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Re: Religionen



In schulung.lists.fitug-debate you write:
>Da schreibt etwa jemand (Gunnar oder pi), die katholische Kirche
>habe Millionen Tote auf dem Gewissen.  An was für Wertvorstellungen
>wird die katholische Kirche hier gemessen?  An solchen, die in den
>meisten Kulturen dieser Welt über Jahrhunderte _religiös_ begründet
>werden.  An Wertvorstellungen, die im übrigen Teil des christlichen
>Glaubens sind, ganz gleich, welche Ausprägung er annimmt.

>Diese Wertvorstellungen werden hier im übrigen auch von den offen
>antireligiös argumentierenden nicht in Frage gestellt.

Weil es sich um Wertvorstellungen handelt, die auch extern
begruendet in sich konsistent sind und als Generatoren fuer
nachhaltig funktionierende und menschenwuerdige Gesellschaften
dienen koennen. Die Frage "Was ist richtig und gut?" ist ja im
Laufe der Geschichte vielfach beantwortet worden, meistens im
Paket mit einer Welterklaerung oder einer Ideologie.

Einige dieser Antworten haben sich weltweit besser durchgesetzt
als andere, sie werden sogar von denen respektiert, die sich der
mitgelieferten Welterklaerung oder Ideologie nicht anschliessen
koennen. Das kann nur sein, weil die Wertvorstellungen auch ohne
die Marketingbeigaben Welterklaerung/Ideologie aus sich selbst
heraus Wert haben.

Dazu muessen sie (jedenfalls unter den Metaregeln der
Ethikphilosophen) immerhin soweit in sich widerspruchsfrei sein,
dass sie als schnelles Beurteilungssystem von Sachverhalten
tauglich sind (das ist zunaechst einmal wertfrei und wuerde z.B.
auch fuer nationalsozialistisches Gedankengut gelten). Danach
muss man ein solches Wertesystem zur Erzeugung einer nachhaltig
funktionierenden Gesellschaftsstruktur verwenden koennen - es
muss also vollstaendig genug sein, um auf alle Bereiche des
taeglichen Lebens anwendbar zu sein (funktionsfaehig) und es
muss eine Gesellschaft erzeugen koennen, die auch ohne Expansion
bzw. Raubbau ueberlebensfaehig ist (nachhaltig). Und
schliesslich der entscheidende Punkt: Das muss Ergebnis muss
menschenwuerdig sein, d.h. letztendlich laeuft es darauf hinaus,
dass es eine Gesellschaft erzeugen muss, in der ich an jeder
Position in dieser Gesellschaft leben koennen moechte (Und diese
letzte Erklaerung ist besonders elegant, weil sie ohne externe
Bewertungsinstanzen auskommt und dennoch eine funktionsfaehige
und schnell anwendbare Trennregel fuer "gut" und "boese"
darstellt - es handelt sich letztendlich um eine kaum getarnte
Anwendung des kategorischen Imperatives).

>Insbesondere verweist er darauf, daß Scientology
>eben _nicht_ (wie etwa das Christentum) letztlich jedem Menschen den
>gleichen Wert zubillige, sondern die Vernichtung von Gegnern
>rechtfertige.

Ebend, bei der Nachhaltigkeit und vor allen Dingen hier fliegt
Co$ raus.

Kristian