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Re: http://www.spiegel.de/netzwelt/aktuell/somm_leeb.html



In schulung.lists.fitug-debate you write:
>Den Unterschied zwischen einem Cache, in dem www.hornyteens.com liegt, 
>weil ein User das aufgerufen hat, und einem Server, der vom ISP verwaltet 
>wird, und auf dem eindeutig identifizierte Gruppen und Artikel liegen, 
>finde ich total offensichtlich.

Dann bleibt einem Provider, der Deiner Auslegung folgt, nur die
Installation eines NNTP-Caches wie Dnews.

Dies ist rein aeusserlich ein Newsserver, der genau wie INN das
NNTP- und NNRP-Protokoll spricht. In der internen Funktionsweise
unterscheidet er sich aber vollkommen von INN und gleicht
vielmehr dem Squid als einem gewoehnlichen Newsserver: Der
Newsserver nimmt Requests fuer bestimmte Message-IDs entgegen
und versucht, diesen Artikel von einigen angeschlossenen
uebergeordneten oder parallen Newsservern zu bekommen. Bekommt
er ein Exemplar des gewuenschten Artikels, liefert er ihn ab und
haelt ihn lokal fuer einige Zeit vorraetig. Bekommt er den
Artikel nicht, ist das Pech.

Nach welchen Funktionsprinzip (Push oder Pull) ein Newsserver
arbeitet, ist von aussen nicht feststellbar, sondern erst nach
Untersuchung der jeweilig konkret eingesetzten Software
moeglich. Push oder Pull sind auch keine Eigenschaften der
eingesetzten Protokolle HTTP, NNTP oder NNRP.

Ich faende es als juristischer Laie doch stark verwunderlich,
wenn aufgrund der eingesetzten Softwareversion mit einem mal
unterschiedliche Rechtsnormen gelten wuerden.


Technischer Ausblick:

Die Ordnung von News in Newsgroup sind auch keine Eigenschaft
des verwendeten Systems, sondern eine Begrenzung der derzeit
erhaeltlichen Software, die in diesem Moment behoben wird. Mit
neueren Versionen von INN, die auch richtiger
Datenbanktechnologie basieren, wird man Artikel nicht nur nach
Newsgroups, sondern auch nach anderen wuenschenswerten Kriterien
requesten koennen.

Die exponierte Stellung von Newsgroups als Sortierkriterium wird
dann an Bedeutung verlieren, zumal viele Newsteilnehmer
inzwischen mit Hilfe ihrer Killfiles nach ganz anderen Kriterien
lesen: Ich zum Beispiel orientiere mich fast ausschliesslich an
Autorennamen, um interessante Threads zu finden und rolle die
Threads dann vom Anfang an auf. Lutz Donnerhacke dagegen las,
einem aelteren Killfile nach zu urteilen, News fast
ausschliesslich nach Threads/Subjects sortiert.


Rat eines Informatikers und Nichtjuristen:

Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die einzigen Fixpunkte in
solchen Kommunikationssystemen mit ihren schnell veraenderlichen
Technologien, unterschiedlichsten Cache-Mechanismen, variablen
Speicherorten und umfangreichen Selektionssystemen die Autoren
und die Konsumenten von Inhalten sind. Jede rechtliche Regelung,
die genug Bestand haben soll, dass sie nicht vor der Schaffung
des ersten Praezendenzfalles schon veraltet ist, muss sich an
nichtechnischen Kriterien festmachen und moeglichst dicht an die
Endpunkte der Kommunikation herangehen, d.h. sich mit Autoren
und Konsumenten beschaftigen. Die Infrastrukturkomponenten der
verschiedenen OSI-Schichten (Telekommunikationsanbieter,
Internet Access Provider, Internet Service Provider, Internet
Content Gestalter, Serverhoster) muessen moeglichst weit aussen
vor gelassen werden, um sich nicht an technische Variablen zu
binden, die in den derzeitigen Innovationszyklen sehr schnell
aendern koennen.

Kristian