschlossenen 
Liste meines Bogensportvereins hier zu veroeffentlichen.. keine Ahnung, 
wie rechtsrelevant das waere, aber zunaechst mal waere es ein 
Vertrauensbruch.

Ich weiss nicht, wie ich mich dazu verstaendlich machen soll.. neben 
Handlungen, die rechtlich ahnbar sind, gibt es ja durchaus einen ethischen 
Kodex, der in gewisser Weise selbstregulierend in unserer Gesellschaft 
wirkt. Und zu einem grossen Teil funktioniert das auch, und braucht 
eigentlich nicht unbedingt eines rechtlichen Rahmens.

So werden viele Dinge auf Mailinglisten sozusagen "tiefergehaengt". Ich 
kenne Diskussionen darueber, ob die Mailadressen unkenntlich gemacht 
werden sollen, und es ist Konsens, dass die Received- und andere 
Felder eines Mailheaders nicht veroeffentlicht werden etc.

Im Gegensatz zu staatlichen Stellen, die auf moeglichst lueckenlose 
Protokollierung aller Daten dringen, und die, wenn sie das flaechendeckend 
betreiben und durchsetzen, eine aeusserst reichhaltige Datensammlung ueber 
ihre Buerger haben, zur Freude verschiedener staatlicher 
Ueberwachungsorgane, denen ich so ausgeliefert bin,

kann ich bei - insular wirkenden - Betreibern von Linux-, Bogenschuetzen- 
und gesellschaftlichen Listen wie dieser hier keine derartige Absicht 
erkennen oder unterstellen.

Anderenfalls waere ich wieder bei der geistigen Haltung aus der 
Stasi-Zeit, bei der man - nicht unbedingt zu Unrecht - staendig mit 
Ueberwachung und Verrat rechnen musste, egal wem man begegnete.

Vielleicht muss man das in Dtl. ja auch. Ich war letztes Jahr das erste 
Mal seit vier Jahren dort, und habe ein Bootshaus gemietet. Bei der 
abschliessenden Schluesseluebergabe zeigte sich, dass mein Vermieter ueber 
eine Steppdecke, die Kinder nach draussen, auf die Hollywoodschaukel, 
geschleppt hatten, und die angelassene 40W-Lampe im Bootsschuppen, als wir 
in die Abenddaemmerung herausruderten, wohlinformiert war. Nachbarn hatten 
ihm das telephonisch mitgeteilt.

Wohl dem, der nicht mehr in solcher Atmosphaere leben muss:-)

Gruss
Peter
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