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Re: [FYI] Privatisierung ARD und ZDF



Holger: 
>... Die Pauschalekligkeit
> der Unkraeuter ist freilich die Ueberspitzung des Gutmenschentums,
> der Bildung noch im klassisch-humanistischen Sinne sieht und fuer 
> den ein Shakespeareloser Zlatko ebenso ein Graus ist wie ein
> entbloesster Juliabusen in der Nachtigal&Lerche-Szene einer modernen
> Inszenierung

Es ist nun nicht so, das alle, die zu diesem Urteil kommen, dies
aus dogmatischen Gründen tun.  Manche hinterfragen ja auch
Motivation/Einstellung der o.g. Urheber 'schlechten Geschmacks'.
Frappierend natürlich die Ähnlichkeit von Zlatko-Äußerungen bzw.
Inszenierungs-Szenen mit modernen Werbesprüchen und -bildern.
Ebenso erhellend die Ähnlichkeiten des pauschalen Listenschreibstils
mit mehr oder weniger gekonnten Zeitungsartikeln (Kurzmeldungen
repräsentieren die Rätselecke).

Garbage In, Garbage Out.

> > Korruption als inhärente Eigenschaft dynamisch stabiler Organisationen?
> > Wenn das wahr wäre (URL?), wäre Woolsey's Echelon-Entschuldigung
> > widerlegt.
> 
> Korruption im Sinne von "etwas korrumpieren" d.h. das System zerstoeren oder
> "sich selbst korrumpieren lassen", d.h. im System auf eigenen Vorteil
> hin arbeiten?

Ich meinte hier Letzteres.

> Beide Interpretationen sind interessant, dahingehend, dass reale Systeme
> (stabil?) dazu tendieren zu degenerieren, wenn keine aeusseren Einfluesse
> eine weitere Entwicklung bewirken. Man kann Degeneration durchaus auch
> als eine Optimierung auf ein immer enger werdendes Biotop hin ansehen;
> das System wird anfaelliger. Auch wieder interessant ist dabei allerdings,
> dass wir hier in der gesellschaftlichen Realitaet jetzt gerade das umgekehrte
> Phaenomen feststellen: die Bandbreite wird hoeher, wenn man die durch
> Tittitainment befriedigten Grundbeduerfnisse herausrechnet. Die alten
> Stereotype wie den Mittelstand, den Besserverdienenden (weil besser 
> Ausgebildeten - hat den Staat was gekostet, was das veraltete Modell einer
> deswegen erhoehten Steuerlast rechtfertigt), den Intellektuellen, etc.
> gibt es so nicht mehr; jeder gehoert zu einer Vielzahl von Gruppierungen.
> Damit ist aber auch das alte Kultur-Paradigma nicht mehr ohne weiteres
> anwendbar - die Konsumenten konsumieren schon, aber nicht mehr 
> notwendigerweise das Konsumprodukt Bildung - und das Schlimme aus der
> Sicht der Haendler dieser Ware ist, es klappt auch ohne diesen Besitz.
> Dies relativiert den Wert der Ware natuerlich.

Nett gesagt.  Sie wird entwertet, obwohl ihr Wert ist, die Bandbreiten-
erhöhung überhaupt erst möglich zu machen.  So gesehen muss die
Werbewirtschaft sich durchaus fragen lassen, ob sie den Ast absägen
will, auf dem sie sitzt.

> Beobachtbar ist indes auch ein Trend zu Extrempositionen - keine Frage,
> wo die Bandbreite hoeher ist, differenzieren sich auch die Pole weiter
> heraus.

Müssen sich vielleicht die Techniker dieselbe vorige Frage stellen?

> Wenn ich also, Fazit der Beobachtung, in dieser Diskussion eher dazu
> tendiere, ARD und ZDF den Zwangsgeldhahn zuzudrehen, dann ist dies nicht
> billiger Populismus oder Denken an den eigenen Geldbeutel, sondern eher
> ein Aufgeben der Frage, ob die Gesellschaft westlicher Praegung ueberhaupt
> noch des Konzepts der (Allgemein-)Bildung bedarf. Die Frage, ob jemand
> sich diese Ware kaufen sollte oder nicht, kann, selbst wenn ich selbst
> Haendler und Konsument dessen bin, IMHO nicht mehr allein durch eine
> kleine Intelligenz-Nomenklatura entschieden werden. 

Die Entscheidung, autodidaktisch tätig zu werden, ist eine
individuelle, und entstand in meinem Fall durch die Unmöglichkeit,
mit mittl. Reife studieren zu können bzw. völlig fehlende IT-Pädagogen
in den Achtzigern.  Bei der Mehrheit der Medieninkompetenten handelt
es sich um Leute, die sich nicht mal vorstellen können, außer dem
einmal gelernten Beruf mehr zu lernen, geschweige denn zu studieren,
geschweige denn autodidaktisch tätig zu werden.  Ausser sie werden
elementar motiviert, ohne dass sie es wissen oder wollen würden,
sagt die Werbung.  Das Funktionieren anderer Mittel konnte IMHO nicht 
bewiesen werden.

> Die Umbrueche, die wir jetzt beim Uebergang zur Internet-Weltgesellschaft
> erfahren, von einer Neudefinition der Begriffe des Besitzes (Copyright,
> Patente) bis zur Frage der Freiheit des Wissenserwerbs und der Information
> (Nazi- und Porno-Seiten) und letztlich der individuellen Autonomie des
> Menschen haengen unmittelbar mit der Frage zusammen, wie wir das
> Menschsein selbst verstehen. Ich stelle mehr und mehr fest, dass
> die westliche Definition nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.

Siehst Du eine Entwicklung in Asien, die ich nicht sehe?


ralf
-- 
http://ME.IN-berlin.de/~rws/