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Re: Artikel: Gefangen im Internet



x-no-archive: yes

Hallo Kristian,

On Wed, 20 May 1998 20:34:50 +0200 (CEST), you wrote:
Am Wed, 20 May 1998 20:34:50 +0200 (CEST) hast Du geschrieben:

>Und jetzt reden unsere Juristen (und Du) einer
>Verantwortlichkeit des ISP, des Webspace Providers, des Content
>Providers oder des Image Providers das Wort. Warum? 

>Weil es Euch
>zu viele Autoren sind und Ihr die nicht alle kontrollieren
>koennt? Weil Ihr deswegen die Anzahl der Kontrollstellen
>reduzieren wollt, damit das Problem fuer Euch leichter
>beherrschbar wird?

Ganz genau: 
Wie will man 5, 10, 20, 100 Millionen Autoren kontrollieren und
sanktionieren ?
Das Argument, im Internet ist der Autor eines Postings, einer Webseite
verantwortlich zu machen, der User dieser Inhalte als selbstständig
handelnder und selektierender Navigator anzusehen, untergräbt die
Möglichkeit des Staates, dieses größte und unahängigste Kommunikationsmedium
zu kontrollieren, Strafrecht zu setzen und ausführen zu lassen und
unterhöhlt die Möglichkeit, eine Legitimation für den staatlichen Zugriff
herbeibasteln zu können - man bedenke nur dabei die Möglichkeiten des
anonymen Webpublishings und Remailens - 
also muß man das Argument neutralisieren, bzw. anstelle der Millionen einige
Stellvertreter setzen, weshalb ein massiver Konzentrationsprozess (als
Ideal: der Staat als einziger Provider, oder ein einziger Provider unter
staatlicher Aufsicht) aus "Law enforcement" Perspektive, nicht der
marktwirtschaftlichen, geradezu willkommen sein muß.
Die kleine Gruppe der Provider/Onlinedienste wird dabei zum zweiseitigen
Stellvertreter: stellvertretend wird dieser für die Inhalte der Millionen
verantwortlich und haftbar gemacht, stellvertetend für die staatlichen
Moral- und/oder Kontrollpolitiker, Internetkontrollbehörden usw, gibt der
Provider als Outsourcing-Erfüllungsgehilfe staatlicher Zensur-, Kontroll und
Regelungswünsche den Druck an die Millionen weiter.
Aber diese Umkehrung muß sich ja erst einmal in den Köpfen festsetzen und
für diesen langen Prozess braucht man einen Herrn Somm.
 
Ciao
Kai